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Erster Pilotdurchgang einer parcoursbezogenen Approbationsprüfung: Aus Sicht der Simulationspersonen (SP) – wie digital darf eine Objective Structured Clinical Examination (OSCE) sein?
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Veröffentlicht: | 14. September 2022 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Die neue Approbationsordnung für Psychotherapie – sowie in Diskussion zukünftig für Medizin – gibt eine anwendungsorientierte Parcoursprüfung in Form einer OSCE als Teil der Staatsexamina vor. Die Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB) führte eine Probe-Parcours-Prüfung für die im Herbst 2022 erstmalig stattfindende Approbationsprüfung in der Psychotherapie durch. Prüfungsinhalte und -materialien wurden durch das IMPP (Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen) gestellt. Aufgrund der Pandemie fand die OSCE Online statt. Ziel der Studie war herauszufinden, wie die für Präsenz-OSCEs ausgebildeten Simulationspersonen (SPs) die digital durchgeführte Parcours-Prüfung wahrgenommen haben und wie gut die Standardisierung im Online-Format umgesetzt werden konnte.
Methoden: 39 Studierende wurden in 5 vorgegebenen Stationen jeweils 20 Minuten geprüft. Jeweils 3 SPs waren für eine Rolle über zwei verschiedene Parcours hinweg besetzt und wechselten sich in der Darstellung ab. Die Online-Prüfung fand mittels der Software „Webex“ statt und wurde per Video aufgenommen. Die Prüflinge schalteten sich gemäß eines Rotationsplanes in die jeweilige Station dazu. Zur Erhebung des Prüfungserlebens wurden mit 15 bei der Prüfung eingesetzten SPs Fokusgruppeninterviews durchgeführt. Die Inhalte der Gespräche wurden einer Inhaltsanalyse nach Mayring (2015) [1] unterzogen. Zur Bewertung der Standardisierung wurden zunächst 3 SPs von einer Person über die gesamte Prüfung beobachtet. Hierbei wurde der Erhebungsbogen „FAIR OSCE“ [2] eingesetzt.
Ergebnisse: Bezüglich der Inhaltsanalyse bildet sich eine Tendenz von sechs Hauptthemen ab:
- 1.
- Technik,
- 2.
- Ablauf und Logistik,
- 3.
- Darstellung (SP-Spiel),
- 4.
- Beziehung/Interaktion/Kommunikation,
- 5.
- Kontext (Rollen-/Situationsabhängigkeit und
- 6.
- der Vergleich zwischen den beiden Formaten.
Die SP berichten im Wesentlichen, dass die Rollendarstellung im Online-OSCE gut funktioniert. Hierbei waren sie allerdings nicht sicher, ob sie die Performanz der Studierenden in ihrer Bandbreite wahrzunehmen vermochten. Unsicherheit bestand ebenfalls darüber, ob sie jegliche Falldarstellungen in diesem Format spielen könnten. Die Beobachtung der drei SPs ergab u.a., dass diese die Rolle authentisch darstellen konnten, hierbei jedoch ein vorgegebener aktiver Themenwechsel nicht durchgehend standardisiert vollzogen wurde.
Diskussion: Die Durchführung einer OSCE im Online-Format stellt für SP grundsätzlich kein Problem dar. Schwierigkeiten bei der Umsetzung von festen Absprachen während der Prüfung könnten an der eingeschränkteren Wahrnehmung über den Bildschirm liegen. Die Ergebnisse sind jedoch nur als Hinweise zu interpretieren. Weitere Videoanalysen werden folgen, um diese abzusichern.
Take Home Messages: Das Thema digitaler OSCE ist vor dem Hintergrund digitaler Bildung relevant. Es braucht weitere Forschung, um zu klären, in welchen Themenbereichen ein solches Online-Format ebenfalls äquivalent eingesetzt werden kann.
Literatur
- 1.
- Mayring, P. Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. Weinheim, Basel: Beltz Juventa; 2015
- 2.
- Brem B, Richter C S, Schnabel K. FAIR_OSCE - Feedback structure for assessment of interactive roleplay in Objective Structured Clinical Exams [Unveröffentlicht]. In: 4th Swiss Conference on Standardized Patients and Simulation in Health Care. Bern, Switzerland. 10.-12.09.2014.