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GMDS 2014: 59. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

07. - 10.09.2014, Göttingen

Bestimmung der Impfquoten der Pneumokokken-Impfung bei Kindern anhand von Abrechnungsdaten der GKV

Meeting Abstract

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  • J. Schiffner-Rohe - Pfizer Deutschland GmbH, Berlin
  • U. Theidel - herescon GmbH, Hannover
  • M. Laurenz - Pfizer Pharma GmbH, Berlin

GMDS 2014. 59. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Göttingen, 07.-10.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocAbstr. 71

doi: 10.3205/14gmds183, urn:nbn:de:0183-14gmds1834

Veröffentlicht: 4. September 2014

© 2014 Schiffner-Rohe et al.
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Gliederung

Text

Einleitung und Fragestellung: Seit Juli 2006 ist die Impfung mit einem Pneumokokken-Konjugatimpfstoff (PCV) von der ständigen Impfkommission (STIKO) in Deutschland für alle Kinder bis zu 24 Monaten empfohlen. Die Impfung besteht aus 4 Dosen, die im Alter von 2, 3, 4 und 11-14 Lebensmonaten verimpft werden sollten. Ziel der Studie war, die aktuellen Impfquoten sowie die Einhaltung der für die Impfung empfohlenen Zeitfenster zu überprüfen.

Material und Methoden: Die Studie war eine retrospektive Datenbankanalyse auf Basis von Abrechnungsdaten einer für Deutschland repräsentativen Stichprobe mit mehr als 4 Millionen gesetzlich Krankenversicherten (GKV). Studienpopulation waren alle Kinder der Stichprobe, die zwischen 1.1.2010-31.12.2010 (Geburtskohorte 2010) respektive 1.1.2011-31.12.2011 (Geburtskohorte 2011) geboren waren und im Beobachtungszeitraum durchgängig versichert waren. Kinder der Geburtskohorte 2010 wurden bis zum vollendeten 24. Lebensmonat beobachtet. Kinder der Geburtskohorte 2011 konnten aufgrund der Datenverfügbarkeit nur bis zum vollendeten 12. Lebensmonat beobachtet werden. Kinder mit mindestens einer dokumentierten Pneumokokkenimpfung (Impfziffer 86118 oder 86120) gelten als geimpft. Kinder mit mindestens drei dokumentierten Impfungen gelten als grundimmunisiert, nach Erhalt der vierten Impfung im 2. Lebensjahr als vollständig immunisiert. Die Impfquote wird als Anteil der Geimpften (grund-, vollständig Immunisierte) in der Studienpopulation ausgewiesen. Die Überprüfung der Einhaltung der Zeitfenster erfolgt individuell durch Vergleich des Alters des Kindes (in Monaten) bei Erhalt der dokumentierten Impfdosis und dem durch die STIKO empfohlenen. Das empfohlene Zeitfenster gilt als eingehalten, wenn Alter bei Impfung und empfohlenes Alter der jeweiligen Impfdosis übereinstimmen. Impfquoten sowie Anteile der Impfungen mit Einhaltung der Zeitpunkte gemäß STIKO-Empfehlung werden für die Geburtskohorte 2010 für alle Impfungen, für 2011 für die Impfungen im ersten Lebensjahr als Punktschätzer [95%-Konfidenzintervall nach Pearson-Clopper] dargestellt.

Ergebnisse: Die Studienpopulation umfasst 31865 (33165) Kinder (Geburtskohorte 2011 in Klammern). 9,9% [9,6; 10,3] (10,7% [10,3; 11,9]) der Kinder haben keine einzige dokumentierte Impfung gegen Pneumokokkenerkrankungen erhalten. 84,1% [83,7; 84,5] (79,1% [78,6; 79,5]) der Studienpopulation ist grundimmunisiert, nur 68,6% [68,1; 69,1] (N.D.) der Kinder haben darüber hinaus im zweiten Lebensjahr die empfohlene 4. Dosis („Booster-Impfung“) erhalten. 25,6% [25,2; 26,1] (26,9% [26,4; 27,4]) der Kinder erhielten die erste Impfdosis wie von der STIKO empfohlen im Alter von 2 Monaten. 19,2% [18,7; 19,6] (20,3% [19,9; 20,7]) der zweiten und 13,2% [12,9; 13,6] (13,8% [13,4; 14,2]) der dritten Impfungen wurden zeitgerecht verabreicht. Die Booster-Impfung wurde in 27,9% [27,4; 28,4](N.D.) der Fälle im vorgesehenen Zeitfenster appliziert.

Diskussion: Die Studie erlaubt aufgrund der Größe und Repräsentativität der Stichprobe eine zuverlässige Schätzung der Pneumokokken-Impfquoten von Kindern in Deutschland. Kodierfehler innerhalb der Datenbank können nicht ausgeschlossen werden, der Effekt auf die Schätzer ist aber als gering anzunehmen. Da der Untersuchung ausschließlich Abrechnungsdaten zur Verfügung standen, konnten keine medizinischen Beweggründe für eine verspätete oder nicht durchgeführte Impfung untersucht werden. Ebenso fehlen Angaben zum soziodemographischen Hintergrund, die bei der Wahrnehmung von Impfungen als Einflussfaktor vermutet werden könnten. Abweichungen der Impfquoten bei privat - oder nicht-versicherten können mit dieser Studie ebenfalls nicht untersucht werden.