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Welche Erlebnisse berichten weibliche und männliche Studierende im Praktischen Jahr im Fach Chirurgie?
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Veröffentlicht: | 14. September 2022 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Nach wie vor gilt die Chirurgie mit einem Frauenanteil von 22,4% als eine von Männern dominierte Domäne [1]. Das zu Beginn des Studiums große Interesse am Fach nimmt im Verlauf bis hin zum Praktischen Jahr (PJ) stetig ab. Es wird vermutet, dass die in der Ausbildung gemachten Erfahrungen für diesen Abwärtstrend ursächlich sind [2], [3]. Im PJ lernen Studierende unter Supervision selbstständig ärztliche Tätigkeiten auszuführen und werden dabei in das Stations- bzw. Praxisteam eingebunden. Wir untersuchten, welche positiven und negativen Erlebnisse Studierende in Bezug auf Betreuung und Supervision, ärztliche Tätigkeiten und Teamatmosphäre im chirurgischen Ausbildungsabschnitt berichten und ob sich diese geschlechtsspezifisch unterscheiden.
Methoden: Im Rahmen der regulären online PJ-Evaluation an der Medizinischen Fakultät Mannheim wurden PJ-Studierende von 2013 bis 2020 nach jedem Ausbildungsabschnitt gebeten, ihre angenehmen und unangenehmen Erlebnisse zu berichten. Eingeschlossen wurden insgesamt 475 Fragebögen, in denen das PJ im Pflichtfach Chirurgie absolviert wurde. Die Antworten wurden deduktiv nach den Kategorien
A) Betreuung und Anleitung,
B) Durchführung von Tätigkeiten und
C) Zusammenarbeit und Teamatmosphäre
kodiert und quantifiziert. Geschlechtsabhängige Unterschiede wurden mittels Chi2-Test berechnet.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 298 Aussagen zu angenehmen und 246 zu unangenehmen Erlebnissen ausgewertet, davon jeweils 175 (59%) bzw. 139 (57%) von weiblichen Befragten. Etwa die Hälfte der positiven Erlebnisse konnten B) zugeordnet werden. Hier wurden beispielsweise das Assistieren oder Nähen im OP genannt. Bei den negativen Erlebnissen wurden jeweils knapp über 40% den Kategorien B) und C) zugeordnet. Hier wurden insbesondere eintönige Tätigkeiten ohne Lernzuwachs und der raue Umgangston oder respektloser Umgang genannt. In keiner Kategorie konnten geschlechtsabhängige Unterschiede festgestellt werden.
Diskussion: Die Studierenden thematisierten am häufigsten die durchgeführten Tätigkeiten. Entscheidend für die Bewertung ist, ob Aufgaben eigenständig durchgeführt und das Geschehen aktiv mitverfolgt werden kann oder ob sich das Tätigkeitsspektrum auf Routinearbeiten begrenzt. Die hohe Anzahl von negativen Erlebnissen im Bereich der Zusammenarbeit im Team weist darauf hin, dass der Umgangston in der Chirurgie für den Abwärtstrend des Fachinteresses mitverantwortlich sein könnte. Nach unserer Studie ist die jeweilige Gewichtung positiver und negativer Erlebnisse weniger eine Frage des Geschlechts als vielmehr eine Frage des wertschätzenden Umgangs und der aktiven Einbindung in Tätigkeiten, die einen Lernzuwachs ermöglichen.
Take Home Messages: Die Chirurgie hat das Potential, PJ Studierende für dieses Fach zu gewinnen. Für sie ist die Einbindung in ein wertschätzendes Team und die Möglichkeit, ärztliche Tätigkeiten eigenständig ausüben zu können maßgebend für die Bewertung, unabhängig vom Geschlecht.
Literatur
- 1.
- Bundesärztekammer. Ärztestatistik 2020. Berlin: Bundesärztekammer; 2020. Zugänglich unter/available from: https://www.bundesaerztekammer.de/ueber-uns/aerztestatistik/aerztestatistik-2020/
- 2.
- Kassenärztliche Bundesvereinigung. Berufsmonitoring Medizinstudierende 2018. Berlin: Kassenärztliche Bundesvereinigung; 2019. Zugänglich unter/available from: https://www.kbv.de/media/sp/Berufsmonitoring_Medizinstudierende_2018.pdf
- 3.
- Narciß E, Schüttpelz-Brauns K, Obertacke U. Impact of mandatory placements in the final year on choosing a subject for postgraduate training? Betr Hochschulforsch. 2021;43(4):176-197. Zugänglich unter/available from: https://www.bzh.bayern.de/fileadmin/user_upload/Publikationen/Beitraege_zur_Hochschulforschung/2021/2021-4-Narciss-Schuettpelz_Brauns-Obertacke.pdf