gms | German Medical Science

Fragestellung/Zielsetzung: Die Stärkung der Allgemeinmedizin ist dezidiertes Ziel des aktuellen Entwurfs der neuen Ärztlichen Approbationsordnung [1] sowie auch Position der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung [2]. Im neu gegründeten Modellstudiengang Medizin mit Schwerpunkt Allgemeinmedizin an der Universität Bielefeld wird dieses Ziel konsequent umgesetzt – in erhöhten Lehranteilen des Fachs, verschiedenen Praxisphasen sowie einer longitudinalen Patient:innenbegleitung [3]. Um den Studierenden die Orientierung über diverse Unterrichtseinheiten des Fachs in fächerübergreifenden Modulen und verschiedenen Lehrformaten mit wechselnden Dozierenden und Lehrärzt:innen zu erleichtern, wird mit LoReA (Longitudinale Reflexion Allgemeinmedizin) eine digitale Informations- und Reflexionsplattform bereitgestellt. Im Beitrag wird der Frage nachgegangen, wie LoReA die Herausforderungen adressieren kann und was bei der Implementation zu beachten ist.

Methoden: Die digitale Lernbegleitung LoReA wird aktuell entwickelt und parallel zur Studiengangsentwicklung in der ersten Kohorte Medizinstudierender (N=60) implementiert. LoReA ist ein digitaler Kurs auf der moodle-basierten Lernplattform „LernraumPlus“, in welchem alle Studierenden über 9 Semester hinweg eingeschrieben sind. Studierende erhalten Informationen sowie spezifische Aufgaben zur Begleitung der 3 Blockpraktikumsphasen (2., 3. & 9. Semester), der Famulatur (5. Semester) und der longitudinalen Patient:innenbegleitung (3.-10. Semester). Dadurch werden die Praxiserfahrungen zusammengeführt und reflektiert sowie die anonymisierte Dokumentation ihrer Patient:innenbegleitung unterstützt.

Ergebnisse: In der Konzeption wurden 4 Kern-Bereiche identifiziert:

1.

Inhalt: Wie wurden die theoretisch gelernten Inhalte der Allgemeinmedizin wie Red Flags oder das Abwartende Offenhalten praktisch erlebt?

2.

Lernen: Wie wurde das Lernen in der Hausarztpraxis auch in Abgrenzung zur Klinik und mit Blick auf Social Learning wahrgenommen?

3.

Selbstorganisation: Wie wurden die Arbeitsstruktur sowie die Eigenständigkeit in der hausärztlichen Praxis empfunden?

4.

Kommunikation: Wie wurde die Kommunikation sowohl mit lange bekannten Patient:innen als auch im interprofessionellen Team und in der Doppelrolle als Mediziner:in und Führungskraft erlebt?

Die Pilotierung startet im SoSe 2022, Auswertungsergebnisse liegen zum Kongress vor.

Diskussion: Bei der Konzeptionierung zeigte sich die Schwierigkeit, die allgemeinmedizinischen Praxisphasen einzeln zu würdigen und mit semesterspezifischen Inhalten zu füllen, aber gleichzeitig einer Zergliederung über den Studienverlauf hinweg durch eine longitudinale Struktur vorzubeugen. Hinzu kamen die Herausforderungen, sich von anderen Studienangeboten und Fachbereichen abzugrenzen, sowie die Umsetzung einer individuellen Reflexion über digitale Tools.

Take Home Message: Eine intensive Begleitung von Praxisphasen in der Allgemeinmedizin und die Umsetzung einer semesterübergreifenden Lernspirale kann mit digitalen Formaten auch in der Breite eines ganzen Studiengangs umgesetzt werden.