gms | German Medical Science

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

15.09. - 17.09.2022, Halle (Saale)

„Ärztliches Handeln ist Verantwortung übernehmen“ – Wie verstehen fortgeschrittene Medizinstudierende die Ausübung von ärztlichen Kompetenzen? Eine qualitative Analyse

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Lisa Bußenius - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für Innere Medizin, III. Medizinische Klinik, Hamburg, Deutschland
  • Sarah Prediger - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für Innere Medizin, III. Medizinische Klinik, Hamburg, Deutschland
  • Sigrid Harendza - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für Innere Medizin, III. Medizinische Klinik, Hamburg, Deutschland

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ). Halle (Saale), 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV-15-01

doi: 10.3205/22gma095, urn:nbn:de:0183-22gma0958

Veröffentlicht: 14. September 2022

© 2022 Bußenius et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Von ärztlichen Berufsanfänger:innen wird kompetentes Arbeiten erwartet. Von 25 in einer Delphistudie identifizierten Kompetenzen für ärztliches Handeln waren 10 als für Berufsanfänger:innen besonders wichtig identifiziert worden [1]. Wenn PJ-Studierende sich in der Ausprägung dieser 10 Kompetenzen selbst einschätzten, traten zum Teil größere Abweichungen zur ärztlich beurteilten Wichtigkeit einiger Kompetenzen für den ärztlichen Berufsbeginn auf [2]. Diese Studie hat das Ziel, qualitativ zu ermitteln, welche Inhalte fortgeschrittene Studierende diesen 10 Kompetenzen aus ihrem erlebten Alltag zuschreiben und ihrer Selbsteinschätzung zugrunde legen.

Methoden: Insgesamt nahmen 186 Studierende ab dem 8. Semester im Jahr 2021 in der ärztlichen Rolle an Telemedizin-Trainings teil, die einen ersten Tag der ärztlichen Weiterbildung simulierten [3]. Anschließend führten wir 23 Fokusgruppen per Videokonferenz mit je 7 bis 8 Teilnehmenden mit einem semistrukturierten Leitfaden zur Diskussion der Kompetenzinhalte durch, wobei maximal zwei Kompetenzen pro Gruppe behandelt wurden. Die Gespräche wurden aufgenommen und wörtlich transkribiert. Es konnten 20 Gespräche mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Kuckartz ausgewertet werden.

Ergebnisse: Das studentische Verständnis der Kompetenzen wurde durch die Schilderung ihres Erlebens im klinischen Alltag sichtbar. Für „Teamwork und Kollegialität“ ließ sich als wesentliche Kategorie Bedingungen für gute Teamarbeit mit den Subkategorien Atmosphäre, Vertrauen, Strukturen und Strategien (dazu zählten u. a. Toleranz für Teammitglieder, flexible Arbeitsweise und die gegenseitige Fürsorge) herausarbeiten. Die Kompetenz „Umgang mit Fehlern“ ließ sich in die Kategorien eigene Fehler und fremde Fehler mit jeweils den Subkategorien Verhalten und Reaktion unterteilen. Als weitere Subkategorie zeigte sich die Haltung gegenüber Fehlern (Patientenwohl als oberste Maxime). Die Kompetenz „Verantwortung“ wurde in ihrer Bedeutung als zentral für das ärztliche Handeln beschrieben. Übergreifend ließ sich das Thema Selbstreflexion als generelle Herangehensweise für die Kompetenzeinschätzung identifizieren.

Diskussion: Die Studierenden haben aufgrund von Erlebnissen im ärztlichen Arbeitsumfeld ein eigenes Verständnis von Kompetenzen, die im klinischen Alltag benötigt werden. Diese Ergebnisse könnten dazu dienen, Formulierungen des Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalogs Medizin mit der Studierendenperspektive abzugleichen. Damit könnte noch genauer analysiert und definiert werden, wie die einzelnen Kompetenzen zusammenhängen und wo die Studierenden für sich das größte Lernpotenzial sehen.

Take Home Messages: Eine Integration der studentischen Wahrnehmung von Kompetenzen in die definierten Kompetenzziele sollte angestrebt werden, um die kompetenzbasierte Ausbildung weiter zu fokussieren.


Literatur

1.
Fürstenberg S, Schick K, Deppermann J, Prediger S, Berberat PO, Kadmon M, Harendza S. Competencies for first year residents – physician’ views from medical schools with different undergraduate curricula. BMC Med Educ. 2017;17(1):154. DOI: 10.1186/s12909-017-0998-9 Externer Link
2.
Bußenius L, Harendza S, van den Bussche H, Selch S. Final-year medical students’ self-assessment of facets of competence for beginning residents. BMC Med Educ. 2022;22(1):82. DOI: 10.1186/s12909-021-03039-2 Externer Link
3.
Harendza S, Gärtner J, Zelesniack E, Prediger S. Evaluation of a telemedicine-based training for final-year medical students including simulated patient consultations, documentation, and case presentation. GMS J Med Educ. 2020;37(7):Doc94. DOI: 10.3205/zma001387 Externer Link