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Stress und Stressbewältigung beim Übergang vom vorklinischen zum klinischen Lernen bei Studierenden der Veterinärmedizin
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Veröffentlicht: | 11. September 2023 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Im veterinärmedizinischen Studium erfolgt (wie auch im humanmedizinischen Studium) im zweiten Studienabschnitt die Vermittlung der fachbezogenen klinischen Kenntnisse. Im veterinärmedizinischen Studium findet die Einführung in der Lehrveranstaltung „Klinische Rotation“ statt. Untersuchungen haben gezeigt, dass viele Studierende diesen Übergang als besonders stressvoll erleben, wobei verschiedene Stressoren eine Rolle spielen [1], [2]. In dieser Studie wird der Frage nachgegangen, wie Studierende diese Phase ihres Studiums hinsichtlich relevanter Stressaspekte erleben und ob sich in diesem Zusammenhang charakteristische Subgruppen von Studierenden bezüglich der Reaktion auf Stressoren identifizieren lassen.
Methode: Die Studie ist Teil des Forschungsprojektes „Selbstreguliertes Lernen in der medizinischen Ausbildung“, gefördert vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF). Die Stichprobe umfasste 197 Studierende der Veterinärmedizinischen Universität Wien, welche im WS 21/22 den einführenden klinischen Lehrveranstaltungszyklus „Klinische Rotation I“ absolvierten. Zur Erfassung der Stressbelastung wurde der neu entwickelte „Stressfragebogen für VetMed-Studierende im klinisch-praktischen Studienteil“ [3] verwendet (Skalen: Stressbelastung durch 1. ungenügende Beherrschung der geforderten klinisch-praktischen Tätigkeiten, 2. zeitliche Überlastung, 3. mangelnde Informiertheit über Abläufe und Prüfungsvorbereitung, 4. mangelndes Fachwissen, 5. Unklarheit über eigene Zuständigkeiten).
Ergebnisse: Eine hierarchische Cluster-Analyse (Ward) ergab vier Gruppen von Studierenden mit unterschiedlichen Stressprofilen (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]). Varianzanalytische Überprüfung ergab, dass sich diese signifikant hinsichtlich des resultierenden Gesamtstresses (F=174.46, p=<.001) und der o.a. Stressaspekte unterscheiden (1. t=56.44, 2. t=62.76, 3. F=44.87, 4. F=55.73, 5. t=34.88; p<.001). Gruppe 1 weist vergleichsweise hohe Werte in allen Skalen auf. Sie stellt die Gruppe mit der höchsten Stressbelastung dar. Die niedrigsten Werte bezüglich der Stressbelastung finden sich bei Gruppe 4. Gruppe 2 hat Probleme beim Fachwissen und vor allem beim Zeitmanagement. Auch Gruppe 3 hat gewisse Probleme mit dem Zeitmanagement und fühlt sich nicht genügend über Abläufe und die Prüfungsvorbereitung informiert.
Diskussion/Take Home Message: Diese Studie zeigt, dass sich die Studierenden beim Übergang vom vorklinischen zum klinischen Lernen hinsichtlich ihres Stresserlebens unterscheiden, wobei es eine Subgruppe von Studierenden gibt, die sich besonders belastet fühlen. Zu erkennen ist auch, dass in allen Gruppen die zeitliche Überlastung die stärkste Rolle spielt. Daraus lassen sich zumindest zwei praktische Implikationen ableiten: Zum einen legen die Ergebnisse Interventionen für besonders belastete Studierende nah, zum anderen Maßnahmen zur Reduktion der zeitlichen und physischen Überlastung.
Literatur
- 1.
- Atherley A, Dolmans D, Hu W, Hegazi I, Alexander S, Teunissen PW. Beyond the struggles: a scoping review on the transition to undergraduate clinical training. Med Educ. 2019;53(6):559- 570. DOI: 10.1111/medu.13883
- 2.
- Westerman M, Teunissen PW. Transitions in medical education. In: Walsh K, editor. Oxford textbook of medical education. 1. ed. Oxford: Oxford Univ. Press; 2013. p.372-382. DOI: 10.1093/med/9780199652679.003.0032
- 3.
- Marsch S. Stress und Stresserleben im klinischen Teil der veterinärmedizinischen Ausbildung. In: 14. Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Psychologie. Klagenfurt, 2022 Sep 04-07.