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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

15.09. - 17.09.2022, Halle (Saale)

Klinisch-diagnostisches Denken im Verhältnis zu Prüfungsleistung in Key-Feature-Fällen und MC-Fragen: Ein zulässiger Vergleich?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Monika Himmelbauer - Medizinische Universität Wien, Teaching Center, Wien, Österreich
  • Desiree Koller - Medizinische Universität Wien, Teaching Center, Wien, Österreich
  • Philipp Pavelka - Medizinische Universität Wien, Teaching Center, Wien, Österreich
  • Andrea Praschinger - Medizinische Universität Wien, Teaching Center, Wien, Österreich

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ). Halle (Saale), 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocP-04-08

doi: 10.3205/22gma192, urn:nbn:de:0183-22gma1929

Veröffentlicht: 14. September 2022

© 2022 Himmelbauer et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Klinisch-diagnostisches Denken sollte eine Kernkompetenz von Medizinstudierenden sein. Im Rahmen einer Lehrveranstaltung im fünften Studienjahr Humanmedizin werden an der Medizinischen Universität Wien in sogenannten Diagnostic und Grand Rounds zum Erlernen klinisch-diagnostischer Fertigkeiten neben anderen didaktischen Methoden Prüfungsfälle im Key-Feature-Format eingesetzt. Das Ziel dieser Studie war es, das Ausmaß des klinisch-diagnostischen Denkens sowie den Zusammenhang dieser Fähigkeit mit Prüfungsleistungen in medizinisch-klinischen Fächern zu untersuchen.

Methoden: Während des fünften Studienjahres (Kohorte 1: 2019/20 und Kohorte 2: 2020/21) haben ca. 600 Studierende pro Jahr 29 klinische Aufgaben in Form von Key-Feature-Fällen (KFF) gelöst, die in 18 Diagnostic/Grand Rounds vorgestellt wurden. Zur Erfassung des klinisch-diagnostischen Denkens wurde das Diagnostic Thinking Inventory (DTI) von Bordage et al. [1] eingesetzt. Dieses umfasst die zwei Subskalen „Flexibilität im Denken“ und „Struktur des Gedächtnisses“ mit insgesamt 41 Items. Die Anzahl der gelösten Key-Feature-Fälle und die Scores in den beiden DTI-Skalen wurden in Korrelation gebracht und zusätzlich mit einer summativen Multiple-Choice (MC)-Prüfung am Ende des fünften Studienjahres verglichen.

Ergebnisse: Die DTI-Ergebnisse von insgesamt 192 Studierenden (Kohorte 1: n=105; Kohorte 2: n=87) entsprechen den Validierungsdaten der Eichstichprobe des DTI. Der Rücklauf in diesem Online-Fragebogen betrug 16%. Die DTI-Scores korrelierten weder mit der Anzahl der gelösten KFF noch mit dem Wissen in den medizinisch-klinischen Fächern der summativen MC-Prüfung. Es zeigte sich aber ein positiver Zusammenhang zwischen der Anzahl der gelösten KFF und den Leistungen in der summativen MC-Prüfung (r=0,25; p<0,05).

Diskussion: Das Diagnostic Thinking Inventory erfasst wohl weniger die Kompetenz in medizinisch-klinischen Fächern als die Einschätzung der Fähigkeit in der klinisch-diagnostischen Praxis, die im fünften Studienjahr noch nicht sehr ausgeprägt sein wird. Dass die DTI-Scores der Studierendenkohorten an der Medizinischen Universität Wien den Originaldaten entsprechen, zeigt aber, dass sich unsere Studierenden ähnlich einschätzen wie ihre KollegInnen aus dem angloamerikanischen Raum.

Take Home Message: Klinisch-diagnostisches Denken entspricht nicht notwendigerweise der Kompetenz in medizinisch-klinischen Fächern im Rahmen von Prüfungsleistungen.


Literatur

1.
Bordage G, Grant J, Marsden P. Quantitative assessment of diagnostic ability. Med Educ. 1990;24(5):413-425. DOI: 10.1111/j.1365-2923.1990.tb02650.x Externer Link