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Effekte von interprofessionellem Online-Lernen auf die Entwicklung interprofessioneller Kompetenzen bei Studierenden im Gesundheitswesen
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Veröffentlicht: | 14. September 2022 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Die Stärkung der interprofessionellen Ausbildung wird als einer der wichtigsten Faktoren gesehen, den Herausforderungen des sich verändernden Gesundheitssystems zu begegnen [3]. Jedoch birgt interprofessionelles Lernen organisatorische und logistische Hürden [1]. Ein vielversprechender Ansatz diesen Hürden zu begegnen ist interprofessionelles Online-Lernen [2]. Die vorliegende Studie untersuchte, inwieweit Online-Lernen zur Entwicklung von interprofessionellen Kompetenzen beitragen kann.
Methoden: Im quantitativen Teil der Mixed-Methods-Studie nahmen N=55 Studierende (Medizin [Med], Physiotherapie [PT], Weitere [W]) an einem Online-Kurs zum Thema Interprofessionalität teil, der aus drei Komponenten bestand: Interprofessionelles Wissen, Simulation und Reflektion. Prä-/post wurde die Einstellung zu Interprofessionalität mit dem Attitudes Towards Health Care Teams Scale (ATHCTS, 19 Items, Cronbach’s α=.79) gemessen. Weiterhin Aspekte interprofessioneller Kompetenzen mit eigenen Skalen in Anlehnung an die IPEC Core Competencies for Interprofessional Collaborative Practice (IPEC, 2016): Respektieren von Rollen (12 Items, α=.83), gemeinsame Entscheidungsfindung (9 Items, α=.83), Kommunikation (12 Items, α=.80), Teamarbeit (8 Items, α=.79) und interprofessionelles Lernen (4 Items, α=.77). Alle Items wurden mit einer 6-stufigen Rating-Skala erhoben (1=stimme überhaupt nicht zu, 6=stimme voll zu). Im qualitativen Teil wurden semistrukturierte Leitfadeninterviews durchgeführt.
Ergebnisse (Teilanalyse): Effekte zwischen und innerhalb der Gruppen (prä/post) wurden mittels ANOVA mit Messwiederholung untersucht. Als abhängige Variablen standen die Einstellung zu Interprofessionalität (ATHCT) und Aspekte interprofessioneller Kompetenzen (Respektieren der Rollen, gemeinsame Entscheidungsfindung, etc.). Es zeigte sich eine signifikante Steigerung der Werte des ATHCT (MMedpre=4.21, SD 0.31, MMedpost=4.57, SD 0.53; MPTpre=4.55, SD 0.41, MPTpost=4.77, SD 0.43; MWpre=4.09, SD 0.48, MWpost=4.49, SD 0.74; p<.001) und aller Kompetenz-Skalen (p<.001 bis p<.023) mit Ausnahme der Skala Teamarbeit (p=.354). Bei Medizinstudierenden zeigte sich im Vergleich zu den anderen Gruppen eine signifikant höhere Zunahme in den Skalen Kommunikation und Interprofessionelles Lernen. Insgesamt zeigten sich bei Physiotherapiestudierenden sowohl im ATHCT als auch in allen anderen Skalen (prä- und post) die höchsten Werte, jedoch nicht durchgängig signifikant höher als in den anderen Gruppen. Die vollständigen Ergebnisse werden auf der Konferenz präsentiert.
Diskussion: Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Online-Lernen sowohl die Einstellung zu Interprofessionalität als auch verschiedene Aspekte interprofessioneller Kompetenzen signifikant verbessern kann. Hierbei profitieren nicht alle Studierenden in gleichem Maße.
Take Home Message: Interprofessionelles Online-Lernen birgt Potential für die Förderung interprofessioneller Kompetenzen.
Literatur
- 1.
- Nock L. Interprofessional teaching and learning in the health care professions: A qualitative evaluation of the Robert Bosch Foundation’s grant program “Operation Team”. GMS J Med Educ. 2016;33(2):Doc16. DOI: 10.3205/zma001015
- 2.
- Reeves S, Fletcher, S, McLoughlin C, Yim A, Patel KD. Interprofessional online learning for primary healthcare: findings from a scoping review. BMJ Open. 2017;7(8):e016872. DOI: 10.1136/bmjopen-2017-016872
- 3.
- World Health Organization. Framework for action on interprofessional education and collaborative practice. Geneva: World Health Organization; 2010.