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Wissensstruktur des ersten interdepartmentellen Bachelorstudienganges „Biomedizinische Labordiagnostik“ in der Schweiz
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Veröffentlicht: | 14. September 2022 |
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Fragestellung: Im Herbst 2022 startet ein Schweizweit einzigartiger Bachelor in „Biomedizinischer Labordiagnostik“ [https://www.zhaw.ch/de/lsfm/studium/bachelor/biomedizinische-labordiagnostik/. Folgende Frage dazu: Wie sieht eine Wissensstruktur aus, die die interdepartmentelle Ausrichtung zwischen „akademischen Gesundheitsberuf mit naturwissenschaftlichem Hintergrund“ und „Naturwissenschaftler:in in der Versorgung und Forschung des Gesundheitssystems“ für Studierende und Lehrende veranschaulicht und eine Grundlage für die Umsetzung des akademischen Programms an Fachhochschulen und in medizinischen Laboren bildet?
Methoden: Basierend auf einer Berufsfeldanalyse des Berufsverbandes Labmed wurde das Curriculum von einer Projektgruppe erarbeitet und anschliessend akkreditiert. Die Abschlusskompetenzen wurden in Anlehnung an die CanMEDS-Rollen formuliert [1]. Basierend auf diesen Vorabeiten wurde eine Wissensstruktur angelehnt an ([2], S. 2) entwickelt. Diese soll mit den Studierenden und Lehrenden kommunikativ evaluiert werden.
Ergebnisse: In Abbildung 1 [Abb. 1] ist die Übersicht zur Wissensstruktur dargestellt. Den verschiedenen Phasen des labordiagnostischen Prozesses wurden eher gesundheitsberufliche oder eher naturwissenschaftliche Aspekte des Studiums zugeordnet. Dabei wurden weitere Perspektiven ersichtlich. Präanalytisch sind verschiedene Indikationen z. B. Diagnose, Screening oder Prävention sowie unterschiedlichste Probenmatrices möglich. Die Analytik kann mit chemischen, biologischen und/ oder physikalischen Methoden erfolgen, findet aber fast immer an humanbiologischem Material statt. Die Analytik kann manuell, halb- oder vollautomatisch durch Biomedizinische Labordiagnostiker:innen, aber auch als patientennahe Diagnostik von anderen Gesundheitsberufen oder Laien durchgeführt werden. Postanalytisch sind sowohl die ICD10 als auch evidence-basierte Beurteilungen zusätzlich bedeutsam. Kommunikation als übergeordneter Aspekt spielt auch für diesen patientenfernen, aber patientenzentrierten Beruf eine Rolle. Die genannten Bezugswissenschaften verdeutlichen die wissenschaftliche Ausrichtung der berufspraktischen Tätigkeit. Entrepreneurship und Auftrittskompetenz als Studieninhalte sichern die Zukunftsfähigkeit der Ausbildung.
Diskussion: Die vorliegende Wissensstruktur ist ein erster Entwurf und sollte sowohl intra- als auch interprofessionell mit Gesundheitsberufen, Naturwissenschaftler:innen sowie Patient:innen diskutiert werden. Er basiert auf Modellen der Health Care Education.
Take Home Messages: Zur Umsetzung eines neuen Bachelorstudiengangs in der Schweiz wurde basierend auf dem labordiagnostischen Modell, den CanMEDS-Rollen und den Bezugsdisziplinen eine Wissensstruktur erarbeitet. Diese soll die Dualität zwischen Gesundheitsberuf und Naturwissenschaftler:in für Studierende und Lehrende visualisieren, um ein neues akademisches Profil in der Labordiagnostik für die Gesundheitsversorgung zu verankern.