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Videobasiertes Trainingsprogramm für Patient:innen mit Rückenschmerzen in der fachärztlichen Versorgung: erste Ergebnisse einer longitudinalen Studie
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Veröffentlicht: | 14. September 2022 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Der unspezifische lumbale Rückenschmerz ist ein zunehmendes Problem der westlichen Welt und ein häufiger Grund der Inanspruchnahme des ambulanten und stationären Versorgungsbereichs. Die Prävalenz des chronischen lumbalen Rückenschmerzes liegt bei 23% und etwa 11-12% der Gesamtpopulation leiden unter Kreuzschmerzen [1]. Dabei scheint ein sitzender und inaktiver Lebensstil jedoch nicht allein hauptverursachend für die Schmerzentstehung zu sein [2], vielmehr liegt eine multifaktorielle Genese der Beschwerden vor, die langfristig in einer Bewegungsangst der Patient:innen mündet [3]. Ziel der Studie ist es zu zeigen, inwieweit ein videobasiertes Trainingsprogramm zu einer Reduktion der Schmerzen und einer Zunahme der Ausdauer der rumpfstabilisierenden Muskulatur führt.
Methoden: In einer Längsschnittstudie mit drei Erhebungszeitpunkten in 6 Monaten erhielten die Patient:innen nach Ermittlung des Oswestry Disability Index und eines Fragebogens u.a. zur Schmerzstärke und Schmerzmittelbedarf (T1) zwei aufeinanderfolgende Trainingsvideos mit Übungen zur Rumpfstabilität. Die Nachuntersuchungen per Videoanruf mit dem Facharzt (T2) wurden von den Patient:innen auf einer numerischen Skala von 0=trifft überhaupt nicht zu bis 10=trifft voll und ganz zu bewertet. Nach 6 Monaten erfolgt/e die Re-Evaluierung und klinische Untersuchung (T3).
Ergebnisse: Bisher wurden 47 Patient:innen eingeschlossen, wobei 10 die Studie abbrachen (Drop out 22%). Die Datenerhebung für T1 und T2 konnte im August 2021 mit 37 Patienten (22 weiblich, 15 männlich) abgeschlossen werden. Das mittlere Alter beträgt 50±11,25 Jahre. Die Patient:innen zeigten einen signifikanten Rückgang im Schmerzempfinden (Wilcoxon Test: Z=3,88, p<0,001) und Schmerzmittelbedarf (Z=3,68, p<0,001). Die Auswertung der Videogespräche bestätigte mit einem leichten Anstieg (Z=2,23, p=0,026), dass die Konsultationen zu einer Zunahme der Trainingsmotivation führten.
Diskussion: Die vorläufigen Daten zeigen, dass ein videobasiertes Trainigsprogramm zu einer Verbesserung der Symptome führt. Weitere Auswertungen müssen zeigen, ob dies auch langfristig zu einer höheren muskulären Ausdauer führt.
Take Home Message: Die Kombination aus videobasiertem Trainingsprogramm und Onlinesprechstunde beim Facharzt ist effektive Motivationssteigende und Schmerzsenkende Maßnahme bei chronischen Kreuzschmerzen.
Literatur
- 1.
- Balagué F, Mannion AF, Pellisé F, Cedraschi C. Non-specific low back pain. Lancet. 2012;379(9814):482-491. DOI: 10.1016/S0140-6736(11)60610-7
- 2.
- Chen SM, Liu MF, Cook J, Bass S, Lo SK. Sedentary lifestyle as a risk factor for low back pain: a systematic review. Int Arch Occup Environ Health. 2009;82:797-806. DOI: 10.1007/s00420-009-0410-0
- 3.
- Alaca N, Kaba H, Atalay A. Associations between the severity of disability level and fear of movement and pain beliefs in patients with chronic low back pain. J Back Musculoskelet Rehabil. 2020;33(5):785-791. DOI: 10.3233/BMR-171039