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Digitalkompetente Landärztinnen und Landärzte – Wunsch wird Wirklichkeit!
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Veröffentlicht: | 14. September 2022 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Vor dem Hintergrund des im Februar 2022 beschlossenen Gesetzes zur Sicherung der hausärztlichen Versorgung und des Öffentlichen Gesundheitsdienstes in Hessen, werden zum Wintersemester 2022/23 erstmalig 6,5 Prozent der Medizinstudienplätze an Bewerber:innen vergeben, die sich vertraglich verpflichten, nach erfolgreichem Studienabschluss und erfolgreicher Weiterbildung in den Fachgebieten Allgemeinmedizin, Innere Medizin oder Kinder- und Jugendmedizin anschließend in einem unterversorgten oder von Unterversorgung bedrohten Gebiet in Hessen für mindestens zehn Jahre tätig zu sein. Für diesen langen Aus- und Weiterbildungs- sowie insgesamt mindestens 20-25-jährigen Berufsweg wird gemeinsam von den allgemeinmedizinischen, hausärztlichen Instituten und Abteilungen der Universitäten Frankfurt, Gießen und Marburg ein elaboriertes Gesamtkonzept Sicherung der hausärztlichen Versorgung entwickelt. Aus dem Gesamtvorhaben leitet sich mitunter die Fragestellung ab, wie zukünftige Landärztinnen und -ärzte digital kompetenter werden, um das Gesundheitssystem langfristig digital zu transformieren.
Methoden: Um digitale Kompetenzen bei den zukünftigen Landärztinnen und -ärzten standortübergreifend entwickeln und fördern zu können, wird eine hessenweite digitale Kollaborationsinfrastruktur implementiert, die es Lernenden und Lehrenden erlaubt, nahezu ortsunabhängig an den verschiedenen Lehr-Lernformaten teilzunehmen. Zur lehr-lernzielgerichteten Entwicklung und Förderung digitaler Kompetenzen dient u.a. das standortspezifische Seminarprogramm „Digitalisierung und Kommunikation in der Medizin“, welches bspw. die telemedizinische Sprechstunde, die Arzt-Patientenkommunikation und das Thema Datenschutz inkludiert [1]. Digitale Kompetenzen werden dabei in die sieben CanMEDS-Rollen professionellen (land-)ärztlichen Handelns eingeordnet und vermittels noch zu entwickelnder Instrumente gemessen [2]. Der Fragebogen zur Kompetenzerfassung von Giesler et al. findet im Diskurs Berücksichtigung [3].
Ergebnisse: Im Ergebnis wird nach mehreren Kompetenzmessungen erwartet, dass zukünftige Landärztinnen und -ärzte in Hessen digital kompetenter sein werden. Darüber hinaus wird davon ausgegangen, dass die digitale Lerninfrastruktur einen positiven Einfluss auf die Lernwirksamkeit hat.
Diskussion: Herausforderungen bei der Realisierung des Gesamtvorhabens stellen die standortübergreifenden Schnittstellen und Besonderheiten sowie daran gekoppelten zeitintensiven Abstimmungsprozesse dar. Digitale Kompetenzen sind enorm vielgestaltig; damit geht die Erschwernis einher, diese möglichst konkret und trennscharf zu beschreiben sowie deren Entwickung und Förderung sinnvoll begründet in Curricula zu implementieren und messbar zu machen.
Take Home Message: Für den Erwerb digitaler Kompetenzen von zukünftigen Landärztinnen und -ärzten sind begründete Lehr-Lernziele zu formulieren, an denen sich die digitale Kollaborationsinfrastruktur und bedarfsgerechte innovative Lehr-Lernkonzepte orientieren.
Literatur
- 1.
- Kuhn S, Müller N, Kirchgässner E, Ulzheimer L, Deutsch KL. Digital skills for medical students – qualitative evaluation of the curriculum 4.0 “Medicine in the digital”. GMS J Med Educ. 2020;37(6):Doc60. DOI: 10.3205/zma001353
- 2.
- Frank JR. The CanMEDS 2005 Physician Competency Framework. Better Standards. Better Physicians. Better Care. Ottawa: Royal College of Physicians and Surgeons of Canada; 2005.
- 3.
- Giesler M, Forster J, Biller S, Fabry G. Entwicklung eines Fragebogens zur Erfassung von Kompetenzen in der Medizin: Ergebnisse zur Reliabilität und Validität. GMS Z Med Ausbild. 2011;28(2):Doc31. DOI: 10.3205/zma000743