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Mehrpersonengespräche mit Laiendolmetscher*innen und Patient*innen – Einbindung von Erfahrungswissen und persönlichen Kompetenzen von Simulationspersonen in die Lehre
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Veröffentlicht: | 14. September 2022 |
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Text
Fragestellung/Zielsetzung: Wenn Patient*innen, die nur wenig oder kein Deutsch sprechen, stellt dies Ärzt*innen regelmäßig vor große Herausforderungen: Einerseits sind sie verpflichtet, umfassend und verständlich aufzuklären. Auf der anderen Seite sind Krankenkassen/Krankenhäuser nicht verpflichtet, Kosten für Dolmetscher*innen zu übernehmen [1]. Bleibt die Sprachbarriere bestehen, kann dies die Behandlungsqualität verschlechtern [2]. Häufig müssen Angehörige einspringen, um zu vermitteln. Dabei geht es aber nicht nur um eine reine Übersetzung von Worten. Inhalte werden in eine Laiensprache „übertragen“, hinzu kommen (inter)kulturelle Aspekte [3]. Um diesen Prozess von ärztlicher Seite bestmöglich gestalten können, wurde an der UW/H im WS 2021/22 erstmalig eine Lehrveranstaltung konzipiert, welche das Simulationspatient*innenkonzept um die Dimensionen Sprachkompetenz und Erfahrungswissen erweiterte.
Lehrziele: Die Studierenden sind in der Lage,
- die Bedeutung von korrekter Übersetzung / Übertragung und dem soziokulturellen Umfeld zu erklären,
- zu erläutern, was vor, während und nach dem Gespräch mit einer dolmetschenden Person zu beachten ist,
- ein Gespräch mit einer dolmetschenden Person und einem*r Patient*in zu gestalten.
Methoden:
- Rekrutierung der Simulationspatient*innen
- Einschlusskriterien: Muttersprache Nicht-Deutsch, dazu mindestens Basis-Deutschkenntnisse bei der Hälfte der SP
- Anfragen über Stadtteilprojekte und kommunale Vereinigungen von Menschen mit Migrationshintergrund
- Entwicklung eines Rollenskriptes für ein Anamnesegespräch und Training der Simulationspatient*innen und dolmetschenden Person
- Konzeption und Durchführung der Lehrveranstaltung im WS 2021/2022 als dreistündiges interaktives Seminar via Zoom: Aktivierung von Vorerfahrungen
- Input (Relevanz des Themas/Evidenzlage, Regeln einfacher Sprache)
- Interaktive Vorbereitung des Gesprächs in Kleingruppen
- Rollenspiel mit Simulationpatient*in und Angehörigen*r und strukturierte Feedbackrunde
- Abschlussdiskussion und Evaluation im Plenum
- Überarbeitung der Veranstaltung anhand der Evaluation für das SoSe 2022
Ergebnisse: Aufgrund fakultärer Rahmenbedingungen wurde die Veranstaltung auf freiwilliger Basis angeboten. Von 30 Studierenden im Jahrgang nahmen 7 teil. Im Rahmen der qualitativen Evaluation wurden folgende Punkte als sehr positiv hervorgehoben:
- Einbeziehung der SP auf Augenhöhe
- Einbeziehung der persönlichen Erfahrungen der SP
- praktisches Üben in realitätsnahem Format
Die teilnehmenden Simulationspersonen nahmen die Veranstaltung ebenfalls sehr positiv wahr, insbesondere den Raum für Diskussionen und die Relevanz des Themas für ihre Lebenswirklichkeit.
Fazit/Ausblick: Da im SoSe 2022 ein Jahrgang doppelt so viel Studierenden am Kurs teilnehmen werden, sollen weitere, fremdsprachliche SP rekrutiert werden, um möglichst vielen Studierenden ein Gespräch zu ermöglichen. Die Ergebnisse der im SoSe 2022 geplanten quantitativen Evaluation werden auf der Jahrestagung präsentiert.
Literatur
- 1.
- Wissenschaftlicher Dienst des Deutschen Bundestages, editor. Dolmetscher im Rahmen der gesundheitlichen Versorgung: Anspruch und Kostenübernahme. Berlin: Deutscher Bundestag; 2017. Zugänglich unter/available from: https://www.bundestag.de/resource/blob/514142/d03782888dd292a2ed12cffd271d8ecb/wd-9-021-17-pdf-data.pdf
- 2.
- Roberts C, Moss B, Wass V, Sarangi S, Jones R. Misunderstandings: a qualitative study of primary care consultations in multilingual settings, and educational implications. Med Educ. 2005;39(5):465-475. DOI: 10.1111/j.1365-2929.2005.02121.x
- 3.
- Peters T, Grützmann T, Bruchhausen W, Coors M, Jacobs F, Kaelin L, Knipper M, Kressing F, Neitzke G. Grundsätze zum Umgang mit Interkulturalität in Einrichtungen des Gesundheitswesens. Positionspapier der Arbeitsgruppe Interkulturalität in der medizinischen Praxis in der Akademie für Ethik in der Medizin. Ethik Med. 2014;26(1):65-75. DOI: 10.1007/s00481-013-0289-x