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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

16.-17.09.2021, Zürich, Schweiz (virtuell)

Zur Attraktivität einer haus- und landärztlichen Tätigkeit unter Medizinstudierenden im Praktischen Jahr und im ersten Semester – Ergebnisse einer deutschlandweiten Onlineumfrage

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Susan Selch - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Biochemie und Molekulare Zellbiologie, Hamburg, Deutschland
  • Wolfgang Hampe - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Biochemie und Molekulare Zellbiologie, Hamburg, Deutschland
  • Hendrik van den Bussche - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, Schweiz, 16.-17.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV32-04

doi: 10.3205/21gma124, urn:nbn:de:0183-21gma1243

Veröffentlicht: 15. September 2021

© 2021 Selch et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Der Studierendenauswahl-Verbund (stav) hat u.a. das Ziel, bestehende Instrumente zur Auswahl Medizinstudierender zu überprüfen und die Aussagekraft der Auswahlverfahren in Beziehung zu setzen zur (angestrebten) Berufstätigkeit bzw. zum Berufsverbleib. Vor dem Hintergrund der Neuerungen der Auswahlverfahren und Einführung der Landarztquote soll die hier durchgeführte Studie einen Beitrag leisten zur aktuellen Diskussion um die zukünftige hausärztliche Versorgung, v.a. in ländlich geprägten Gebieten.

Methoden: In 2019 und 2020 führte der stav eine bundesweite Onlineumfrage unter Medizinstudierenden gegen Ende ihres PJ durch. Es wurde untersucht, welche Faktoren den Wunsch beeinflussen, eine hausärztliche Tätigkeit anzustreben und in einem Ort mit geringer Bevölkerungsdichte zu arbeiten. Insbesondere wurde geprüft, inwiefern der Zugangsweg zum Studium einen Einfluss hat. Statistische Vergleiche erfolgten mittels Chi2- und t-Tests für unabh. Stichproben. Ergebnisse einer gestarteten bundesweiten Onlineumfrage unter Erstsemesterstudierenden sollen ebenfalls in die Analysen einfließen.

Ergebnisse: Bisher beteiligten sich 1.111 PJ-Studierende (66% weiblich, 27 Jahre) an der Umfrage. Als endgültige berufliche Position bestrebten 12% der Befragten eine Niederlassung als Hausärzt:in in eigener Praxis oder eine Anstellung als Hausärzt:in nach absolvierter Weiterbildung in Allgemeinmedizin (interessierte PJ-Studierende: 10%) oder Innere Medizin ohne Schwerpunkt (interessierte PJ-Studierende: 10%). Im Vergleich zu ihren Kommiliton:innen hatten die Hausarztinteressierten ihren Studienplatz überzufällig häufig über die Wartezeitquote erhalten, waren entsprechend älter und hatten häufiger bereits eine medizinnahe Berufsausbildung abgeschlossen. In einem Ort mit geringer Bevölkerungsdichte zu arbeiten wünschten sich 40% der Hausarztinteressierten. Die Herkunft aus einem Ort mit geringer Bevölkerungsdichte sowie Ableistung der Famulatur zur hausärztlichen Patientenversorgung in einem solchen Ort stellten sich als positive Einflussfaktoren heraus.

Diskussion: Die beobachteten Zusammenhänge zwischen Wartezeitquote und Hausarztpräferenz sowie zwischen Herkunft aus einer dünn besiedelten Region und Landarztpräferenz gehen zeitlich einher mit Veränderungen in den Zugangsregelungen zum Medizinstudium, die sowohl die Wartezeitquote (Abschaffung dieser) als auch eine Regulierung der Landarztzahlen (Landarztquote) betreffen. Aufschluss über die potentiellen Auswirkungen dieser Änderungen auf die Attraktivität der Hausarzt- und Landarzttätigkeit könnten erste Analysen der aktuell laufenden Befragung von Erstsemesterstudierenden geben. Erstrebenswert sind längsschnittliche Studien, die die Zeit von der Studienbewerbung bis hin zur fachärztlichen Prüfung und dem Ort der Tätigkeit umfassen.

Take Home Message: Für die Evaluation von Zulassungswegen in das Medizinstudium könnte die Wahl der fachärztlichen Weiterbildung als ein Kriterium bedacht werden.