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Prüfen klinischer Fertigkeiten in einem digitalen OSCE-Format
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Veröffentlicht: | 14. September 2022 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Aufgrund der Pandemie mit einem Mangel an klinisch-praktischer Lehre wurde im Sommersemester 2021 an der Universität Rostock ein digitales OSCE-Format (Objective Structured Clinical Examination) für 250 Medizinstudierende als Vorbereitung auf das Praktische Jahr entwickelt.
Methoden: Der d-OSCE umfasste die Analyse eines Arzt-Patienten-Gesprächs, Durchführung einer videografierten 7-minütigen körperlichen Untersuchung (KU) an „Peer-Patient*in“ mit patientenzentrierten Erläuterungen, Verschriftlichung des Untersuchungsbefunds, Befunden von Röntgenbildern und Totenschein-Dokumentation.
Zur Vorbereitung erhielten die Studierenden Informationsmaterial (u.a. web-links zu KU-Videos, Befundbeschreibung). Die studentischen Prüfungsdokumente wurden auf sicheren Plattformen eingereicht. Drei Fachärzte und neun gut geschulte Peer-Studierende bewerteten die Dokumente anhand von Experten-validierten Checklisten (1,0=sehr gut; 5,0=nicht bestanden) bzw. mit bestanden/nicht bestanden.
Alle Studierenden erhielten ein individuelles, schriftliches Feedback zu ihren Kompetenzen und konnten nach dem OSCE an einem virtuellen Expertentreffen teilzunehmen, um offene Fragen zu klären. Studierende evaluierten den d-OSCE.
Ergebnisse: 247 Studierende nahmen am d-OSCE teil (61,4% Frauen). Im Durchschnitt analysierten die Studierenden die Arzt-Patienten-Kommunikation sehr bzw. weitestgehend zutreffend (96,3%). Die KU einschließlich Patienten-Erläuterungen waren im Durchschnitt gut (MW 1,86), die KU-Dokumentationen sehr gut (MW 1,44). Alle Studierenden bestanden die Totenschein-Dokumentation, acht Studierende mussten die radiologische Prüfung wiederholen. Die individuellen studentischen Kompetenzen rangierten zwischen sehr gut bis befriedigend, vereinzelt ausreichend oder mangelhaft.
48 Studierende evaluierten den OSCE. Sie schätzten das Format (79,1%) und den Praxisbezug (83,3%). Sie profitierten vom Vorbereitungsmaterial (77,8%), dem individuellen Feedback (70,8%), der Expertenanalyse „Ärztliche Gesprächsführung“ (68,8%) und dem Expertentreffen (100%). Studierende hatten ihre Fertigkeiten vor der Videoaufzeichnung mehrfach trainiert (89,6%), sie fühlen sich im Durchführen und Erläutern der KU sicher (85,1%). Sie fühlen sich besser auf den klinischen Alltag (78,8%) und auf Dokumentationen (89,2%) vorbereitet. Studierende gaben an, dass der d-OSCE einen nachhaltigen Lernerfolg habe (78,6%).
Diskussion: Der d-OSCE war im Hinblick auf Lernerfolg, klinische Kompetenzen sowie des geringen Infektionsrisikos erfolgreich. Das Format kann als Blueprint dienen. Ein d-OSCE mit videobasierter Peer-KU erfordert hohe Datensicherheit. Der administrative Aufwand (z.B. Zuordnung der studentischen Videos zu Prüfer*innen, individuelles Feedback) muss optimiert werden, die Evaluationsraten müssen steigen.
Take Home Message: Ein d-OSCE ist in Zeiten einer Pandemie eine sinnvolle Alternative zu Präsenzformaten. Lernerfolg und subjektiver Kompetenzzuwachs waren hoch.