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Ethische Kompetenz bei Medizinstudierenden – Ergebnisse eines Onlinesurveys
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Veröffentlicht: | 14. September 2022 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Ethische Unsicherheiten und Konflikte sind Teil der ärztlichen Tätigkeit. Möglichkeiten und Grenzen der Vermittlung ethischer Kompetenzen zur professionellen Bearbeitung ethischer Probleme sind nicht zuletzt vor dem Hintergrund der geplanten Approbationsordnung und des Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalogs Medizin Gegenstand aktueller Diskussionen in Medizinethik und Medizindidaktik. Bislang liegen nur wenige empirische Untersuchungen zur ethischen Kompetenz angehender Ärzt:innen vor. Ziel der Studie ist daher die Messung der ethischen Kompetenz von Medizinstudierenden.
Methoden: Es wurde eine quantitative Längsschnittstudie via Onlinesurvey bei Medizinstudierenden der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) im Wintersemester 19/20 (T1) und 20/21 (T2) durchgeführt. Datenerhebungen fanden an T1 in Fachsemester (FS) 1 und 5 und an T2 in FS 3 und 7 statt. Als Erhebungsinstrument wurde der Moralische Kompetenz Test (MKT) nach Lind genutzt [1]. Die Analyse erfolgte durch Berechnung des C-Scores (0-100 Punkte) mittels arithmetischem Mittel und Standardabweichung (SD).
Ergebnisse: Es haben 315 (T1) und 298 (T2) Studierende teilgenommen. Die Rücklaufquote an T1 betrug 69,1% und T2 62,7%. Im Mittelwert wurde ein C-Score an T1 von 32,5 (SD:18) und an T2 von 30,4 (SD:17,9) erreicht. Für FS 1 bzw. FS 3 betrugen die Werte 34,7 (SD: 18,4) und 33,4 (SD: 21,1) und für FS 5 bzw. FS 7 29,8 (SD: 17,4) und 27,8 (SD: 14,4). Es bestand ein sehr schwacher, negativer Zusammenhang zwischen Alter und C-Score (r=-0,12), jedoch nicht zwischen den Variablen Geschlecht, berufliche Vorerfahrungen im Gesundheitswesen und C-Score. Bei 75% der Studierenden unterschieden sich die C-Scores bezüglich der beiden im MKT verwendeten Fallbespiele um mehr als 8 Punkte.
Diskussion: Die gemessene ethische Kompetenz von Medizinstudierenden der MLU ist entsprechend der Referenzwerte als hoch (C-Score >30) bis ausreichend (20-29,9) zu beschreiben. Sie nimmt potentiell mit steigendem Semester bzw. Alter leicht ab. Im internationalen Vergleich wird in dieser Erhebung eine ähnliche bis leicht höhere Kompetenz erzielt. Allerdings hat etwa ein Viertel der Studierenden eine geringe bis sehr geringe Kompetenz (< 20). Mögliche Gründe für eine Abnahme der Kompetenz könnten bspw. ein Verlust von Idealismus und ein stärkerer Fokus auf Pragmatismus oder ein zu stark auf Informationsvermittlung und klinisch-praktische Kompetenzen zentriertes Curriculum sein [2]. Es gibt zudem Hinweise auf eine moralische Segmentierung aufgrund unterschiedlicher Ergebnisse im Arbeiter- und Arztdilemma des MKT [2]. Limitationen der Studie sind die monozentrische Erhebung als auch das eingesetzte Assessmentinstrument.
Literatur
- 1.
- Lind G. Moral ist lehrbar!: Wie man moralisch-demokratische Fähigkeiten fördern und damit Gewalt, Betrug und Macht mindern kann. 4. erweiterte und überarbeitete Auflage. Berlin: Logos; 2019.
- 2.
- Hegazi I, Wilson I. Medical education and moral segmentation in medical students. Med Educ. 2013;47(10):1022-1028. DOI: 10.1111/medu.12252