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GMDS 2014: 59. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

07. - 10.09.2014, Göttingen

Auf dem Wege zu einem Evidenzbasierten Dokumentationsprogramm für Klinische Krebsregister und Organzentren.

Meeting Abstract

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  • W. Voigt - Universitätsklinikum Ulm, Ulm
  • P. Kuhn - Universitätsklinikum Ulm, Ulm
  • E. Kuhn - FH Trier, Trier
  • C. Welke - Universitätsklinikum Ulm, Ulm

GMDS 2014. 59. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Göttingen, 07.-10.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocAbstr. 306

doi: 10.3205/14gmds225, urn:nbn:de:0183-14gmds2259

Veröffentlicht: 4. September 2014

© 2014 Voigt et al.
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Gliederung

Text

Einleitung und Fragestellung: Der Nationale Krebsplan (NKP) wurde im Juni 2008 vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) ins Leben gerufen [1]. Ziel ist es, die Maßnahmen auf dem Gebiet der Krebsbekämpfung zu koordinieren und zu bündeln. Im Handlungsfeld 2 „Weiterentwicklung der onkologischen Versorgungsstrukturen und der Qualitätssicherung“ kommt den Klinischen Krebsregistern (KKR) besondere Bedeutung zu. Sie sollen die Erfassung qualitativ hochwertiger und aussagekräftiger Daten ermöglichen. Am 09.April 2013 ist das Gesetz zur Weiterentwicklung der Krebsfrüherkennung und zur Qualitätssicherung durch klinische Krebsregister (KFRG) in Kraft getreten und seit Februar 2014 liegt der 1. Entwurf des einheitlichen, verbindlichen onkologischen Basisdatensatzes für alle Krebsarten vor, der in allen Bundesländern eine vergleichbare Erfassung und Auswertung von Krebsbehandlungen sicherstellt. Es muss nun eine Software gefunden werden, die Datenerfassung evidenzbasiert, effektiv und unter Vermeidung von Doppelerfassung ermöglicht.

Material und Methoden: Die Evidence based Medicine (EbM), ist eine jüngere Entwicklungsrichtung in der Medizin, und fordert dass bei einer medizinischen Behandlung patientenorientierte Entscheidungen nach Möglichkeit auf der Grundlage von empirisch nachgewiesener Wirksamkeit getroffen werden sollen [2]. Was bedeutet dies übertragen auf das Dokumentationsprogramm und wie kann man die Evidenz eines Programmes feststellen? Die Evidenz erfordert einen ständigen Prozess, der wie folgt beschrieben werden kann:

Der Nutzer (Politiker, Mediziner, Patient…) definiert die Ziele (Auswertungen, Statistiken, Kennzahlen zur Versorgungsqualität, Meldung an Landeskrebsregister…). Der IT-Spezialist setzt diese zusammen mit den Fachleuten (z.B. Mediziner, Statistiker) in ein Softwareprogramm um (Tumordokumentation, Auswerteprogramme). Diese werden implementiert und in der Anwendung erprobt. Das Ergebnis (die Registerdaten bzw. die Auswertungen) wird mit den Nutzern diskutiert und führt unter Umständen zu Verbesserungsvorschlägen und stoßen den Prozess von vorne an. Dies geschieht auch jedes Mal, wenn sich die Vorgaben auf Grund eines Ereignisses ändern (z.B.: das KFRG, Neue Evidenz basierte Leitlinien zur Kennzahlerfassung).

Wir haben am KKR des Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU) ein Programm entwickelt, das die Basisdokumentation (bisher nach dem ADT Datensatz) und die Dokumentation der Organzentren (Kennzahlen der Zertifizierung) ermöglicht: CREDOS (Cancer Retrieval Evaluation and Documentation System) [3]. Dieses Programm wird inzwischen in einer Kooperation an 15 Einrichtungen eingesetzt und gemeinsam weiterentwickelt. Auf den jährlichen Benutzertreffen werden im Sinne des oben beschriebenen Kreislaufs die Änderungen mit dem Dokumentations- und dem IT-Personal besprochen und in einem Protokoll festgelegt. Die Kooperationspartner finanzieren das Personal für die Wartung, Pflege und Weiterentwicklung des Programms, so dass eine möglichst zeitnahe Anpassung an gesetzliche (KFRG Datensatz) und fachwissenschaftliche (DKG/ ADT Leitlinien) Forderungen gewährleistet werden kann. Die Evidenz kann nachgewiesen werden:

1.
über die Zufriedenheit der Benutzer, (Fragebogen),
2.
über die Qualität des Programmes (Funktionalität, Benutzerfreundlichkeit, Datensparsamkeit, Effektivität, Plausibilitäten) und
3.
über die Nutzung der erhobenen Daten (Meldung an regionale und nationale Krebsregister; Teilnahme an der Bundesweiten Qualitätskonferenz)

Ergebnisse:

Zu 1.) Die Zufriedenheit der Benutzer wird über einen Fragebogen ermittelt und das Ergebnis diskutiert.

Zu 2.) Das System Design (KIS Integration, Einfache Erweiterung für neue Organzentren durch Baukastenprinzip) und der Prozess der Anpassung an neue Anforderungen wird ausführlich dargestellt.

Zu 3.) Der Nutzen der Daten wird dargestellt an Hand der Meldestatistiken des Baden-Württembergischen Landeskrebsregisters, die Statistik der unterstützten Zertifizierungen und der Ergebnisse der Teilnahme der Kooperationspartner an der bundesweiten Qualitätskonferenz.

Diskussion: Unser Modell der CREDOS Kooperationspartner kommt den Anforderungen der EBM sehr nahe. Es unterstützt die Datenregistrierung auf die bestmögliche Art und ermöglicht den KKR die Generierung von Daten zur Qualitätssicherung. Es ist der 1. Baustein für eine aussagekräftige Qualitätsberichterstattung. Aber es ist noch ein weiter Weg bis zur Kontrolle und Sicherstellung der bestmöglichen Behandlung des Tumorpatienten.

Als nächstes muss die Qualität, d.h. die Belastbarkeit der erfassten Daten untersucht werden. Wo liegen die Risiken und die Einflussfaktoren? Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang die Qualität des Erfassungsprogramms (KIS Integration, Plausibilitätsprüfungen), die Organisation der Dokumentation (zentral, dezentral), die Organisation der Dokumentare (zentral, dezentral), Die Erfahrung, Ausbildung und Fortbildung und Motivation der Dokumentare?


Literatur

1.
Nationaler Krebsplan. Bundesministerium für Gesundheit [aufgerufen: 30.3.2013]. Verfügbar unter: http://www.bundesgesundheitsministerium.de/praevention/nationaler-krebsplan/ Externer Link
2.
Sackett DL, Rosenberg WMC, Gray JAM, Haynes RB, Richardson WS. Evidence-based Medicine: What It Is and What It Isn’t. British Medical Journal. 1996; 312:71–2.
3.
Tumordokumentation CREDOS. CCCU - Klinisches Krebsregister [aufgerufen: 30.3.2013]. Verfügbar unter: http://www.uniklinik-ulm.de/struktur/zentren/cccu/home/kkr/software/tumordokumentation-credos.html?no_cache=1 Externer Link
4.
Einheitlicher Onkologischer Basisdatensatz. ADT; GEKID [aufgerufen: 30.3.2013]. http://www.tumorzentren.de/tl_files/dokumente/Module zum Basisdatensatz/ADT_GEKID_Basisdatensatz.pdf Externer Link
5.
Bundesweite Onkologische Qualitätskonferenz 2014. KoQK [aufgerufen: 30.3.2013]. http://www.koqk.de/id-2014.html Externer Link