Artikel
Sind Medizinstudierende für das digitale Studium gerüstet? Haben sich ihre Hoffnungen und Befürchtungen während COVID-19 bestätigt? Was sollten wir in Zukunft beachten?
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 14. September 2022 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Die Digitalisierung in der Aus- und Weiterbildung von zukünftigen Ärzten steckte vor der COVID-19-Pandemie noch in den Kinderschuhen. Viele deutsche Hochschulen nutzten zuvor nur einen kleinen Teil der Möglichkeiten, die neue digitale Technologie für Studium und Lehre bieten [1]. Für die erfolgreiche Implementation von digital unterstütztem Lernen bedarf es auf Seiten der Studierenden neben den technischen Voraussetzungen auch die notwendigen Kompetenzen die digitalen Werkzeuge sinnvoll anzuwenden [2]. Weiterhin bedarf es eine Bereitschaft die eigene Lernumgebung auf die Online-Lehre anzupassen und für die Organisation und Struktur des Lernens Verantwortung zu übernehmen. Eine positive oder negative Einstellung zum online-Lernen hat dabei ebenfalls einen wesentlichen Einfluss auf den Erfolg des Lernens [3]. Anfang des Jahres 2020 waren die medizinischen Fakultäten überall auf der Welt gezwungen innerhalb von kurzer Zeit ihre Lehre auf digitale Formate umzustellen. Erste Untersuchungen zeigen, dass sich Studierenden nicht nur aufgrund des Wegfalls von praktischem Unterreicht Präsenz-Lehre wünschen, negative psychologische Effekte des Distanzlernens konnten während der Corona-Pandemie bereits aufgezeigt werden.
Methoden: Um herauszufinden, ob Medizinstudierende auf das digitale Studium vorbereitet sind und was für die Zukunft zu beachten ist, haben wir Befragungen
- 1.
- zu Beginn des Online-Studiums und
- 2.
- nach zwei Corona-Semestern
an einer medizinischen Fakultät ausgewertet. Wir werteten Befragungen zu Beginn des Online-Studiums und nach Ablauf von zwei Corona-Semestern an einer medizinischen Fakultät eines Regelstudiengangs aus. Die Auswertungen erfolgten im Fragebogen anhand einer Likert-Skala (1=stimme voll zu – 5=stimme gar nicht zu) und die Auswertung der Freitextantworten erfolgte mittels inhaltlicher strukturierter qualitativen Inhaltsanalyse.
Ergebnisse: Unsere Studierenden verfügen über eine gute bis sehr gute medientechnische Ausstattung. Aus verschiedenen Gründen hatten sie eine eher negative Einstellung zur Onlinelehre und entwickelten negative Emotionen bezüglich des Studiums. Bestätigt werden konnten Befürchtungen aufgrund nicht zufriedenstellend gestalteter Lehre aber insbesondere aufgrund von Defiziten in der eigenen Lernorganisation. Eine mangelnde Anleitung durch Lehrende und insbesondere der fehlende Austausch und die Interaktion mit den Kommilitonen tragen dazu bei.
Take Home Messages: Anpassungen in diesen Bereichen sind in Zukunft notwendig, um den Studierenden einen positiven Zugang zum digitalen Studium zu ermöglichen und damit den Lernerfolg zu erhöhen. Es bedarf einer Verbesserung der inhaltlichen und organisatorischen Gestaltung der Online-Lehre und Formate, mit verbesserter Kommunikation und Ermöglichung von Interaktion mit Lehrenden und Kommilitonen und eine Anleitung zum eigenverantwortlichen Lernen für Studierende.
Literatur
- 1.
- Haag M, Igel C, Fischer MR; German Medical Education Society (GMA), Committee “Digitization – Technology-Assisted Learning and Teaching”; Joint working group “Technology-enhanced Teaching and Learning in Medicine (TeLL)” of the German Association for Medical Informatics, Biometry and Epidemiology (gmds) and the German Informatics Society (GI). Digital Teaching and Digital Medicine: A national initiative is needed. GMS J Med Educ. 2018;35(3):Doc43. DOI: 10.3205/zma001189
- 2.
- Stegmann K, Fischer F. Auswirkungen digitaler Medien auf den Wissens- und Kompetenzerwerb an der Hochschule. München: LMU München; 2016. DOI: 10.5282/ubm/epub.38264
- 3.
- Borotis S, Poulymenakou A. E-Learning Readiness Components: Key Issues to Consider Before Adopting e-Learning Interventions. In: E-Learn 2005: World Conference on E-Learning in Corporate, Government, Healthcare, and Higher Education.Waynesville, NC: Association for the Advancement of Computing in Education (AACE); 2005. p.1622-1629.