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Vergleich der wahrgenommenen Nützlichkeit von Präsenzvorlesungen und asynchronen Online-Vorlesungen bei leistungsstarken und leistungsschwachen Studierenden
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Veröffentlicht: | 14. September 2022 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Studien zeigen, dass selbstreguliertes Lernen und akademische Leistungen einen positiven Zusammenhang aufweisen, z. B. [1]. In Lerner-kontrollierten Online-Umgebungen sind Studierende mit starken Ausprägungen in der Selbstregulation erfolgreicher [2]. Es ist anzunehmen, dass leistungsschwächere Studierende von Präsenzvorlesungen stärker profitieren und diese entsprechend als nützlicher bewerten. In dieser Studie haben wir folgende Hypothesen untersucht:
- 1.
- Leistungsschwache Studierende bewerten die Nützlichkeit von Präsenzvorlesungen höher als leistungsstarke Studierende.
- 2.
- Leistungsschwache Studierende schätzen die Nützlichkeit von Präsenzvorlesungen höher ein als von asynchronen Online-Vorlesungen.
Methoden: 191 Medizinstudierende der Vorklinik besuchten Präsenzvorlesungen im Fach Physiologie und erhielten zu anderen Themen des gleichen Faches asynchrone Online-Vorlesungen. Zum Abschluss der Veranstaltungen füllten sie einen Fragebogen inkl. Frage nach dem selbst eingeschätzten Leistungsstand im Vergleich zu den Kommilitonen sowie der Skala „Perceived usefulness“ [3] aus (Rücklauf: 83%). Die Skala „Perceived usefulness“ beinhaltet Aussagen, die mit (1) „trifft nicht zu“ bis (5) „trifft zu“ bewertet werden. Als leistungsstark wurden die Studierenden definiert, die sich im obersten Drittel bzgl. ihres Leistungsstandes einschätzten, als leistungsschwach diejenigen, die sich im untersten Drittel einstuften. Die Auswertung erfolgte über t-Tests.
Ergebnisse: Leistungsschwache Studierende bewerteten die Nützlichkeit von Präsenzvorlesungen mit M=3,12 (SD=1,02) geringer ein als leistungsstarke Studierende mit M=3,77 (SD=1,00) (T(85)=3,00; p<0,01). Leistungsschwache Studierende schätzten die Nützlichkeit von Präsenzvorlesungen mit M=3,12 (SD=1,02) niedriger ein als die von asynchronen Online-Vorlesungen mit M= 4,47 (SD=0,57) (T(32)=-6,18; p<0,01).
Diskussion: Obwohl wir Unterschiede nachweisen können, sind diese nicht wie in den Hypothesen postuliert. Mögliche Erklärungen hierfür könnten sein, dass leistungsschwächere Studierende Vorlesungen weniger zum Lernen nutzen können als leistungsstärkere Studierende, unabhängig von dem angebotenen Format und dass sie Online-Vorlesungen nützlicher finden, weil sie die Geschwindigkeit und Wiederholungen an ihre Bedürfnisse besser anpassen können.
Take Home Message: Da in Vorlesungen systematisch Wissen vermittelt wird, was die Grundlage für den Erwerb von Kompetenzen legt, sollten Faktoren gefunden werden, die leistungsschwachen Studierenden helfen, die Vorlesung mit mehr Nutzen zum Lernen zu verwenden.
Literatur
- 1.
- Dent AL, Koenka AC. The relation between self-regulated learning and academic achievement across childhood and adolescence: a meta-analysis. Educ Psychol Rev. 2016;28:425-474. DOI: 10.1007/s10648-015-9320-8
- 2.
- Artino AR. Self-regulated learning in online education: A review of the empirical literature. Int J Instr Technol Distance Learn. 2007;4(6):3-18. Zugänglich unter/available from: http://itdl.org/Journal/Jun_07/article01.htm
- 3.
- Davis FD. Perceived usefulness, perceived ease of use, and user acceptance information technology. MIS Quarterly. 1989;13(3):319-340. DOI: 10.2307/249008