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Vorkommen von Dankbarkeit als psychischer Resilienzfaktor von Medizinstudierenden des ersten Studienjahres
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Veröffentlicht: | 14. September 2022 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Medizinstudierende sind im Studium einem großen Druck und einer hohen Anforderung an ihre Leistungsfähigkeit ausgesetzt. Um diese Anforderungen zu bewältigen scheint neben Coping-Mechanismen auch Resilienz eine große Rolle zu spielen [1]. Resilienz kann hierbei durch verschiedene andere Faktoren beeinflusst werden. Wenig erforscht ist bisher, inwiefern Dankbarkeit (Gratitude) als psychologischer Faktor bei Studierenden der Humanmedizin ausgeprägt ist.
Methoden: Die von McCullough et al. in 2002 entworfene Gratitude Questionnaire-Six Item Form (GQ-6) stellt ein validiertes Instrument zur Dankbarkeitserhebung dar. Mit 2020/21 wurde eine deutschsprachige Version mit 5-Items validiert (3). Mit Hilfe dieses Fragebogens wurde die Ausprägung von Dankbarkeit, als psychologischer Faktor, von Studierenden im ersten Semester der Medizinischen Universität Graz des Studienjahres 2021/2022 quantitativ erhoben.
Ergebnisse: 354 Studierende (209 weiblich, 145 männlich) nahmen an der Datenerhebung teil. Ein Teilnehmer wurde aufgrund von fehlenden Werten bei 2 von 5 Items exkludiert. Auf Basis einer siebenstufigen Likert-Skala (Wert von 1 bis 7, „stimme überhaupt nicht zu“ bis „stimme voll und ganz zu“) ergab sich ein Mittelwert der Gesamtgruppe der fünf zu beantwortenden Items (siehe Tabelle 1 [Tab. 1], Item 3 wurde wie im Manual beschrieben umgepolt) von 6,14 (Item 1: 6,45; Item 2: 6,24; Item 3: 6,32; Item 4: 5,8; Item 5: 6,22). Der gesamte Mittelwert der Teilnehmerinnen belief sich auf 6,2 (Item 1: 6,45; Item 2: 6,24; Item 3: 6,32; Item 4: 5,8; Item 5: 6,22), während sich der Mittelwert der Teilnehmer bei 6,03 befand (Item 1: 6,32; Item 2: 5,9; Item 3: 6,2; Item 4: 5,62; Item 5: 6,13).
Diskussion: Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass Dankbarkeit nicht nur als teilweise vergängliches positives Gefühl agiert, sondern auch in positiver Relation zu Optimismus, positiver Affektivität (positive affectivity) und prosozialem Verhalten (prosocial behavior) steht – Faktoren, die die Resilienz eines Menschen maßgeblich beeinflussen [2] und somit auch als präventiver Faktor im Medizinstudium dienen könnten. Die hier teilnehmenden Studierenden wiesen einen hohen Wert an Dankbarkeit auf. Die möglichen Auswirkungen des ersten Studierendenjahres auf die subjektive Dankbarkeit der Medizinstudierenden wird im Rahmen eines Follow-ups am Ende des ersten Studienjahres evaluiert. Neben Dankbarkeit wurden zudem auch die Prävalenz von Angst/Depression/Stress, Persönlichkeit und Resilienz anhand von Fragebögen erhoben. Die aktualisierten Verlaufsdaten können im Zuge der GMA 2022 präsentiert werden.
Take Home Messages: Dankbarkeit als psychologischer Faktor scheint bei den Studierenden des ersten Studienjahres hoch ausgeprägt zu sein. Interventionen, die diese erhalten, könnten die psychische Gesundheit und die akademischen Leistungsfähigkeit stärken.
Literatur
- 1.
- Thompson G, McBride RB, Hosford CC, Halaas G. Resilience Among Medical Students: The Role of Coping Style and Social Support. Teach Learn Med. 2016;28(2):174-182. DOI: 10.1080/10401334.2016.1146611
- 2.
- Emmons RA, Stern R. Gratitude as a psychotherapeutic intervention. J Clin Psychol. 2013;69(8):846-855. DOI: 10.1002/jclp.22020
- 3.
- Hudecek MF, Blabst N, Morgen B, Lermer E. Eindimensionale Skala zur Messung von Dankbarkeit (GQ-5-G). Zusammenstellung sozialwissenschaftlicher Items und Skalen (ZIS). 2021. DOI: 10.6102/zis300