gms | German Medical Science

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

16.-17.09.2021, Zürich, Schweiz (virtuell)

Steigende Anzahl erfolgreicher Absolventen der Facharztweiterbildung Allgemeinmedizin in Hessen: Sind damit bald alle hausärztlichen Nachwuchssorgen obsolet?

Meeting Abstract

  • Martin Fink - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin/ Kompetenzzentrum Weiterbildung Hessen, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Anne Messemaker - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin/ Kompetenzzentrum Weiterbildung Hessen, Frankfurt am Main, Deutschland
  • presenting/speaker Ida Lotter - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin/ Kompetenzzentrum Weiterbildung Hessen, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Monika Sennekamp - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin/ Kompetenzzentrum Weiterbildung Hessen, Frankfurt am Main, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, Schweiz, 16.-17.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocP138

doi: 10.3205/21gma333, urn:nbn:de:0183-21gma3332

Veröffentlicht: 15. September 2021

© 2021 Fink et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Einerseits hat sich die Zahl der erfolgreichen Facharztprüfungen im Fach Allgemeinmedizin in Hessen in den letzten acht Jahren mehr als verdoppelt (von 74 in 2013 auf 151 in 2020 [1]), andererseits sind in Hessen gegenwärtig 268 Arztsitze auf der hausärztlichen Versorgungsebene unbesetzt [2]. Darüber hinaus sind annähernd 35% der über 4.100 in Hessen tätigen Hausärzte*innen bereits über 60 Jahre alt [3]. Sind durch die erfreuliche Entwicklung der Absolventenzahlen in der Allgemeinmedizin bald alle hausärztlichen Nachwuchssorgen obsolet?

Um herauszufinden, welche Zukunftsvorstellungen die „neuen“ Fachärzte/innen haben, hat das Kompetenzzentrum Weiterbildung Hessen alle erfolgreichen Prüfungsabsolvent*innen der Facharztweiterbildung Allgemeinmedizin des Jahres 2020 in Hessen befragt. Ziel ist, hierdurch empirisch belastbare Aussagen zu den Zukunftsvorstellungen der „neuen“ Fachärzte zu generieren und auswerten zu können.

Methoden: Alle erfolgreichen Prüfungsabsolvent*innen der Facharztprüfung Allgemeinmedizin des Kalenderjahres 2020 wurden mittels eines am Kompetenzzentrum Weiterbildung Hessen entwickelten Fragebogens befragt. Es konnte eine bemerkenswert hohe Rücklaufquote von annähernd 61% erzielt werden, so dass empirisch belastbare Aussagen zu den Zukunftsvorstellungen der „neuen“ Fachärzte getroffen werden können. Die statistische Auswertung erfolgt unter Zuhilfenahme von IBM SPSS 25.

Ergebnisse: Im Einzelnen werden die Daten zur zukünftig gewünschten Wochenarbeitszeit, inwiefern eine Niederlassung angestrebt wird (und falls ja, in welcher Form) und Fragen nach dem gewünschten Ort der zukünftigen Berufstätigkeit ausgewertet, graphisch dargestellt und auf mögliche Zusammenhänge mit biografischen Aspekten hin analysiert.

Erste Auswertungen der Studienergebnisse machen deutlich, dass die „jungen“ Fachärzte*innen für Allgemeinmedizin die „alten“ Hausärzte nur in den seltensten Fällen 1: 1 ersetzen wollen. So wollen sie sich beispielsweise kaum noch alleine niederlassen und insbesondere die Ärztinnen streben häufig eine Beschäftigung in Teilzeit an. Die genauen Ergebnisse der einzelnen Aspekte werden momentan ausgewertet und auf dem Kongress vorgestellt.

Diskussion: Der deutliche Anstieg der Anzahl an „neuen“ Fachärzte*innen für Allgemeinmedizin ist eine sehr positive und auch sehr wichtige Entwicklung, um dem (sich perspektivisch verstärkenden) Versorgungsproblem auf der hausärztlichen Versorgungsebene in Hessen entgegenzutreten. Daneben müssen aber sicherlich noch weitere, innovative Ideen entwickelt werden, um dem Problem adäquat entgegenzutreten.

Take Home Messages: In der Gesamtgruppe der „neuen“ Fachärzte für Allgemeinmedizin ist der Wunsch nach einer Einzelniederlassung kaum mehr vorhanden. In Kombination mit der hohen Teilzeitaffinität, insb. in der Gruppe der Ärztinnen, verfestigt sich der Eindruck, wonach die hausärztliche Versorgung in der Fläche ein Stück weit neu gedacht werden muss.


Literatur

1.
Fink M. Zur Problematik des Übergangs hausärztlicher Niederlassung im Bundesland Hessen: Welche Faktoren beeinflussen den Wunsch nach einem Praxisübergabe-/-übernahme-Coaching? (noch unveröffentlicht/erscheint voraussichtlich im 2. Quartal 2021). 2021.
2.
Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen bei der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen. Beschluss zur Anordnung und Aufhebung von Zulassungsbeschränkungen. Frankfurt/Main: KV Hessen; 2019. Zugänglich unter/available from: https://www.kvhessen.de/fileadmin/user_upload/kvhessen/Berufseinsteiger/Niederlassung/BEDARFSPLAN_Anordnung-Aufhebung-Beschluss_Landesausschuss-Aerzte-Krankenkassen_26112020.pdf Externer Link
3.
Kassenärztliche Vereinigung Hessen. Bedarfsplan der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen für die ambulante vertragsärztliche Versorgung, Frankfurt: KV Hessen; 2019.