Artikel
Kompetenz-basierte Strukturierung der Lerninhalte eines Einführungskurses Medizin für Studierende der Gesundheitswissenschaften – ein geeignetes Instrument zur interprofessionellen Ausbildung?
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 14. September 2022 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Im Masterstudiengang „Health Sciences“ am Departement Gesundheitswissenschaften und Medizin der Universität Luzern wurde der Einführungskurs „Basics in Clinical Medicine“ neu strukturiert und auf interprofessionelle Aspekte ausgerichtet. Dabei sollten die Studierenden der Gesundheitswissenschaften am Schluss des Kurses die verschiedenen Kompetenzrollen von Ärztinnen und Ärzten beschreiben, Basiskonzepte der klinischen Medizin erklären sowie die Folgen einer Erkrankung für Patientinnen und Patienten und deren Umfeld besser verstehen können.
Methoden: Die einzelnen Lektionen – interdisziplinär ausgerichtet auf Erkrankungen von Organ- und Funktionssystemen und gehalten durch Dozierende aus der Klinik – und die jeweiligen Lerninhalte sowie der abschliessende Leistungsnachweis wurden nach den ärztlichen Kompetenz-Rollen gemäss PROFILES [1] strukturiert. Die Dozierenden wurden vorgängig entsprechend geschult. Die Studierenden wurden am Schluss des Kurses im Rahmen der systematischen Kursevaluation schriftlich befragt, zudem wurden semi-strukturierte Interviews mit Dozierenden geführt. Die strukturierten Patientenfallvorstellungen als schriftliche Leistungsnachweise wurden quantitativ und qualitativ ausgewertet.
Ergebnisse: Die Gesamtzufriedenheit der Studierenden lag bei MW 2.7 (SD 0.82; 1: sehr gut – 6: sehr schlecht). Freitextkommentare zeigten eine positive Wahrnehmung der Studierenden bezüglich des Kennenlernens der ärztlichen Rollen und einem Gesamtverständnis für die Bedeutung einer Erkrankung. Die Dozierenden äusserten sich gesamthaft positiv zur Strukturierung gemäss PROFILES, betonen jedoch die Wichtigkeit der Schulung und der Fokussierung auf ärztliche Kompetenzrollen. Die strukturierten Patientenfallvorstellungen zeigten in der Gesamtbeurteilung eine hohe Qualität (CH-Notensystem: MW 5.34, SD 0.62). Bei der qualitativen Beurteilung fand sich ein hoher Differenzierungsgrad bezüglich der Identifikation der Kompetenzen und Rollen und der Integration der Patientenperspektive.
Diskussion: Die ersten Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Strukturierung der Lerninhalte und des Leistungsnachweises nach PROFILES geeignet ist, die ärztlichen Kompetenzrollen in einem Masterstudiengang für Gesundheitswissenschaften zu etablieren und die spätere interprofessionelle Zusammenarbeit zu berücksichtigen. Als Limitationen können die kleine Kohorte und das spezifische Setting genannt werden.
Take Home Messages: Interprofessionelle Ausbildung kann in verschiedenen Settings und in bestehenden oder spezifisch konzipierten Lehrveranstaltungen stattfinden. Das vorgestellte Projekt gibt Hinweise darauf, dass neben dem gemeinsamen Lernen von Studierenden verschiedener Professionen am Beispiel eines gesundheitswissenschaftlichen Curriculums auch der Einsatz von ärztlichen Dozierenden und die Nutzung von Rahmenwerken zu ärztlichen Rollen interprofessionelles Lernen ermöglichen.
Literatur
- 1.
- Michaud PA, Jucker-Küpper P; The Profiles working group. The “Profiles” document: a modern revision of the objectives of undergraduate medical studies in Switzerland. Swiss Med Wkly. 2016;146:w14270. DOI: 10.4414/smw.2016.14270
- 2.
- Hassan I. Models for enhancing competency-based training and contextual clinical decision making. Clin Teach. 2012;9(6):392-397. DOI: 10.1111/j.1743-498X.2012.00584.x