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Der Gebärdensprachkurs „Breaking The Silence“ – Lehrkonzept und Evaluation
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Veröffentlicht: | 14. September 2022 |
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Hintergrund: Seit 2015 wird an der Ruhr-Universität Bochum (RUB) als Peer-Angebot für Medizinstudierende der Gebärdensprachkurs „Breaking The Silence“ durch die Abteilung für Allgemeinmedizin (AM RUB) angeboten. Zunächst initiiert von der Bochumer EMSA (European Medical Students‘ Association) besteht inzwischen die Möglichkeit, den Kurs als vorklinisches und klinisches Wahlfach anrechnen zu lassen. Im Folgenden werden das Kurskonzept und die Ergebnisse der Lehrevaluation der Teilnehmer*innen vorgestellt.
Methode: Das Kurskonzept umfasst eine theoretische Einführung in die Gehörlosenkultur und 3x 6 h Unterricht mit einer zertifizierten Gebärdensprachlehrerin, die selbst gehörlos ist und wird seit dem WiSe 20/21 online angeboten. Die Prüfung besteht aus einem Vokabeltest mit zehn Gebärden sowie einer Peer-Bewertung eines videosequenzierten gebärdeten Mono- oder Dialogs.
Die Lehrevaluation erfolgt jeweils am Ende der seit dem SoSe 2019 durchgeführten fünf Anfängerkurse als eine digitale, semiquantitative, anonymisierte Studierendenbefragung. Es werden zehn Items zur Bewertung des eigenen Lernerfolgs und der organisatorischen Ausführung des Kurses (Schulnotensystem 1=sehr gut bis 6=ungenügend) erfasst und es besteht die Möglichkeit zum Freitext.
Ergebnisse: Der Rücklauf betrug 80% (75 von 94 Teilnehmer*innen), der Kurs insgesamt wurde im Durschnitt mit 1,1 bewertet.
69,3% der Befragten beurteilten ihren persönlichen Lernerfolg als sehr gut. 92% der Befragten gaben an, dass sie sich während des Kurses sehr gut selbst einbringen konnten und es so möglich war aktiv zu lernen. Im Hinblick auf die spätere Berufsausübung im Krankenhaus bzw. in der Praxis gaben 74,7% der Teilnehmer*innen starkes Interesse an einem Fortgeschrittenenkurs an.
Der Großteil der Studierenden war zufrieden mit den organisatorischen Rahmenbedingungen. Ein im Freitext häufig genannter Kritikpunkt waren jedoch die Arbeitsmaterialen. Die Teilnehmenden erhielten ein Arbeitsbuch mit den zu erlernenden Begriffen in Schriftdeutsch. In einer zweiten Spalte konnten sie, ähnlich wie in einem Vokabelheft, selbst die entsprechenden Gesten einzeichnen bzw. in Sätzen beschreiben oder auch Eselsbrücken notieren. Dies wurde von vielen Teilnehmer*innen als zu schwierig erachtet.
Diskussion: Der Gebärdensprachkurs wird sehr positiv evaluiert; es gibt zudem eine anhaltend hohe Nachfrage. Die Studierenden verbinden diesen auch mit Spaß, wozu vorwiegend die gehörlose Gebärdensprachlehrerin beiträgt. Optimierungsmöglichkeiten im Kurs zeigen sich bei den Arbeitsmaterialien, die von einer verstärkten Nutzung digitaler Möglichkeiten profitieren können.
Take Home Message: Durch Kurse wie den Gebärdensprachkurs „Breaking The Silence“ lassen sich Medizinstudierende für einen besonderen Bereich der Patient*innen-Ärzt*innen-Kommunikation sensibilisieren, um so im späteren Berufsleben mit Gehörlosen, welche als Minderheit oft vernachlässigt werden, besser kommunizieren zu können und die bestehenden Barrieren zu verringern.