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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

15.09. - 17.09.2022, Halle (Saale)

Der Einfluss von kollaborativem Lernen und Selbstorganisation auf die Anatomie-Prüfungsleistung Medizinstudierender

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Harald Knof - Eberhard Karls Universität Tübingen, Institut für klinische Anatomie und Zellanalytik, Tübingen, Deutschland
  • Markus Berndt - Klinikum der Universität München, LMU München, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland
  • Thomas Shiozawa - Eberhard Karls Universität Tübingen, Institut für klinische Anatomie und Zellanalytik, Tübingen, Deutschland

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ). Halle (Saale), 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV-16-05

doi: 10.3205/22gma105, urn:nbn:de:0183-22gma1058

Veröffentlicht: 14. September 2022

© 2022 Knof et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Im SoSe 2021 wurde an der Medizinischen Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen die Hochschullehre pandemiebedingt in ein fast voll-digitales Setting überführt. Durch den Wegfall der Präsenzlehre fehlte Studierenden der curriculare Rahmen, und die Vernetzung mit Mitstudierenden war stark eingeschränkt. Dies limitierte die Möglichkeit kollaborativ zu lernen und stellte erhöhte Anforderungen an die Selbstorganisation der Studierenden. In der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, inwieweit sich die veränderten Rahmenbedingungen auf die Leistung Medizinstudierender in der mündlichen Prüfung zur Hauptvorlesung Anatomie im 1.FS auswirken. Gezielt wurden dabei Lernstrategien des kollaborativen Arbeitens sowie Lernstrategien der Selbstorganisation betrachtet.

Methoden: Die Studierenden (N=146) wurden mittels LIST-Fragebogen [1] zur Anwendung von Lernstrategien befragt. Dabei wurden die Subskalen Organisation (Cronbach’s α bei unserer Stichprobe =.72) und Lernen mit Studienkollegen (α=.84) verwendet. Der Fragebogen wurde zudem einer Faktorenanalyse unterzogen. Die mündliche Prüfung wurde anhand des Punktesystems der gymnasialen Oberstufe (0-15 Punkte) bewertet. Zudem wurden die Studierenden gebeten, ihre Prüfungsleistung nach selbigem Punktesystem selbst einzuschätzen. Die Differenz der erzielten und selbst gegebenen Punktzahl stellt die Fähigkeit zur realistischen Selbsteinschätzung dar. Je höher die Abweichung, desto geringer ausgeprägt ist die Fähigkeit zur Selbsteinschätzung.

Ergebnisse: Strategien des kollaborativen Lernens (M=3.30, SD=0.88) und der individuellen Organisation (M=3.28, SD=0.72) wurden etwa gleich häufig angewendet, stehen jedoch in keinem Zusammenhang mit der Prüfungsleistung (ρ=-.022, p=.80; ρ=-.010; p=.26). Studierende, die angaben mehr kollaborativ zu lernen, waren signifikant besser (ρ=-.22, p=.02) in der Selbsteinschätzung ihrer Leistungen. Die Faktorenanalyse der Fragebogenitems konnte vier Faktoren aufschlüsseln, welche 61.78% der Varianz abbilden. Dabei lässt sich die Skala Lernen mit Studienkollegen in die Subskalen initiatives kollaboratives Lernen (IKL) und nachrangiges kollaboratives Lernen (NKL) unterteilen. Sie drücken aus, ob kollaboratives Verhalten proaktiv gezeigt wird, oder erst bei Verständnisproblemen oder Unklarheiten. Es ließ sich erkennen, dass die Studierenden NKL signifikant häufiger (t=46.638, p<.001) anwenden, IKL aber in deutlicherem Zusammenhang mit der Fähigkeit zur Selbsteinschätzung steht (ρ=-.28, p=.004).

Diskussion und Take Home Messages: Initiativ kollaborative Lernende lassen ein hohes Maß an realistischer Selbsteinschätzung erkennen. Dies könnte durch eine besser ausgeprägte soziale Bezugsnorm erklärt werden, da Wissensstände der Mitlernenden frühzeitig in Verhältnis zum Eigenen gesetzt werden konnten. Ein Zusammenhang zwischen der Strategie und der tatsächlichen Prüfungsleistung konnte nicht gezeigt werden.


Literatur

1.
Wild KP, Schiefele U. Lernstrategien im Studium: Ergebnisse zur Faktorenstruktur und Reliabilität eines neuen Fragebogens. Z Diff Diagn Psychol. 1994;15(4):185-200.