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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

15.09. - 17.09.2022, Halle (Saale)

Implementierung eines VR-basierten Simulationstrainings für Notfälle (STEP–VR) und Evaluation der Einflussfaktoren auf den Lernerfolg

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Isabelle Späth - Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Institut für Medizinische Lehre und Ausbildungsforschung, Würzburg, Deutschland
  • Tobias Mühling - Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Institut für Medizinische Lehre und Ausbildungsforschung, Würzburg, Deutschland
  • Joy Backhaus - Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Institut für Medizinische Lehre und Ausbildungsforschung, Würzburg, Deutschland
  • Nathalie Milke - Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Lehrstuhl für Mensch-Computer-Interaktion, Würzburg, Deutschland
  • Sarah König - Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Institut für Medizinische Lehre und Ausbildungsforschung, Würzburg, Deutschland

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ). Halle (Saale), 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocP-04-07

doi: 10.3205/22gma191, urn:nbn:de:0183-22gma1914

Veröffentlicht: 14. September 2022

© 2022 Späth et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Während des Medizinstudiums werden Management von Notfallsituationen und die Fähigkeit, Aufgaben in der Akutsituation zu priorisieren häufig unzureichend vermittelt. Zeitgleich ermöglichen Fortschritte der Virtual Reality (VR)-Technologie hochgradig immersive Lernumgebungen zu schaffen, die sowohl im Rahmen von Lehrveranstaltungen als auch für Einzelpersonen unkompliziert nutzbar und erschwinglich sind. Das Ziel der vorliegenden Arbeit war daher, ein neues Simulationstraining (STEP-VR) in das Curriculum zu implementieren und im Hinblick auf dessen lernförderlichen Effekt zu untersuchen.

Methoden: 226 Studierende im Blockpraktikum Innere Medizin (10. Semester) an der Universität Würzburg nahmen an der Studie teil. Von diesen durchliefen 97 im Rahmen des tutoriell begleiteten Seminars eines der fünf VR-Notfallszenarien („Teilnehmende“). Die anderen Studierenden konnten das Vorgehen über eine Projektion mitverfolgen, kommentieren und protokollieren („Beobachtende“). Im Anschluss erfolgte ein fachliches Debriefing mit ärztlichen Dozierenden. Mögliche Nebenwirkungen („Simulation Sickness“), den Grad der Immersion, der empfundene Stresslevel, der subjektive Lernerfolg und die Bewertung des Seminars wurden mittels Befragung erhoben.

Ergebnisse: Von den Teilnehmenden wurde die virtuelle Lernumgebung als äußerst authentisch und immersiv wahrgenommen. Die Nebenwirkungen waren gering ausgeprägt. Teilnehmende schätzten den eigenen Lernerfolg signifikant höher ein als Beobachtende. Beide Gruppen profitierten von der tutoriellen Begleitung sowie von den Nachbesprechungen mit den Dozierenden.

Mittels explorativer Faktorenanalyse fanden sich drei Faktoren, die mit dem Stresserleben in den VR-Szenarien in Zusammenhang standen. Für die Faktoren mangelnde Kontrolle und Leistungsdruck zeigte sich ein umgekehrter U–förmiger Zusammenhang mit dem subjektiven Lernerfolg analog zum Yerkes-Dodson-Gesetz. Der dritte Faktor Angst vor Bewertung war bei den jüngeren Studierenden (≤22 Jahren) besonders ausgeprägt und korrelierte nicht mit dem Lernerfolg.

Diskussion: Die seminaristische Umsetzung eines VR-basierten Trainings mit internistischen Notfällen war machbar und wurde von den Studierenden akzeptiert. Eine Überforderung der Teilnehmenden in den hochgradig immersiven Szenarien konnte durch die tutorielle Begleitung sowie durch die anschließenden mit leitliniengerechter „Musterlösung“ der Szenarien vermieden werden. Ziel weiterer Studien wird es nun sein, den objektiven Kompetenzgewinn durch VR mit dem traditioneller Lehrmethoden wie z.B. Lernen mit Papierfällen zu vergleichen.

Take Home Message: Die Umsetzung eines VR-basierten Trainings mit internistischen Notfällen in Seminarform ließ sich gut umsetzen und wurde von den Studierenden akzeptiert.