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Prädiktoren für die Weiterbildungsrichtung und Wahl des Arbeitsortes
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Veröffentlicht: | 14. September 2022 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Unsere Studie erkundet Kriterien für Studienerfolg und Werdegänge, insbesondere für die Wahl bestimmter Fachrichtungen und des späteren Arbeitsorts, u. a. im Rahmen des Förderprogramms Beste Landpartie Allgemeinmedizin (BeLA).
Bisher sicherster Prädiktor für die Ortswahl ist v. a. die eigene Herkunft [1]. Auch Vorbildwirkung ist ein bekannter Faktor [2]. Gemeinsam mit anderen Prädiktoren (z. B. Wahlfach im Praktischen Jahr [PJ]) wurde die Verlässlichkeit bzgl. der Vorhersage von Studienverläufen untersucht.
Methoden: Studierende der Humanmedizin an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg wurden online im Sommer- (1., 5. und 10. Fachsemester [FS]) bzw. Wintersemester 2021 (12. FS) zur Demographie, Studienwahl, zum Weiterbildungswunsch, zu Vorbildern und beruflichen Vorlieben befragt (Rücklaufquote 48%). Es resultierten n=295 Datensätze. Datenreihen wurden mit dem exakten Chi-Quadrat-Test (Alternativhypothese: Odds Ratio [OR] >1) mit R (Version 4.1.1) untersucht.
Ergebnisse: Vorbilder (die Studienwahl beeinflussend) und die in Frage kommenden Fachbereiche assoziierten in folgenden Kombinationen signifikant: Übereinstimmung von Vorbild und Bereich Allgemeinmedizin (OR 8,4, p<1e-4), Vorbild Krankenhaus/Rettung und Bereich Anästhesie/Notfallmedizin (OR 2,3, p<1e-4), sowie kein Vorbild und Bereich Allgemeinmedizin (OR 1,7, p<0,05).
Betrachtet man die Präferenz des Arbeitsorts in Abhängigkeit von der Herkunft sind folgende Zusammenhänge signifikant: großstädtische Herkunft (>100 k Einwohner [EW]) und Arbeitsort Stadt (OR 3,7, p<1e-4), ländliche Herkunft (<5 k EW) und Arbeitsort Land (OR 2,3, p=0,01), ländliche Herkunft und Arbeitsort gleichwertig (OR 2,1, p<0,01).
Bei den Absolventinnen und Absolventen (n=84) war der Zusammenhang zwischen PJ-Wahlfach und der präferierten Spezialisierungsrichtung (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]) statistisch signifikant, außer für Orthopädie und Dermatologie (jeweils nur eine Übereinstimmung). Ähnliches zeigt sich auch für Famulaturen in bestimmten Fächern bei den jüngeren Semestern.
Diskussion: Die Kombination bestimmter Fachbereiche und Vorbilder erscheint plausibel [2], da hier die größten und intensivsten Kontaktflächen bestehen, haben aber Potential für stärkere Präsenz (z. B. Allgemeinmedizin). Auch der Einfluss der regionalen Herkunft wurde wie in [1] gezeigt. Mit OR=17,7 bzgl. PJ-Wahlfach und Spezialisierungsrichtung Allgemeinmedizin gibt es weitere Ähnlichkeiten zur Literatur (OR=10,7; n=659) [3]. Weitere Analysen sollen z. B. auch Persönlichkeitseigenschaften einbeziehen.
Take Home Messages:
- Sozialisation in bestimmten Regionen prägt die Präferenz der Arbeitsortwahl.
- Prägende Ereignisse und frühzeitige Kontakte sind von Bedeutung für die Facharztwahl.
- Das PJ-Wahlfach prognostiziert die spätere Berufswahl.
Literatur
- 1.
- Walker JH, Dewitt DE, Pallant JF, Cunningham CE. Rural origin plus a rural clinical school placement is a significant predictor of medical students’ intentions to practice rurally: a multi-university study. Rural Remote Health. 2012;12:1908.
- 2.
- Bien A, Ravens-Taeuber G, Stefanescu MC, Gerlach FM, Güthlin C. What influence do courses at medical school and personal experience have on interest in practicing family medicine? - Results of a student survey in Hessia. GMS J Med Educ. 2019;36(1):Doc9. DOI: 10.3205/zma001217
- 3.
- Deutsch T, Lippmann S, Frese T, Sandholzer H. Who wants to become a general practitioner? Student and curriculum factors associated with choosing a GP career - a multivariable analysis with particular consideration of practice-orientated GP courses. Scand J Prim Health Care. 2015;33(1):47-53. DOI: 10.3109/02813432.2015.1020661