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Analyse von Tätigkeitsprofilen bei Medizinstudierenden im Praktischen Jahr in der Frauenheilkunde und Geburtshilfe – eine prospektiv-longitudinale Studie
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Veröffentlicht: | 14. September 2022 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Das Praktische Jahr (PJ) ist der letzte Abschnitt im Medizinstudium vor Erlangung der Approbation. Die Ausgestaltung dieses Studienabschnittes hinsichtlich inhaltlicher Schwerpunkte und klinisch-praktischer Lernziele ist weitgehend unreguliert. Man kann davon ausgehen, dass der Lernerfolg häufig – im Sinne einer „black box“ – vom Zufall oder individuellem Engagement abhängt. Als Grundlage möglicher struktureller und didaktischer Verbesserungen ist eine quantitative und qualitative Bestandaufnahme der aktuellen Situation inklusive einer systematischen Erfassung des Tätigkeitsspektrums von PJ-Studierenden unerlässlich, insbesondere für ein Wahlfach wie die Gynäkologie/Geburtshilfe (Gyn/Geb).
Methoden: Im Rahmen einer prospektiv-longitudinalen Studie wurden PJ-Studierende des Wahltertials Gyn/Geb aufgefordert, die eigenen Tätigkeiten an jeweils einem Arbeitstag pro Woche über einen Gesamt-Beobachtungszeitraum von 10 Wochen mittels eines papierbasierten Tagebuchs zu dokumentieren. Erfasst wurde dabei für jede Tätigkeit, ob diese selbst durchgeführt (aktiv) oder beobachtet wurde, die subjektiv eingeschätzte Relevanz, aber auch eine mögliche Unter- bzw. Überforderung bei der Durchführung. Es wurden konsekutiv alle PJ-Studierenden an der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg zwischen 01/2018 und 12/2020 eingeschlossen.
Ergebnisse: Insgesamt dokumentierten n=23 PJ-Studierende (weiblich 77,3%, männlich 22,7%; mittleres Alter 25,7 Jahre) während des Beobachtungszeitraumes über n=230 Arbeitstage mit n=1.956 Arbeitsstunden (im Mittel 8,5 Arbeitsstunden pro Tag). Die häufigste Tätigkeit war die operative Assistenz (36,0%, davon 89,9% aktiv), gefolgt von Hospitationen in Ambulanzen (16,4%, davon 28,5% aktiv) und allgemeiner Stationsarbeit ohne direkten Patientenkontakt (6,6%, davon 88,7% aktiv). Auf Pausen/Leerlauf fielen 10,6% der Arbeitszeit. Über alle Tätigkeiten hinweg war 32,4% der Zeit als passiv beobachtend dokumentiert. Eine ärztliche Supervision war in 55,7% der Zeit vorhanden. Die mittlere Relevanz der Tätigkeiten wurde mit 3,1 [SD 1,2;4,8] auf einer Likert-Skala (von 1=„hoch“ bis 7=„niedrig“) angegeben.
Diskussion: Die Dokumentation des Alltags von PJ-Studierenden im Wahltertial Gyn/Geb spiegelt ein Tätigkeitsprofil wider, das zu einem großen Teil von der operativen Assistenztätigkeit, aber auch der überwiegend rein passiven Hospitation in Ambulanzen geprägt ist. Die aktive Involvierung in diagnostische Prozeduren oder die eigenständige Betreuung von Patientinnen spielt nur eine marginale Rolle.
Take Home Messages: Die vorliegende Studie stellt eine Bestandsaufnahme der Realität der PJ-Ausbildung im Fach der Gynäkologie/Geburtshilfe in Deutschland dar. Zukünftige Bemühungen müssen dafür Sorge tragen, auf inhaltlicher Ebene die PJ-Studierenden systematischer in die aktive, eigenständige Betreuung von ambulanten und stationären Patientinnen einzubeziehen, was auch die Durchführung der Diagnostik unter Aufsicht umfasst.