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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

16.-17.09.2021, Zürich, Schweiz (virtuell)

Digitaler Unterricht am Krankenbett (UaK) – das Kieler Modell der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe – Meinungsbild und Motivation von Studierenden, Lehrenden und Patientinnen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Alina Brexendorf - Christian-Albrecht-Universität zu Kiel, Medizinische Fakultät, Kiel, Deutschland; UKSH Kiel, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Kiel, Deutschland
  • Dirk Bauerschlag - UKSH Kiel, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Kiel, Deutschland
  • Nicolai Maass - UKSH Kiel, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Kiel, Deutschland
  • Andre Farrokh - UKSH Kiel, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Kiel, Deutschland
  • Anna-Lena Rumpf - UKSH Kiel, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Kiel, Deutschland
  • presenting/speaker Sandra Brügge - UKSH Kiel, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Kiel, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, Schweiz, 16.-17.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocP024

doi: 10.3205/21gma219, urn:nbn:de:0183-21gma2197

Veröffentlicht: 15. September 2021

© 2021 Brexendorf et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die COVID-Pandemie forderte eine rasche Anpassung der Lehre. Die Videosprechstunde ermöglicht den elementaren Patientenkontakt vor allem in Hinblick auf die Kommunikation und Anamneseerhebung. Um potenziellen Problemen frühzeitig zu begegnen, wurden subjektiver Lernerfolg, Erfahrungen sowie Einstellungen aus Sicht der Lehrenden, Patientinnen und Studierenden im Hinblick auf Administration, Datenschutz und Teilnahmebereitschaft untersucht.

Methoden: In der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe wurden Studierenden des 4. klinischen Semesters (SoSe 2020) Videosprechstunden mit Patientinnen mittels BigBlueButton angeboten (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]). Es erfolgte eine anonymisierte Befragung von Studierenden (n=53), Lehrenden (n=27) und Patientinnen (n=202).

Ergebnisse: Die Mehrzahl der Studierenden (76%) kann sich das Lehrformat „Videokonferenz“ als zukünftiges ergänzendes Element in der Lehre vorstellen. Die Mehrheit der Studierenden empfand den digitalen UaK als hilfreich und mit Lernerfolg verbunden. Als Nachteil nannten die Studierenden (24%) defizitäre technische Ausstattung (Privat und Klinik), mäßigen Lernerfolg oder Unwohlsein vor der Kamera. Alle Befragten wünschen sich zudem verstärkt praktische Lerneinheiten.

Die Befragung der Lehrenden (Oberärzt*innen und Assistenzärzt*innen) ergab, dass sich 89% der Lehrenden die Durchführung einer Videokonferenz nach vorheriger Einweisung in Technik und Programm zutrauen. Der erwartete Lernerfolg wird von zwei Drittel der befragten Lehrenden als gleichwertig angegeben und die Videokonferenz als Element zukünftiger Lehre ausnahmslos angenommen. Hinsichtlich der Auswahl der Patientinnen rechnen die Lehrenden mit Einschränkungen (65%) und einer Abnahme der Teilnahmebereitschaft (48%) im Vergleich zum Präsenzunterricht.

Die Teilnahmebereitschaft der Patientinnen am digitalen UaK betrug 64% gegenüber 85% am Präsenz-UaK. Als Ursachen für die abnehmende Bereitschaft wurden unter anderem Unsicherheiten in Bezug auf den Datenschutz, fehlende Praxis für Studierende und unpersönliche Interaktionen genannt. Alter, Bildung und Vorerfahrungen mit Videokonferenzen hatten keinen Einfluss.

Diskussion: Die Pandemie erforderte eine rasche Integration von digitalen Lehrformaten in der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe. Die digitale Kompetenz der Lernenden und Lehrenden scheint im Hinblick auf die digitalen Lehrformate ausreichend. Aufseiten der Patientinnen zeigt die Befragung deutliche Vorbehalte gegenüber dem digitalen Lehrformat. Dies ist laut Ergebnis auf Begleitfaktoren wie Unsicherheit in Bezug auf den Datenschutz oder der fehlenden Nähe zurückzuführen. Manuelle Fertigkeiten können im Rahmen der digitalen Konzepte nur strukturell erlernt werden.

Schlussfolgerung: Der digitale UaK stellt ein von allen Beteiligten anerkanntes alternatives Lehrformat dar, das die Präsenzlehre zwar nicht ersetzen, aber zukünftig ergänzen kann.