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Wunsch und Wirklichkeit: Formatives Feedback zur Dokumentation von Patientenfällen im vorklinischen Wahlfach Allgemeinmedizin
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Veröffentlicht: | 15. September 2021 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Studien zeigen, dass sich Medizinstudierende ein individuelles Feedback von Lehrenden wünschen [1], [2]. Zudem hängt die Kompetenzentwicklung unmittelbar mit einem zielgerichteten Feedback zusammen [3]. Aus diesem Grunde wurde im vorklinischen Wahlfach Allgemeinmedizin in der Ruhr-Universität Bochum ein formatives schriftliches Feedback zu Dokumentationen von Patientenfällen eingeführt, die im Rahmen einer Hospitation in der hausärztlichen Praxis von Studierenden des 3. Semester erstellt werden mussten. Daraus ergab sich die Frage: Wird das sehr ausführliche Feedback von den Studierenden gelesen und als hilfreich angesehen?
Methoden: Im Sommersemester 2019 absolvierten 105 Studierende das vorklinische Wahlfach Allgemeinmedizin. Sie mussten dafür mindestens 14 Unterrichtseinheiten in einer hausärztlichen Praxis hospitieren und dabei neben der Formulierung von 3 individuellen Lernzielen für diese Zeit 2 Patientenfälle nach dem SOAP-Schema dokumentieren. Neben ihrer Note erhielten die Studierenden die Möglichkeit, direkt ein ausführliches, schriftliches Feedback zu ihrer Lernzielformulierung und ihren Patientendokumentationen anzufordern. Einen Monat später wurde dann allen Studierenden das eigene Feedback per Mail zugeschickt, mit der Bitte, dazu einen 3 Items umfassenden Fragebogen inklusive Freitextkommentaren ausgefüllt zurückzusenden.
Ergebnisse: Von 105 Studierenden riefen insgesamt 13 Studierende (12,4%) das Feedback direkt nach der Notenbekanntgabe ab. Nach Versendung des Feedbacks an alle 105 Studierenden gaben 37 (35,2%) eine Rückmeldung dazu ab, 28 Studierende (26,7%) hatten das Feedback nach eigenen Angaben gelesen. Von diesen erachteten 24 Studierende (85,7%) das Feedback als hilfreich.
Diskussion: Nur ein geringer Teil der Studierenden nimmt die Möglichkeit, ein schriftliches Feedback zu einer benoteten Leistung zu erhalten, aktiv wahr. Wenn alle Studierende ein formatives Feedback erhalten, dass ihnen die Möglichkeit gibt, ihre Leistungen zu verbessern, besteht keine Gewähr, dass dieses Feedback auch gelesen wird. Von denen, die sich zurückgemeldet und es gelesen haben, erachteten die meisten es auch als hilfreich.
Take Home Message: Auch wenn Studierende generell ein Feedback von Seiten der Lehrenden bezüglich ihrer gezeigten Leistung wünschen, benötigen wir Strategien, damit ein formatives, schriftliches Feedback auch gelesen wird.
Literatur
- 1.
- Paukert JL, Richards ML, Olney C. An encounter card system for increasing feedback to students. Am J Surg. 2002;183(3):300-304. DOI: 10.1016/S0002-9610(02)00786-9
- 2.
- Howley LD, Wilson WG. Direct observation of students during clerkship rotations: A multiyear descriptive study. Acad Med. 2004;79(3):276-280. DOI: 10.1097/00001888-200403000-00017
- 3.
- Boehler ML, Rogers DA, Schwind CJ, Mayforth R, Quin J, Williams RG, Dunnington G. An investigation of medical student reactions to feedback: a randomized controlled trial. Med Educ. 2006;40(8):746-749. DOI: 10.1111/j.1365-2929.2006.02503