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Hauterkrankungen ganzheitlich repräsentiert – ein Seminar des Wissenschaftsmoduls an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH)
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Veröffentlicht: | 14. September 2022 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Aktuell wird im Rahmen des Wissenschaftsmoduls an der MHH ein Seminar mit dem Titel „Hauterkrankungen ganzheitlich repräsentiert“ konzipiert. Hintergrund dessen ist die mangelnde Repräsentation von Körpern mit unterschiedlicher Hautfarbe in der humanmedizinischen Lehre. Auch im Nationalen kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin (NKLM) werden Hauterkrankungen auf nicht-weißer Haut nicht explizit erwähnt. Dies hat zur Folge, dass im dermatologischen Unterricht zum Großteil Bilder von Erkrankungen auf weißer Haut verwendet werden. Angehende Ärzt*innen lernen nicht, wie sie Hautbefunde auf verschiedenen Hautfarben erkennen, was zu einer Ungleichbehandlung von Patient*innen führt. Ziel des Seminars ist deshalb die Vermittlung von Wissen bezüglich Hauterkrankungen auf nicht-weißer Haut. Anhand des Beispiels der (Unter-)Repräsentation nicht-weißer Haut in der dermatologischen Lehre, werden rassistische und koloniale Strukturen im Gesundheitssystem sowie deren Hintergrund und Folgen beleuchtet. Auch anti-rassistische und dekolonisierende Ansätze und Lösungsstrategien werden besprochen.
Methoden: Um ein autonomes Lernen zu ermöglichen und gleichzeitig Reflexionsräume zu schaffen, wird ein Blended Learning Konzept verfolgt. Bei einem ersten Treffen werden die Studierenden Informationen zu dermatologischen Begrifflichkeiten, Klassifikationen und Diagnoseverfahren sowie du diversitätssensibler Sprache erhalten. Im Anschluss folgt die asynchrone Bearbeitung von E-Learning Aufgaben. Zunächst werden im Rahmen einer Textarbeit verschiedene Themen, wie die Zusammenhänge von Kolonialismus und Medizin, die aktuelle Situation in dermatologischen Fachbüchern, Konsequenzen wie Bias in Künstlicher Intelligenz, sowie Methoden der Dekolonisierung behandelt. Die zweite Aufgabe umfasst die Bearbeitung von Krankheitsfällen im Sinne eines problemorientierten Lernens. Hierbei werden die Studierenden anhand von Bildmaterial üben, Hautbefunde auf nicht-weißer Haut zu erkennen sowie Differentialdiagnosen und Therapieansätze erarbeiten. Ein Abschlusstreffen schafft Raum für Präsentationen der Textarbeit, Selbstreflexion und Diskussionen. Alle Seminarinhalte werden als Open Educational Resource (OER) veröffentlicht und so auch anderen Hochschulen zugänglich gemacht.
Ergebnisse: Das Seminar wird erstmalig im April 2022 stattfinden und anschließend evaluiert werden. Das Projektteam wertet die erhobenen Daten aus und analysiert die Erfahrungen. Die Ergegnisse werden dann in einem öffentlich zugängigen Projektbericht zusammengefasst und können im September 2022 präsentiert werden.
Diskussion: ausstehend
Take Home Messages: Für die Gewährleistung einer gleichwertigen Behandlung aller Patient*innen, ist Wissen über strukturellen Rassismus und rassistische Vorannahmen essentiell. Durch die Integration von diversitätssensibler Medizin in das Curriculum, leistet dieses Seminar einen Beitrag dazu, die Lücke zwischen Lehrmaterialien und Realität zu schließen.
Literatur
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- Gregersen DM, Elsner P. Ethnic diversity in German dermatology textbooks: Does it exist and is it important? A mini review. J Dtsch Dermatol Ges. 2021;19(11):1582-1590. DOI: 10.1111/ddg.14543_g
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- Adamson A S, Smith A. Machine Learning and Health Care Disparities in Dermatology. JAMA Dermatol. 2018;154(11):1247-1248. DOI: 10.1001/jamadermatol.2018.2348
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- Hartland J, Larkai E. Decolonising medical education and exploring White fragility. BJGP Open. 2020;4(5):BJGPO.2020.0147. DOI: 10.3399/BJGPO.2020.0147