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Praxis, Partner, Praktiken, Prävention: Inklusive Arzt-Patientenkommunikation über Sexualität als Kompetenz – Gelingensfaktoren aus Studierendenperspektive
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Veröffentlicht: | 14. September 2022 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Die interdisziplinären Seminarmodule „Let’s talk about Sex“ der Deutschen Aidshilfe e.V. haben die Ziele Lesbisch Schwul Trans* Bi Inter* Queer (LSTBIQ*)-inklusive Sexualanamnese zu üben, Defizite bezüglich eigener kommunikativer Kompetenz zu erkennen und zu verbessern, Wissen zu Prävention, Diagnostik und Transmission von sexuell-übertragbaren Erkrankungen (STIs) zu vermitteln, Lebenswelten von für die Prävention relevanten Zielgruppen begreifbar zu machen und über Diskriminierung im Gesundheitswesen aufzuklären [1]. Durch die Analyse quantitativer und qualitativer Datensätze der Teilnehmenden von Online- und Präsenzveranstaltungen sollen die aus Studierendensicht erfolgreichen didaktischen Elemente sowie beeinflussende Faktoren für beide Formate herausgearbeitet werden.
Methoden: In 18 Präsenz- und zehn Online-Seminaren an den Universitäten Köln, Jena, Leipzig und Mainz wurden im Zeitraum von 2015 bis 2021 373 Studierende im Hauptstudium befragt. Mittels eines standardisierten Fragebogens wurden über drei geschlossene Fragen die Qualität (Gesamtnote, Seminaraufbau, Kompetenz) durch Schulnoten von 1-5, über zwei geschlossene Fragen der Nutzen (Seminarnutzen allgemein und Nutzen der Gruppenarbeit/Rollenspiele (RS)) differential per Likert-Skala abgefragt. Die Ergebnisse der offenen Fragen „Was war das Wichtigste?“ und „Was könnte man in Zukunft noch besser machen?“ wurden mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring [2] analysiert und auf Kongruenz mit der Ärztlichen Approbationsordnung 2025 (ÄApprO) und dem Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin (NKLM) untersucht.
Ergebnisse: Die Rücklaufquote betrug 96% bei insgesamt 247 Studierenden der Präsenzseminare (P) und 230 ausgewerteten Evaluationsbögen, respektive 79% bei 126 Studierenden und 98 ausgewerteten Fragebögen der Onlineseminare (O). Beide Seminarformate wurden als sehr bis überwiegend nützlich (O=94%, P=98%) und die Zusammenarbeit in der Gruppe/RS als sehr oder überwiegend hilfreich (O=97%, P=98%) bewertet. Der inhaltliche Aufbau der Workshops erhielt in beiden Seminarformen die Note 1.4, die Kompetenz der Referierenden 1,1. Die durchschnittliche Gesamtnote betrug 1,2 (O) vs. 1,3 (P).
Die Ergebnisse der Inhaltsanalyse weisen u.a. auf die herausragende Stellung der Lehrenden als „role model“ und Wegbereitende einer offenen Gesprächsatmosphäre verbunden mit praxisbezogenen und leicht-anwendbaren Kommunikationswerkzeugen in Form von (Text-)Bausteinen und realitätsnahen RS mit intensivem Feedback hin.
Diskussion: Die weiter zu verifizierenden Faktoren für die aus studentischer Sicht gelingende Vermittlung einer LSTBIQ*inklusiven Sexualanamnese sind wichtige Hinweise für eine qualitative und strukturelle Verbesserung der Kommunikationsdidaktik im Hinblick auf das „Medizinstudium 2025“ und geben dazu elementare Lehr- und Lerninhalte für die Fortbildungscurricula von Dozierenden der Medizinischen Fakultäten vor.
Literatur
- 1.
- Taubert S, Schafberger A, Moersch K. Let’s talk about Sex!. In: Jünger J, editor. Ärztliche Kommunikation. Praxisbuch zum Masterplan Medizinstudium 2020. Stuttgart: Schattauer; 2018. p.158-169.
- 2.
- Mayring P, Fenzl T. Qualitative Inhaltsanalyse. In: Baur N, Blasius J, editors. Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung. Wiesbaden: Springer VS; 2014. p.543-556.