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Der reale Phantompatient? Entwicklung interaktiver Patientenfälle für das Studium der Zahnmedizin basierend auf 3D-Modellen
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Veröffentlicht: | 14. September 2022 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Die neue Zahnärztliche Approbationsordnung, welche ab dem Wintersemester 2021/22 in Kraft getreten ist, sieht eine stärker problemorientierte Ausbildung vor. Dies beinhaltet das Ziel der Stärkung von Diagnose- und Entscheidungskompetenzen der Studierenden. Inhaltlich sollen zahntechnische Arbeitsschritte durch das Training zahnärztlicher Maßnahmen ersetzt werden. In diesem Zusammenhang soll das bisher vornehmlich auf Zahnersatz und restaurative Maßnahmen beschränkte Spektrum deutlich erweitert werden. So werden die Disziplinen Zahnerhaltung, zahnärztliche Chirurgie und Kieferorthopädie zukünftig neben der Zahnersatzkunde am Phantompatienten geprüft (Zweiter Abschnitt der Zahnärztlichen Prüfung „Z 2“). Das vorliegende Projekt hat das Ziel, interaktive Patientenfälle für die präklinische Ausbildung in der Zahnmedizin zu entwickeln und zu implementieren.
Methoden: Die Erhebung der Anamnese und Beschwerden des virtuellen Patienten soll unter Nutzung einer Fallplanungssoftware erfolgen und das Durchführen einer Diagnose- und Entscheidungsfindung einleiten. Darauf basierend soll eine zahnärztliche Intervention an individualisierten Kiefer- und Zahnmodellen erfolgen. Die Modelle sollen dabei eine erweiterte Befundung, aber auch eine unmittelbare Behandlungsplanung und praktische Behandlungsdurchführung erlauben.
Ergebnisse: Die Erstellung der Modelle (Druckvorlagen) erfolgte aus dreidimensionalen Röntgendaten realer Patienten. Aus 2D-Schichten der Röntgendaten wurden die anatomischen Strukturen (Knochen, Zähne und Weichgewebe) Bild für Bild segmentiert. Jegliche Artefakte wurden dabei herausgelöst. Anschließend erfolgte für jede Struktur die Generierung eines 3D-Objekts, welches in ein CAD-Programm übertragen werden kann. Ergänzend wurde ein Intraoralscan zur Erfassung der sichtbaren Strukturen durchgeführt. Für alle Strukturen wurden die korrespondierenden Oberflächen zusammengeführt. Für den späteren Druck sollen verschiedene Verfahren zum Einsatz kommen: für die Knochenherstellung das Sterolithographie (SLA)-Verfahren, für die röntgenopaken Zähne und das Weichgewebe das Digital Light Processing (DLP)-Verfahren (Try-in, Nextdent, 3D-Systeme).
Diskussion: Eine Herausforderung besteht in der Generierung von Modellen, welche dem Knochen vergleichbare radiologische Eigenschaften besitzen. Die Modellzähne sollten ebenfalls eine der klinischen Situation entsprechende Materialkonfiguration aufweisen, um eine realitätsnahe Bearbeitung durch die rotierenden Instrumente zu gewährleisten. Diese Parameter stellen Gegenstand begleitender Untersuchungen dar.
Take Home Messages: Künftig werden interaktive Patientenfälle den Anforderungen der neuen Zahnärztlichen Approbationsordnung besser gerecht. Die Technologien zur Herstellung notwendiger Modelle und computergestützter Dialoge sind verfügbar. Im Hinblick auf die Vielzahl von Ausbildungsstunden in präklinischen Kursen kann durch das vorgestellte Konzept die Handlungs- und Entscheidungskompetenz von Zahnmedizinstudierenden gestärkt werden.