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Einsatz von Simulationspersonen (SP) in Kommunikationskursen an der Charité Universitätsmedizin Berlin: Können virtuelle SP-Interaktionen mithalten? Ein Vergleich zwischen Einsätzen in Präsenz vs. Digital
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Veröffentlicht: | 14. September 2022 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Während der Pandemie mussten an der Charité auch Kommunikationskurse mit SP-Interaktionen in Online-Formate umgewandelt werden. Da in diesen Kursen der zwischenmenschliche Kontakt im Mittelpunkt steht, stellte sich die Frage, ob dies auch online gut umsetzbar sei. Ziel dieser Untersuchung war, die Wahrnehmung der SP-Einsätze durch Studierende und Lehrende im digitalen Setting versus Präsenzunterricht zu vergleichen und herauszufinden, ob sich Entwicklungsmöglichkeiten für nachpandemische Kurse ergeben könnten.
Methoden: Von SoSe 2020 bis SoSe 2021 hatten Studierende der Semester 1, 2, 4, 5, 6, 8 digitale Kommunikationskurse inklusive SP-Interaktionen. Im Kontext der regelmäßig an der Charité stattfindenden Semesterevaluationen wurden Studierende und Lehrende anhand von drei hinzugefügten Items befragt, wie sie im Vergleich der beiden Formate (digital vs. Präsenz) die Lernmöglichkeit durch SP-Interaktionen beurteilten (Skala 1-5, viel besser online bis viel schlechter online), wie realistisch die Rollendarstellung der SP im digitalen Format wahrgenommen wurde (Skala: 1-5, viel besser online bis viel schlechter online) und wie gut die Durchführung digitaler Sprechstunden durch Online-SP-Interaktionen geübt werden konnte (Skala: 1-5, sehr gut bis sehr schlecht). Zudem wurden offene Kommentare analysiert.
Ergebnisse: 970 Studierende und 246 Dozierende (Rücklaufquote 16% bzw. 34 %) beantworteten den Fragebogen. Die Mittelwerte bzgl. der Lernmöglichkeit durch digitale SP-Interaktionen lagen unter Berücksichtigung der erwähnten Semester bei M=3.30 (SD=.77, n=646), bzgl. des Realismus der Patient*innendarstellung bei M=3.18 (SD=.53, n=643) und bzgl. der Frage, ob die Durchführung digitaler Sprechstunden durch digitale SP-Interaktionen erlernt werden konnte, bei M=1.60 (SD=.78, n=1006). Technische Probleme und reduzierte nonverbale Signale wurden als Gründe für den etwas geringeren Realismus der Rollendarstellung genannt. In einigen Semestern formulierten Studierende den Wunsch nach Präsenzkursen. Semesterweise betrachtet gaben bspw. im 5. Semester 41% der Studierenden an, dass digitale SP-Interaktionen eine etwas schlechtere bis sogar viel schlechtere Lernmöglichkeit boten (M=3,40, SD=0.79, n=135).
Diskussion: Die Ergebnisse weisen tendenziell darauf hin, dass Lernmöglichkeiten durch SP-Interaktionen und die Realitätsnähe der Rollendarstellung durch das Online-Format nicht wesentlich beeinträchtigt wurden. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass nur solche SP-Fälle im digitalen Format eingesetzt wurden, die den Verantwortlichen umsetzbar erschienen. Zugleich ist eine semesterweise Betrachtung mit Berücksichtigung der jeweils behandelten Themen notwendig, um zu einem abschließenden Ergebnis zu bekommen.
Take Home Messages: Der digitale Einsatz von SP-Fällen kann funktionieren und dem Üben von digitalen Sprechstunden dienen. Allerdings können verminderte nonverbale Signale und technische Probleme den Realismus der Rollendarstellung beeinträchtigen und es bleibt zu erörtern, welche Themenbereiche für den Online-Unterricht geeignet sind.