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Bedeutung des ersten Eindruckes im Anvertrauen von professionellen ärztlichen Tätigkeiten
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Veröffentlicht: | 15. September 2021 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Jungen, unerfahrenen Ärzt*innen in Weiterbildung werden bereits unmittelbar nach ihrem Hochschulabschluss unterschiedlich schnell professionelle ärztliche Tätigkeiten von ihren supervidierenden Ärzt*innen anvertraut. Idealerweise werden diese professionellen, ärztlichen Tätigkeiten sukzessive übertragen, was aber in der klinischen Realität wenig passiert. In vorangegangenen Studien konnten bereits einige Kriterien, die für einen Anvertrauensprozess wesentlich sind, herausgearbeitet werden [1]. Dabei ist die Frage über den Einfluss des ersten Eindrucks jedoch noch offen.
Aus diesem Grund beschäftigt sich diese Studie mit der Fragestellung, welchen Einfluss der erste Eindruck, den der Arzt/die Ärztin in Weiterbildung auf den supervidierenden Arzt/die supervidierende Ärztin hinterlässt, auf das Anvertrauen von professionellen ärztlichen Tätigkeiten ausübt und welche Faktoren diesen ersten Eindruck beeinflussen.
Methoden: 70 Teilnehmer*innen (Alter: M=40,31 Jahre; SD=9,67 Jahre), bestehend aus Ärzt*innen (n=49) und Nicht-Ärzt*innen (n=16) sahen drei Begrüßungen mit den supervidierenden Ärzt*innen (1-2 Minuten) und drei 60-sekündige Videosequenzen von Übergabegesprächen von sechs Medizinstudierenden, die an einer Studie zu ärztlichen Kompetenzen als Simulation eines ersten Arbeitstages teilnahmen [2]. Auf Basis dieser kurzen Videoausschnitte schätzten die Teilnehmer*innen die Kompetenz der Medizinstudierenden mittels anvertraubaren professionellen Tätigkeiten (APT) ein. Über Mittelwert-Vergleich wurden die Einschätzungen der Teilnehmer*innen miteinander sowie die jeweiligen APT verglichen. Mittels eines T-Tests für unabhängige Stichproben wurde die Beurteilung geschlechterbasierend berechnet.
Ergebnisse: Erste Ergebnisse zeigen keinen Unterschied im Anvertrauen von professionellen ärztlichen Tätigkeiten bezüglich der Beobachtungssituation (Begrüßung vs. Übergabegespräch). Außerdem stellte sich kein Unterschied im Anvertrauen von professionellen Tätigkeiten von Ärzt*innen und Nicht-Ärzt*innen dar. Jedoch konnte ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen weiblichen und männlichen Teilnehmer*innen gezeigt werden: Teilnehmerinnen vertrauten den Medizinstudierenden unabhängig deren Geschlechts mehr an als die männlichen Teilnehmer, t(67)=2.23, p=.029.
Diskussion: Die Studie ermöglicht einen Einblick in die Auswirkungen des ersten Eindrucks bei anvertraubaren professionellen Tätigkeiten. Die gewonnenen Erkenntnisse können im Rahmen von didaktischen Weiterbildungen supervidierender Ärzt*innen genutzt werden um auf die Bedeutung des ersten Eindrucks zu sensibilisieren.
Literatur
- 1.
- Sterkenburg A, Barach P, Kalkman C, Gielen M, ten Cate O. When do supervising physicians decide to entrust residents with unsupervised tasks? Acad Med. 2010;85(9):1408-1417.DOI: 10.1097/ACM.0b013e3181eab0ec
- 2.
- Harendza S, Berberat PO, Kadmon M. Assessing Competences in Medical Students with a Newly Designed 360-Degree Examination of a Simulated First Day of Residency: A Feasibility Study. J Comm Med Health Educ. 2017;7:555. DOI: 10.4172/2161-0711-1000550