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GMDS 2014: 59. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

07. - 10.09.2014, Göttingen

Inanspruchnahme von Biologika zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis: Ergebnisse einer Markov-Modellierung

Meeting Abstract

  • R. Linder - WINEG - Wissenschaftliches Institut der TK für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen, Hamburg
  • U. Schneider - WINEG - Wissenschaftliches Institut der TK für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen, Hamburg
  • A. Harder - WINEG - Wissenschaftliches Institut der TK für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen, Hamburg
  • F. Verheyen - WINEG - Wissenschaftliches Institut der TK für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen, Hamburg
  • U. Schmidt - Christian-Albrechts-Universität zu Kiel - Professur für Finanzwissenschaft, Sozialpolitik und Gesundheitsökonomik, Kiel

GMDS 2014. 59. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Göttingen, 07.-10.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocAbstr. 146

doi: 10.3205/14gmds203, urn:nbn:de:0183-14gmds2033

Veröffentlicht: 4. September 2014

© 2014 Linder et al.
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Gliederung

Text

Einleitung und Fragestellung: Die Behandlung der rheumatoiden Arthritis mit Biologika ist besonders bei schweren Krankheitsverläufen eine der wirkungsvollsten Therapieansätze [1], [2]. In Deutschland sind derzeit neun Biologika zugelassen, wobei direkte Head-to-Head Vergleiche bezüglich der Wirksamkeit und Therapiekosten nicht ausreichend gegeben sind.

Zur Analyse der Biologika-Therapie wird zunehmend eine Markov-Modellierung als Evaluations-Instrument eingesetzt [3]. Die vorliegende Arbeit untersucht, inwieweit diese Methode geeignet ist, um die Therapieverläufe und –kosten der verschiedenen Biologika zu erfassen und zu vergleichen. Dabei wurden die drei innerhalb der Techniker Krankenkasse (TK) umsatzstärksten Biologika Adalimumab, Etanercept und Infliximab untersucht.

Material und Methoden: Das bestehende Verordnungsverhalten der drei Biologika wurde auf Basis von Routinedatenanalysen der TK erfasst und ausgewertet. Dabei wurden erwachsene Versicherte mit der gesicherten Diagnose der rheumatoiden Arthritis und mindestens einer Abgabe der drei Biologika in den Jahren 2009 bis 2011 in die Analyse eingeschlossen. Ausgehend von der ersten Biologika-Abgabe wurden die Biologika-Therapien der Versicherten über einen Zeitraum von einem Jahr erfasst und analysiert. Die daraus generierten Therapieverläufe und Kosten der Biologika dienten ebenso wie die weiteren Gesundheitsausgaben im ambulanten, stationären und Arzneimittelbereich als Input-Parameter für die Markov-Modellierung.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 2.130 Versicherte in die Analyse eingeschlossen. Dabei wurden die Versicherten gemäß des zuerst abgegebenen Biologika-Typs einer Startgruppe zugeordnet. Demnach begannen 46 % der Versicherten ihre Biologika-Therapie mit Adalimumab, 45 % mit Etanercept und 9 % mit Infliximab. Nach dem ersten Therapiejahr verblieben in der Etanercept-Gruppe 51,1 % bei der Ersttherapie, in der Adalimumab-Gruppe 52,7 % und in der Infliximab-Gruppe 28,3 %. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass neben den Biologika-Kosten auch die Gesundheitsausgaben innerhalb der Infliximab-Gruppe am höchsten sind. Nach fünf Jahren prognostiziert das Modell einen ähnlichen Therapie- und Kostenverlauf für die Versicherten der Adalimumab- und Etanercept-Gruppe, wohingegen ein Vergleich zu der Infliximab-Gruppe eine deutliche Heterogenität aufdeckt.

Diskussion: Wenn eine Biologika-Therapie mit Infliximab begonnen wurde, prognostiziert das Modell im Vergleich zu einer Ersttherapie mit Adalimumab und Etanercept deutlich höhere Wechsel- und Abbruchsraten bei gleichzeitig höheren Kosten. Die Ergebnisse aus der Adalimumab-Gruppe deuten auf eine leichte Überlegenheit gegenüber der Etanercept-Gruppe hin. Grundsätzlich eignet sich eine Markov-Modellierung auf Basis der Routinedaten der TK, um den Therapie- und Kostenverlauf der Biologika-Therapie zu analysieren. Für eine detailliertere Einbindung des Patientennutzens bedarf es jedoch zusätzlicher Informationen über den Erkrankungsverlauf und den Schweregrad der rheumatoiden Arthritis.


Literatur

1.
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. S1-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie: Handlungsempfehlungen der DGRh zur sequenziellen medikamentösen Therapie der rheumatoiden Arthritis 2012: adaptierte EULAR Empfehlungen und aktualisierter Therapiealgorithmus; 2012.
2.
Chen YF, Jobanputra P, Barton P, Jowett S, Bryan S, Clark W, Fry-Smith A, Burls A. A systematic review of the effectiveness of adalimumab, etanercept and infliximab for the treatment of rheumatoid arthritis in adults and an economic evaluation of their cost-effectiveness. Health Technol Assess. 2006 Nov;10(42):iii-iv, xi-xiii, 1-229.
3.
Briggs A, Claxton K, Sculpher M. Decision modelling for health economic evaluation. Oxford: Oxford University Press; 2006.