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Kommunikative und soziale Kompetenzen: Validierung eines Beobachtungsinstrumentes der pflegerischen Feinfühligkeit in gesundheitsbezogenen Interaktionen
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Veröffentlicht: | 14. September 2022 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Empathievermögen und feinfühliges Verhalten sind wichtige Säulen der Patient*innenorientierung [1]. Pflegerische Feinfühligkeit stärkt das Wohlbefinden der Patient*innen und unterstützt sie bei der Krankheitsbewältigung [2]. Es ist u.a. im Konzept der Compassionate Care belegt, dass bedürfnisorientierte Pflege wirkt [3]. Dennoch wird die feinfühlige Umsetzung von Pflegemaßnahmen bislang nur unzureichend in der pflegerischen Qualifikation thematisiert und erfasst. Im Vorhaben wurde ein basierend auf Videointeraktionsanalysen in der Pflege mehrstufig entwickeltes Beobachtungsinstrument zur Selbst- und Fremdbeurteilung pflegerischer Feinfühligkeit (BipF) hinsichtlich seiner Eignung als Reflexions- und Feedbackinstrument untersucht.
Methoden: Das BipF wurde in pflegerischen Praxisanleitungen als Reflexionsmethode hinzugezogen und als Beobachtungsinstrument für die Selbstreflexion (Lernende) sowie für die Fremdreflexion (Praxisanleiter*innen) ausgefüllt. Das Instrument wurde mit einem Manual versehen überreicht, um eine möglichst übereinstimmende Wahrnehmung der Kriterien zu erreichen. Nach Datenübertragung der anonym eingereichten Bögen-Tandems erfolgte die statistische Validierung unter Nutzung von Hauptkomponentenanalysen (Faktorenextraktionsverfahren) zur Überprüfung der Faktorenstruktur sowie der Bestimmung der Reliabilität unter anderem durch Ermittlung der internen Konsistenz der Subskalen und Gesamtskala. Des Weiteren wurde die Interraterreliabilität des BipF über Krippendorff’s Alpha paarweise bestimmt und deskriptiv betrachtet.
Ergebnisse: Es wurden 58 Dyaden von Praxisanleitungen und Auszubildenden erfasst. Während sich in der Hauptachsenanalyse zwei Faktoren mit Eigenwerten größer Eins (λ1=6.55; λ2=1.34) ergaben, zeigte auch die an den drei zugrunde liegenden Subskalen abgeleitete Rotation, dass eine dreifaktorielle Extraktion nicht abgebildet werden konnte. Die Streuung der Interraterreliabilität liegt zwischen 0.59 und 1 und ist folglich gering. Die Split-Half-Methode (Spearman-Brown) sowie die Berechnung von Cronbach’s Alpha führten zu guten Kennzahlen, die den BipF als ein reliables (rSB=0,887) wie auch intern konsistentes (αC=0,905) Instrument ausweisen. Die Berechnung der Trennschärfe zeigte zufriedenstellende bis gute Korrelationen (korrigierte Item-Skala-Korrelation zwischen 0.52 und 0.7).
Diskussion: Die Güte des Instrumentes ist ausreichend, um als Beobachtungsinstrument für die Selbst- und Fremdreflexion eingesetzt zu werden. Die Ergebnisse der Interraterreliabilität sind zu unausgeglichen und lassen auf eine unterschiedliche Interpretation der Beobachtungskriterien schließen, die auch eine Folge der unterschiedlichen sozial-kommunikativen Reflexivität der Lernenden und Praxisanleiter*innen sein kann.
Take Home Messages: Eine strukturierte Erfassung der Feinfühligkeit in Gesundheitsinteraktionen ist möglich und kann positiv auf die Reflexivität und kommunikative Kompetenz der Nutzer*innen wirken.
Literatur
- 1.
- Brunsmann F. Patientenorientierung und Patientenbeteiligung in der Forschung – Mängel, Formen und Erwartungen aus Sicht eines Patientenvertreters [Patient orientation and patient participation in research: Deficits, modes and expectations from a patient representative's point of view]. Z Evid Fortbild Qual Gesundhwes. 2020;156-157:100-104. DOI: 10.1016/j.zefq.2020.07.003
- 2.
- Finfgeld-Connett D. Meta-synthesis of caring in nursing. J Clin Nurs. 2008;17(2):196-204. DOI: 10.1111/j.1365-2702.2006.01824.x
- 3.
- Derksen F, Olde Hartman TC, van Dijk A, Plouvier A, Bensing J, Lagro-Janssen A. Consequences of the presence and absence of empathy during consultations in primary care: A focus group study with patients. Patient Educ Couns. 2017;100(5):987-993. DOI: 10.1016/j.pec.2016.12.003