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53. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

15. bis 18.09.2008, Stuttgart

Integration wissensverarbeitender Funktionen in ein System zur mobilen Visite

Meeting Abstract

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  • Frank Kramer - Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Deutschland
  • Reinhold Sojer - Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Deutschland
  • Hans-Ulrich Prokosch - Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 53. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds). Stuttgart, 15.-19.09.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. DocSTUD2-5

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2008/08gmds254.shtml

Veröffentlicht: 10. September 2008

© 2008 Kramer et al.
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Gliederung

Text

Einleitung und Fragestellung

Am Universitätsklinikum Erlangen (UKER) wurde im Rahmen zweier Diplomarbeiten ein System zur Erfassung medizinischer Daten für die Patientenvisite auf Basis von WLAN-Technologie und Tablet-PCs entwickelt [1], [2]. Das System zur mobilen Visite erlaubt, die computergestützte Erfassung und Darstellung von Vitaldaten und Medikation an mobilen Tablet-PCs vorzunehmen. Die Vorzüge des elektronischen Klinischen Arbeitsplatzes rücken damit bis an das Krankenbett heran. Die Qualität der Patientenversorgung kann zusätzlich durch den Einsatz von computerbasierten entscheidungsunterstützenden Systemen (Clinical Desicion Support Systems – CDS Systeme) verbessert werden [3], [4]. Solche Systeme können unter anderem für die frühzeitige Intervention bei unerwünschten Arzneimittelwirkungen und bei der Vermeidung von Wechselwirkungen zwischen Medikamenten oder Allergien gegen bestimmte Inhaltsstoffe von Medikamenten erfolgreich eingesetzt werden [5], [6], [7]. Die Integration von wissensverarbeitenden Funktionen in das System zur mobilen Visite eröffnet die Möglichkeit eine Entscheidungsunterstützung (Verordnung eines Medikaments) oder ein Entscheidungsmonitoring (Warnung aufgrund pathologischer Laborwerte in Zusammenhang mit einer Arzneimittelverordnung) direkt am Point-of-Care anzubieten. Im Rahmen dieser Arbeit wurde ein am UKER entwickeltes System zur Ausführung wissensverarbeitender Funktionen [8] in die mobile Visite integriert.

Material und Methoden

Das System zur mobilen Visite ist eine Java-basierte Service Orientierte Architektur (SOA), in der ein zentraler Server mittels eines proprietären Protokolls über WLAN Daten mit den TabletPCs austauscht. Ein am UKER implementiertes System zur Ausführung wissensverarbeitender Funktionen stellt Medical Logical Modules (MLM) gemäß der Arden Syntax [9] in Form von Enterprise Java Beans zur Verfügung. Die für die Ausführung der MLM benötigten Trigger-Ereignisse werden in Form von HL7-Nachrichten durch die Erlanger Kommunikationsdrehscheibe [10] bereitgestellt und an die wissensverarbeitenden Funktionen übergeben.

Ergebnisse

In dieser Arbeit wurde ein lose gekoppeltes System implementiert, dass bei eintreffenden Laborbefunden bzw. Medikationsdaten wissensverarbeitende Funktionen ausführt und die Ergebnisse an das System zur mobilen Visite weiterleitet. Die lose Kopplung ist aufgrund möglicher Netzwerkunterbrechungen bedingt durch die begrenzte WLAN Abdeckung auf Station erforderlich.

Die zentrale Komponente des hier vorgestellten Systems ist ein Ereignismonitor (vgl. Abbildung 1 [Abb. 1]), basierend auf J2EE Technologie, der den sicheren Nachrichtenaustausch zwischen den einzelnen Komponenten und Systemen gewährleistet. Damit die eingehenden Daten durch das MLM semantisch korrekt interepretiert werden können, wurde ein Terminologie Server (Terminology-Mapper) implementiert, der Bezeichner für Labordaten auf den LOINC abbildet. Diese werden der Ausführungsschicht übergeben, welche die Aufrufe der wissensverarbeitenden Funktionen kapselt und die Ergebnisse an das System zur mobilen Visite weiterleitet. Beispielhaft wurden Funktionen für die Berechnung der Ausscheidungskapazität der Niere anhand der nierengängigkeit der zu verordnenden Arzneimittel zusammen mit aktuellen Patientendaten aus dem System VMobile und dem Labor implementiert.

Diskussion

Die Funktionalität der erstellten Komponenten ist vergleichbar mit dem Ereignismonitor am Columbia Presbyterian Medical Center in New York (CPMC) [11], allerdings ist der Aufbau grundsätzlich verschieden. Im Gegensatz zur engen Kopplung, direkten Integration und Verzahnung der Systeme im CPMC wurde hier ein Ansatz gewählt um eine möglichst lose Kopplung zu erreichen. Damit konnte die Ausfallssicherheit des Gesamtsystems, bedingt durch im Funktschatten befindliche Clients, verbessert werden. Gleichzeitig wird die Anbindung von weiteren Subsystemen in den Clinical Event Monitor unterstützt. Der implementierte Terminologie Server bildet - durch die konsequente Verwendung von Standards wie ATC im Arzneimittelverordnungsbereich, und LOINC im Bereich der Übermittlung von Laborbefund-Ereignissen - ein Fundament für zukünftige Erweiterungen.


Literatur

1.
Hemer F. Entwicklung eines Tablet PC GUIs als Teil einer Softwareprototypenentwicklung zur mobilen Visite. [Diplomarbeit]. Darmstadt: Private Fern-Fachhochschule Darmstadt; 2005.
2.
Kiachopoulos I. Konzeption und prototypische Implementierung eines Kommunikationsproxyservers für ein System zur mobilen Visite. [Diplomarbeit]. Erlangen: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg; 2005.
3.
Garg AX, Adhikari NKJ, McDonald H, Rosas-Arellano MP et al. Effects of computerized clinical decision support systems on practitioner performance and patient outcomes: a systematic review. JAMA. 2005;293(10):1223-38
4.
Doolan DF, Bates DW, James BC. The use of computers for clinical care: a case series of advanced U.S. sites. J Am Med Inform Assoc. 2003;10(1):94-107
5.
Dormann H, Criegee-Rieck M, Neubert A, Egger T et al. Implementation of a computer-assisted monitoring system for the detection of adverse drug reactions in gastroenterology. Aliment Pharmacol Ther. 2004;19(3):303-9
6.
Bates DW, Teich JM, Lee J, Seger D et al. The impact of computerized physician order entry on medication error prevention. J Am Med Inform Assoc. 1999;6(4):313-21
7.
Johnston ME, Langton KB, Haynes RB, Mathieu A. Effects of computer-based clinical decision support systems on clinician performance and patient outcome. A critical appraisal of research. Ann Intern Med. 1994;120(2):135-42
8.
Sojer R. Transformation des Arzneimittelsicherheitssystems KLASSE in eine standardisierte Wissensrepräsentation [Dissertation]. Erlangen; 2008.
9.
Hripcsak G, Ludemann P, Pryor TA, Wigertz OB et al. Rationale for the Arden Syntax. Comput Biomed Res. 1994;27(4):291-324
10.
Wentz B, Kraska D, Seggewies C, Bell R, Seibold H. The Erlangen university hospital communication hub--proprietary and standardised communication. Medinfo. 1998. p. 995-8.
11.
Jenders RA, Hripcsak G, Sideli RV, DuMouchel W et al. Medical decision support: experience with implementing the Arden Syntax at the Columbia-Presbyterian Medical Center. Proc Annu Symp Comput Appl Med Care. 1995.