Artikel
Modellierung der personalen Ressourcen von Lehrenden in der Medizin – Modifikation eines Kompetenzframeworks aus der Lehrerbildung
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 14. September 2022 |
---|
Gliederung
Text
Einführung und Zielsetzung: Der Arztberuf umfasst eine Vielzahl an Tätigkeiten und Verantwortlichkeiten, welche in den CanMEDS-Rollen vereint sind. In einer Befragung zur Bedeutung dieser gaben 90% der N=80 Ärzt*innen an, den ‚Medizinischen Experten‘ am wichtigsten einzustufen, während 48% die Rolle des „Lehrenden“ am wenigsten wichtig eingestuft haben [1]. Diese Studie zeigt auf, dass die Rollen im klinischen Alltag unterschiedlich wahrgenommen und folglich nicht immer als „explizite“ Rolle begriffen werden. Der Beitrag soll ein Framework vorstellen, in welchem die kognitiven und affektiven Ressourcen von Ärzt*innen im Spannungsfeld zwischen der Klinik und der Lehre fokussiert wird. Dabei soll die Rolle des Lehrenden in Verbindung mit der des „Medizinischen Experten“ vereint werden und die pädagogische Komponente der Lehrsituation im klinischen Alltag mehr erfasst und in den medizinischen Kontext transferiert werden.
Die Zielsetzung des Beitrags ist die Modifizierung eines Kompetenzframeworks aus der Lehrerbildung, in welchem die personalen Ressourcen einer kompetenten Lehrkraft aufgegriffen werden. Das Kompetenzmodell von Baumert und Kunter [2] wird an den Kontext der Fort- und Weiterbildung zum Lehrenden in der Medizin angepasst und mit den CanMEDS-Rollen zusammengeführt [3].
Ergebnisse: Das Spannungsfeld, in welchem sich die Kliniker*innen in ihrer Rolle als „Medizinischer Experte“ und „Lehrender“ befinden, ist ein wesentlicher Unterschied zur Lehrerausbildung im schulischen Kontext. Die Orientierung der affektiven Ressourcen verläuft sowohl in die Richtung des klinischen Kontext als auch des Lehrkontexts. Als kognitive Ressourcen wurden für die Lehrerbildung fünf Wissensarten als relevant beschrieben (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]). Die Visualisierung der Balken meint bei einem stetig gleich verlaufenen Balken eine explizite Relevanz in beiden Kontexten, während die beiden von links nach rechts zunehmenden Balken eine Explizierung der Wissensarten meint: fachdidaktisches Wissen ist in der medizinischen Ausbildung kein primärer Baustein, sodass dieses Wissen meist nur durch z.B. Erfahrungen implizit vorhanden ist. Eine Auseinandersetzung mit der Rolle des Lehrenden und den kognitiven und affektiven Ressourcen in Bezug auf die Lehre als auch den klinischen Kontext, kann die beiden Wissensarten bewusster und damit für die Rolle des Lehrenden aufgegriffen werden.
Take Home Messages: Das modifizierte Framework kann dazu beitragen:
- die bisherige Kompetenzmodellierung um einen Fokus auf die personalen Ressourcen von Ärzt*innen zu bereichern,
- zukünftige Forschungs- und Weiterbildungsaktivitäten zu strukturieren, die die Ressourcen von Ärzt*innen für den Lehrkontext adressieren und
- einen Beitrag zur interdisziplinären Kompetenzmodellierung zu leisten.
Literatur
- 1.
- Griewatz J, Wiechers S, Ben-Karacobanim H, Lammerding-Koeppel M. Medical teachers’ perception of professional roles in the framework of the German National Competence-Based Learning Objectives for Undergraduate Medical Education (NKLM) – A multicenter study. Med Teach. 2016;38(11):1157-1165. DOI: 10.3109/0142159X20161170777
- 2.
- Baumert J, Kunter M. The COACTIV Model of Teachers’ Professional Competence. In: Baumert J, Kunter M, Blum W, Klusmann U, Krauss S, Neubrand M, editors. Cognitive Activation in the Mathematics Classroom and Professional Competence of Teachers. New York: Springer Science+Business Media; 2013. p.25-48. DOI: 10.1007/978-1-4614-5149-5
- 3.
- Frank JR, Snell L, Sherbino J. CanMEDS 2015 Physician Competency Framework. Ottawa: Royal College of Physicians and Surgeons of Canada; 2015.