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Über Fehler und Unsicherheiten sprechen – Verbesserung der Teamkommunikationsfähigkeiten bei Medizinstudierenden
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Veröffentlicht: | 14. September 2022 |
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Veröffentlicht mit Erratum: | 12. Dezember 2022 |
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Fragestellung/Zielsetzung: In der Gesundheitsversorgung können Fehler zu schweren Verletzungen, Beeinträchtigungen oder zum Tod führen. Um vermeidbare Schäden zu minimieren, müssen Medizinstudierende zunächst lernen, wie sie über Unsicherheiten, bevorstehende Komplikationen und potenzielle sowie bereits gemachte Fehler kommunizieren können (z. B. [1], [2]).
Unser Ziel war es, einen effektiven zweistündigen didaktisch-interaktiven Kurs für Medizinstudierende im 5. Fachsemester zu konzipieren, in dem der Schwerpunkt auf Team-Rollenspielen liegt (siehe z. B. [3]). Dieser Kurs wurde nun im Hinblick auf selbst eingeschätzte Empathie- und Teamkommunikationsfähigkeiten evaluiert.
Methoden: In einem Prä-Post-Design wurden zwei übersetzte und validierte Fragebögen verwendet, um eine Veränderung der selbst eingeschätzten Empathie (Jefferson Scale of Physician Empathy - Student Version, JSPE-S) und der selbst eingeschätzten Kommunikationsfähigkeiten im Team (Communication and Teamwork Scale of The University of the West of England Interprofessional Questionnaire, UWE-IP) zu untersuchen.
Der JSPE-S untersucht die Einstellung der Studierenden zur Empathie in der Gesundheitsversorgung. Er besteht aus 20 Fragen, die auf einer 7-stufigen Likert-Skala von 1 (starke Ablehnung) bis 7 (starke Zustimmung) beantwortet werden, wobei die Gesamtpunktzahl zwischen 20 und 140 Punkten liegt.
Die Skala Kommunikation und Teamarbeit des UWE-IP enthält 9 Fragen, die auf einer 4-Punkte-Likert-Skala von 1 (starke Zustimmung) bis 4 (starke Ablehnung) beantwortet werden, wobei die Gesamtpunktzahl zwischen 9 und 36 Punkten liegt.
Ergebnisse: 120 Medizinstudierende nahmen an dem Seminar teil. Es konnten die JSPE-S-Fragebögen von 42 Medizinstudierenden (Alter 23,27±3,98 Jahre, 64,3% weiblich, n=27) und die UWE-IP-Fragebögen von 40 Medizinstudierenden (Alter 23,20±3,94 Jahre, 65% weiblich, n=26) ausgewertet werden.
Die Empathiewerte verbesserten sich nicht (111,62±9,99 Punkte vor vs. 112,67±10,21 Punkte nach der Intervention, p=0,367), während sich die selbst eingeschätzten Kommunikationsfähigkeiten im Team mit einer mittleren bis großen Effektgröße signifikant verbesserten (18,93±3,58 Punkte vor vs. 17,75±3,51 Punkte nach der Intervention, r=0,522, p≤0,001).
Diskussion: Trotz einiger methodisch begründeter Einschränkungen zeigen die Ergebnisse das Potenzial einer kurzen pädagogischen Intervention, die ein erweitertes Team-Rollenspiel beinhaltet.
Take Home Message: Medizinstudierende können mit Team-Rollenspielen ihre Souveränität im Umgang mit klinisch unsicheren Situationen und der damit verbundenen emotionalen Belastung fördern.
Literatur
- 1.
- Alliger GM, Cerasoli CP, Tannenbaum SI, Vessey WB. Team resilience: How teams flourish under pressure. Organ Dyn. 2015;44(3):176-184. DOI: 10.1016/j.orgdyn.2015.05.003
- 2.
- Leonard M, Graham S, Bonacum D. The human factor: The critical importance of effective teamwork and communication in providing safe care. Qual Saf Health Care. 2004;13 Suppl 1(Suppl 1):i85-90. DOI: 10.1136/qhc.13.suppl_1.i85
- 3.
- Salas E, DiazGranados D, Weaver SJ, King H. Does team training work? Principles for health care. Acad Emerg Med. 2008;15(11):1002-1009. DOI: 10.1111/j.1553-2712.2008.00254.x