gms | German Medical Science

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

15.09. - 17.09.2022, Halle (Saale)

Klebeeffekt des Satellitencampus Ostfwestfalen-Lippe der medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum – eine Analyse der ersten drei Jahrgänge

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Annika Schürmann - Ruhr-Universität Bochum, Medizinische Fakultät, Zentrum für Medizinische Lehre, Bochum, Deutschland
  • Jana Bokermann - Ruhr-Universität Bochum, Medizinische Fakultät, Zentrum für Medizinische Lehre, Bochum, Deutschland
  • Ines Schlieter - Ruhr-Universität Bochum, Abteilung für Allgemeinmedizin, Bochum, Deutschland
  • Thorsten Schäfer - Ruhr-Universität Bochum, Medizinische Fakultät, Zentrum für Medizinische Lehre, Bochum, Deutschland

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ). Halle (Saale), 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV-13-06

doi: 10.3205/22gma084, urn:nbn:de:0183-22gma0847

Veröffentlicht: 14. September 2022

© 2022 Schürmann et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Die KV-Region Westfalen-Lippe liegt mit einer aktuellen Arztdichte von 197,6 (Ärzt/innen je 100.000 Einwohner, Stand 2020) auf dem vorletzten Rang der kassenärztlichen Vereinigungen (KV) in Deutschland [1]. Vor allem zahlreiche Kreise in Ostwestfalen-Lippe (OWL) sind von einer Unterversorgung an Ärzt/innen bedroht [1]. Durch die Erweiterung des Bochumer Modells der Ruhr-Universität Bochum nach OWL erhofft sich das Land NRW, dass Absolvent/innen in der Region ärztlich tätig werden [2].

Methoden: In OWL werden seit dem Wintersemester 2016/17 Medizinstudierende ausgebildet. Das Universitätsklinikum der Ruhr-Universität (UK-RUB) wurde dafür innerhalb eines Bieterverfahrens erweitert. Ab dem siebten Semester findet die Ausbildung dezentral an den UK-RUB-Standorten Mühlenkreiskliniken in Minden, Lübbecke-Rahden und Bad Oeynhausen und Klinikum Herford statt. Die Ausbildung in der Allgemeinmedizin erfolgt ebenso dezentral in den Lehrgebäuden und Lehrpraxen der Ruhr-Universität Bochum. Mittels Online-Befragung wurden die Absolvent/innen der Standorte Bochum und OWL zu ihrer beruflichen Perspektive befragt (elf Items). Dabei wurden neben dem Ort der Anstellung auch die Gründe für oder gegen einen Verbleib in der Region analysiert. Zusätzlich wurde berücksichtigt, aus welcher Region die Studierenden gebürtig kommen und welche Größe ihr Herkunftsort hat.

Ergebnisse: Von den bislang 146 Absolvent/innen am Standort OWL seit Wintersemester 2020/21 nahmen 61 an der Online-Befragung teil (Rücklauf 42%). Dabei entschieden sich durchschnittlich 33% für eine Anstellung in der Region, was knapp über dem bundesweit ermittelten Wert von 31% liegt [3]. 87% der Absolvent/innen kamen dabei gebürtig nicht aus der Region OWL. Die einzelnen Jahrgänge sind heterogen: Beim 1. Jahrgang entschieden sich 29% für eine Anstellung in der Region, während 90% der gesamten Absolvent/innen nicht aus OWL kamen. Beim 2. Jahrgang wurden 40% in der Region ärztlich tätig, während 82% nicht aus OWL kamen. Beim 3. Jahrgang nahmen 33% eine Anstellung vor Ort an, während 87% nicht aus OWL kamen. Die ermittelten Zahlen stimmen mit den tatsächlich recherchierten Zahlen überein: Hier ergab sich für den 1. Jahrgang mit 15 Anstellungen am UK-RUB in OWL von 49 Absolvent/innen ein Wert von 31%.

Diskussion: Die Erweiterung des UK-RUB nach OWL führte rechnerisch zur Anstellung von bislang 48 Absolvent/innen in der Region OWL (33% von 146 Absolvent/innen). Weitere Studierende werden im Frühjahr 2022 ihr 3. Staatsexamen ablegen und der 4. Jahrgang wird dem Arbeitsmarkt Ende des Jahres zur Verfügung stehen. Insgesamt nahmen fast dreimal so viele Absolvent/innen in OWL eine Anstellung an, als gebürtig aus der Region kommen. Beim Jahrgang, in dem enorme 40% eine Anstellung in der Region annahmen, kamen dabei etwas mehr Studierende gebürtig aus der Region. Die Ausbildung vor Ort und die Herkunft der Studierenden begünstigen somit eine Niederlassung in der Region.


Literatur

1.
Kassenärztliche Bundesvereinigung. Gesundheitsdaten. Reginale Verteilung der Ärztinnen und Ärzte in der vertragsärztlichen Versorgung. Berlin: Kassenärztliche Bundesvereinigung; 2021. Zugänglich unter/available from: https://gesundheitsdaten.kbv.de/cms/html/16402.php Externer Link
2.
Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen. 1,7 Millionen Euro investiert das Land in die praktische Medizinerausbildung an Kliniken in Ostwestfalen-Lippe. Aufbau von Infrastruktur für Forschung und Lehre in der Modellregion OWL. Pressemitteilung Land NRW. 6. Juni 2016. Zugänglich unter/available from: https://www.land.nrw/de/pressemitteilung/17-millionen-euro-investiert-das-land-die-praktische-medizinerausbildung-kliniken Externer Link
3.
Krabel S, Flöther C. Here Today, Gone Tomorrow? Regional Labour Mobility of German University Graduates. Reg Stud. 2014;48(10):1609-1627. DOI: 10.1080/00343404.2012.739282 Externer Link