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Studienprotokoll: Einfluss von Mimik in medizinischen ad hoc-Anvertrauensentscheidungen
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Veröffentlicht: | 14. September 2022 |
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Fragestellung/Zielsetzung: EPAs beschreiben professionelle ärztliche Aktivitäten unterschiedlicher Komplexitätsstufen [1]. Anvertrauensentscheidungen erfolgen einerseits als „rich entrustment“ auf Basis von Beobachtungen oder Arbeitsproben. Andererseits im klinischen Alltag als ad hoc Anvertrauensentscheidungen. Die Prozesse, die solchen ad hoc Entscheidungen zugrunde liegen, sind bisher noch nicht hinreichend aufgeklärt. Aus der Mimik-Forschung ist bekannt, dass die Mimik des Gegenübers dessen Vertrauenswürdigkeit beeinflussen kann [3]. Dies lässt auf einen ähnlichen Zusammenhang zwischen Mimik und Anvertrauen schließen.
In der Studie gehen wir die Fragestellung nach: Welchen Einfluss hat Mimik, hier operationalisiert durch Lächeln + Blickkontakt auf die Anvertrauensentscheidungen für klinische Tätigkeiten bei klinischen Novizen und Expert*innen?
Es ist zu erwarten, dass je authentischer das Lächeln simuliert wird und je direkter der Blickkontakt der anzuvertrauenden Person ist, desto eher wird eine positive Anvertrauensentscheidung von den Teilnehmenden getroffen. Ferner lässt sich differentes Anvertrauen hinsichtlich der riskanter gegenüber weniger riskanter klinischen Situationen annehmen, die weniger riskanten werden auch bei einem unauthentischen Lächeln oder ohne Blickkontakt anvertraut. Nicht zuletzt lässt sich eine Nuancierung der Anvertrauensentscheidung zwischen den Novizen und Expert*innen vermuten. Die Ergebnisse der aufgestellten Hypothesen werden auf der GMA Jahrestagung im September präsentiert.
Methoden: In einem experimentellen Studiendesign mit 40 Medizinstudierenden und 20 Ärzt*innen werden narrativ klinische Situationen präsentiert, welche sich in der Risikobewertung für eine Anvertrauensentscheidung unterscheiden (hoch/gering). Anschließend sehen die Teilnehmenden realitätsnahe und reagierende Avatare, welchen die beschriebene Situation anvertraut werden soll. Die Avatare werden in Mimik, Geschlecht und der Blickrichtung mithilfe der Software ‚FACSGen‘ erstellt und moduliert. Mit diesem Programm ist eine präzise Anpassung der Mimik möglich [2]. Zuletzt werden zwei Entscheidungen der Proband*innen erfasst:
- 1.
- das Vertrauen in den gezeigten Avatar allgemein
- 2.
- die Anvertrauensentscheidung.
Die Simulationsumgebung wird 24-mal wiederholt, um alle Modularitäten abzufragen (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]).
Literatur
- 1.
- Berberat PO, Rotthoff T, Baerwald C, Ehrhardt M, Huenges B, Johannink J, Narciss E, Obertacke U, Peters H, Kadmon M. Entrustable Professional Activities in final year undergraduate medical training - advancement of the final year training logbook in Germany. GMS J Med Educ. 2019;36(6):Doc70. DOI: 10.3205/zma001278
- 2.
- Roesch EB, Tamarit L, Reveret L, Grandjean D, Sander D, Scherer KR. FACSGen: A Tool to Synthesize Emotional Facial Expressions Through Systematic Manipulation of Facial Action Units. J Nonverbal Behav. 2011;35:1-16. DOI: 10.1007/s10919-010-0095-9
- 3.
- Sutherland CA, Oldmeadow JA, Young AW. Integrating social and facial models of person perception: Converging and diverging dimensions. Cognition. 2016;157:257-267. DOI: 10.1016/j.cognition.2016.09.006