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GMDS 2014: 59. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

07. - 10.09.2014, Göttingen

DFG-Nachwuchsakademie „Klinische Studien“ – Evaluation von zeitnaher Teilnehmer-Akzeptanz und mittelfristiger akademischer Verwertungsprofile des Förderinstruments am Beispiel der vierten Ausrichtungsrunde

Meeting Abstract

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  • F. Krummenauer - Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie, Fakultät für Gesundheit der Universität Witten/Herdecke, Witten

GMDS 2014. 59. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Göttingen, 07.-10.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocAbstr. 73

doi: 10.3205/14gmds152, urn:nbn:de:0183-14gmds1525

Veröffentlicht: 4. September 2014

© 2014 Krummenauer.
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Gliederung

Text

Einleitung und Fragestellung: Erstmalig im Jahr 2008 wurde seitens der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) die DFG-Nachwuchsakademie „Klinische Studien“ [1] gefördert. Ziel dieses auf Nachwuchswissenschaftler der medizinischen und zahnmedizinischen Fachdisziplinen ausgerichteten Förderinstrumentes ist deren Schulung für methodische, regulatorische und praktische Belange Klinischer Prüfungen am Wissenschaftsstandort Deutschland, ferner die Vorbereitung auf eine mittelfristig verantwortliche Tätigkeit in diesem Forschungssegment und damit verbundene federführende Folge-Antragstellungen für wissenschaftliche Großvorhaben.

Im Vorfeld der Nachwuchsakademie wird von einer wissenschaftlichen Einrichtung bei der DFG die Übertragung deren Ausrichtung sowie eine hierfür notwendige finanzielle Unterstützung beantragt. Im Falle einer positiven (Förder-)Entscheidung durch die DFG wird dann gemeinsam mit diesem lokalen Ausrichter die Teilnahmemöglichkeit bundesweit ausgeschrieben; die eingehenden Bewerbungen werden einem Peer Rewiew unterzogen. Neben der schon bestehenden und absehbaren wissenschaftlichen Qualifikation der Bewerber/innen steht bei der Begutachtung eine einzureichende Projekt-Synopse zu einem geplanten Forschungsvorhaben im Vordergrund.

Die Nachwuchsakademie selbst bietet dann eine Intensivschulung sowie individuelle Unterstützung bei der Ausarbeitung eben dieses Forschungsvorhabens durch ein multidisziplinäres Mentoring klinischer, methodischer und regulatorischer Ansprechpartner. Das so optimierte Projektvorhaben kann dann von Teilnehmer/innen in Form eines Sachbeihilfe-Antrags zur Förderung bei der DFG vorgelegt werden. Hierbei besteht pro Teilnehmer/in eine Fördermöglichkeit im Rahmen von bis zu circa 60.000 €; angestrebt sind Förderungen entsprechend einjähriger Rotationsstellen z.B. zur Realisierung einer Pilotstudie eines weit umfangreicheren Folgevorhabens.

Diese individuell förderbaren „Akademie-Projekte“ charakterisieren das mittelfristige Ziel der Nachwuchsakademie „Klinische Studien“ neben der Weiterqualifikation der Teilnehmer/innen: Diese sollen mittels eines optimierten Vorläuferprojekt vorbereitet werden auf eine nachfolgende Antragstellung für Großvorhaben etwa im Rahmen der „clinical trials“-Förderprogramme von DFG und BMBF.

Gleichzeitig kann und muss sechs Jahre nach Einführung dieses Förderinstruments dessen mittelfristige Wirksamkeit und Nachhaltigkeit beleuchtet werden: Nach Bad Nauheim (2008), Mannheim (2009), Würzburg (2010) und Witten/Herdecke (2012) sind inzwischen vier Ausrichtungen dieses Förderinstruments erfolgt. Am Beispiel der vierten Ausrichtungsrunde sollten sowohl die zeitnahe Einschätzung der Teilnehmer/innen zum Nutzen der DFG-Nachwuchsakademie „Klinische Studien“ evaluiert werden wie auch das aus diesen Teilnahmen inzwischen erwachsene akademische Verwertungsprofil.

Für die Durchführung wie auch das sich aktuell anschließende Evaluationsvorhaben sei explizit Herrn Dr. Frank Wissing (Referat Lebenswissenschaften der DFG) für dessen kontinuierliche Unterstützung und Begleitung gedankt.

Material und Methoden: Im Zeitraum Januar–März 2012 wurde an der Fakultät für Gesundheit der Universität Witten/Herdecke die vierte DFG-Nachwuchsakademie „Klinische Studien“ ausgerichtet. Auf deren Ausschreibung zur Teilnahme im August 2011 [2] erfolgten 202 Bewerbungen, unter denen sämtliche deutschen Bundesländer vertreten waren. Entlang eines doppelten Peer Review wurden daraus die 20 bestqualifizierten respektive vielversprechendsten Teilnehmer/innen und Projekte identifiziert und zur Teilnahme an der Nachwuchsakademie eingeladen. Entlang einer einwöchigen Intensivschulung im Januar und einer individuellen Anleitung zur Antragstellung an die DFG im März 2012 – in beiden Wochen unter aktiver Einbindung der zuständigen DFG-Referenten – wurden diese 20 Teilnehmer/innen dann auf die ab April 2012 mögliche Sachbeihilfe-Antragstellung an die DFG vorbereitet.

Am Ende dieser „Akademie-Wochen“ wurden die Teilnehmer/innen gebeten, einen anonymen Fragebogen zur persönlichen Einschätzung des Nutzens der erlebten Schulungen sowie zu deren didaktischer und logistischer Umsetzung auszufüllen. Dieser Fragebogen umfasste 12 Items zu fest vorgegebenen Qualitätskriterien der Schulung, welche entlang einer vierstufigen Liekert-Skala erhoben wurden („trifft gänzlich/ziemlich/wenig/gar nicht zu“). Ferner wurden Globalnoten in der sechsstufigen Skala „sehr gut“–„ungenügend“ für die Kriterien „Inhalt“, „Lerneffekt“ und „Verständnis“ erhoben, abschließend konnten Freitextkommentare erfolgen.

Von den 20 Teilnehmer/innen haben 14 im Jahr 2012 einen Sachbeihilfe-Antrag an die DFG gerichtet auf Basis der unter Anleitung feinkonturierten „Akademie-Projekte“; hiervon wurden 8 bewilligt. Als primärer Endpunkt der kurzfristigen Teilnehmer-seitigen Akzeptanz der Nachwuchsakademie wurde die Globalnote zum „Lerneffekt“ festgelegt, als primärer Endpunkt der mittelfristigen Wirksamkeit die im zweijährigen Zeitraum 07/2012–07/2014 erwirkte publikatorische Verwertung aus den zur Förderung beantragten „Akademie-Projekten“ (irrespektive der DFG-seitigen Förderentscheidung). Der letztgenannte Endpunkt wurde parametrisiert als individuelle Summe von Impakt-Faktoren aus zu diesen Projekten erwirkten Publikationen. Als sekundärer Endpunkt wurde das Einreichen mindestens eines Folge-Antrages zum „Akademie-Projekt“ bei einem öffentlichen Förderer innerhalb des oben genannten Zeitraums festgelegt.

Beide Endpunkte wurden mit Blick auf die explorative Fragestellung zur Bewertung des Förderinstruments lediglich deskriptiv ausgewertet (mittels SPSS® Version 21 für Windows®).

Ergebnisse: Der primäre Endpunkt zur kurzfristigen Teilnehmer-seitigen Akzeptanz konnte am letzten Tag der „Akademie-Woche“ für 17 der 20 Teilnehmer/innen ausgewertet werden: Es ergab sich zum „Inhalt“ die mittlere Benotung 1.5 (10x „sehr gut“, 5x „gut“, 2x „befriedigend“), zum „Verständnis“ die mittlere Benotung 1.4 (10x „sehr gut“, 7x „gut“) sowie zum primären Endpunkt „Lerneffekt“ die mittlere Benotung 1.7 (9x „sehr gut“, 5x „gut“, 3x „befriedigend“); für alle Zielkriterien lautete die mediane Benotung „sehr gut“. Auch sämtliche weiteren Items zur Bewertung der Veranstaltung wurden in positiver Tendenz beantwortet von jeweils mindestens 3/4 der Antwortenden.

Der primäre Endpunkt zum mittelfristigen akademischen Verwertungspotential der „Akademie-Projekte“ kann jedoch erst 08/2014 verbindlich bestimmt werden. Eine einjährige Interimanalyse im August 2013 ergab, dass erst für zwei der 14 Antragsteller/innen eine Publikation bei einer Fachzeitschrift angenommen war. Sämtliche der weiteren 12 Antragsteller/innen berichteten jedoch, nach diesem einjährigen Zeitfenster schon in der Erstellung einer ersten Publikation zum „Akademie-Projekt“ begriffen zu sein respektive diese bereits eingereicht zu haben.

Diskussion: Das Förderinstrument DFG-Nachwuchsakademie „Klinische Studien“ wurde seit 2008 viermalig an deutschen Fakultäten für Medizin respektive Gesundheit ausgerichtet; die Bewerberzahlen zeigen dessen hohe Akzeptanz in den Fakultäten und die damit verbundene Wahrnehmung des Instruments als nachhaltig erwartbare Investition in den eigenen wissenschaftlichen Nachwuchs. Gleichzeitig besteht eine Diskussion zur langfristigen Perspektive des Förderinstruments mit Blick auf dessen „Wirksamkeit“. Vor diesem Hintergrund wurde am Beispiel der vierten Ausrichtungsrunde versucht, dieser Diskussion erstmalig eine quantitative Rationale zu verleihen.

Offen ist derzeit noch eine robuste Bewertung des durch die Akademie induzierten akademischen Verwertungsprofils: Erst frühestens zwei Jahre nach Förder-Antragstellung können ernsthaft international sichtbare Publikationen von den Teilnehmer/innen erwartet werden, vermutlich auch frühestens in diesem Zeitrahmen eine Folge-Antragstellung zu Großvorhaben. Dennoch zeigen bereits die Ergebnisse einer interimen Analyse zum einjährigen Zeitfenster nach Antragstellung eine ermutigende Tendenz.


Literatur

1.
DFG Nachwuchsakademie. http://dfg.de/foerderung/programme/einzelfoerderung/nachwuchsakademie/index.html Externer Link
2.
Vierte DFG-Nachwuchsakademie „Klinische Studien“. http://www.dfg.de/foerderung/info_wissenschaft/archiv/2011/info_wissenschaft_11_38/index.html Externer Link