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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

16.-17.09.2021, Zürich, Schweiz (virtuell)

Selbstbild der Ärztinnen und Ärzte in ihrer Rolle als (zukünftig) Lehrende am Übergang vom kommunalen Haus der Maximalversorgung zum Universitätsklinikum

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Mareike Schimmel - Universitätsklinikum Augsburg, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Augsburg, Deutschland; Medizinische Fakultät, Department of Medical Education (DEMEDA), Deutschland
  • Thomas Rotthoff - Medizinische Fakultät, Lehrstuhl für Medizindidaktik und Ausbildungsforschung, DEMEDA, Deutschland
  • Ann-Kathrin Schindler - Medizinische Fakultät, Lehrstuhl für Medizindidaktik und Ausbildungsforschung, DEMEDA, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, Schweiz, 16.-17.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV23-01

doi: 10.3205/21gma086, urn:nbn:de:0183-21gma0860

Veröffentlicht: 15. September 2021

© 2021 Schimmel et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Ein positives Lehrenden-Selbstbild (teacher identity) von Ärzt*innen wurde als günstiger Prädiktor für Lehrqualität identifiziert [1] und gilt als kontextabhängig bezüglich des klinischen Arbeitsumfelds sowie Fakultätsentwicklungsmaßnahmen [2]. In einem Transformationsprozess eines Versorgungs- zum Universitätsklinikum und damit einhergehenden Lehrbetrieb erscheint es hoch relevant, das Selbstbild empirisch zu erfassen, um bedarfsgerechte Fakultätsentwicklung und medizindidaktische Begleitung leisten zu können:

1.
Welches Lehrenden-Selbstbild haben Ärzt*innen im Übergang von einem Versorgungs- in ein Universitätsklinikum?
2.
Wie hängt dieses mit Zugehörigkeitsgefühl zu Universitätsklinik und medizinischer Fakultät zusammen?
3.
Zeigen sich Unterschiede für Ärzt*innen mit variierendem Ausbildungsgrad, Lehrerfahrung und bisheriger Teilnahme an medizindidaktischen Angeboten?

Methoden: n=147 (Rücklauf 22%) FragebogenteilnehmerInnen: Zugehörigkeitsgefühl (1-6); Ausbildungsgrad (Facharzt oder höher ja/nein); Lehrerfahrung (ja/nein); erfolgte Teilnahme an medizindidaktischen Angeboten (ja/nein); „Teacher Identity“ Skalen nach [3] in der deutschsprachigen Version von Kleist von Retzow JC (persönliche Mitteilung). Fragestellung (1.) wurde deskriptiv (2.) mittels Pearson Korrelationen, (3.) varianzanalytisch (ANOVA) ausgewertet (Effektstärke Cohen’s η²=.01 (kleiner), .06 (mittlerer) und .14 (großer Effekt)).

Ergebnisse: Cronbach’s a der Skalen zum Selbstbild erzielte z.T. eine unzureichende Reliabilität ähnlich zur Originalpublikation [3]. Faktorenanalytisch wurde eine optimierte Zusammensetzung (a>.69) resultierend in folgenden Skalen vorgenommen: Globales Selbstbild; Lehrzufriedenheit; Zugehörigkeit zur Lehrgemeinschaft; Bereitschaft zur Lehrentwicklung; Lehrverantwortung; Lehre am Patienten; Honorierung.

1.
Das Lehrenden-Selbstbild fällt über die Skalen hinweg positiv aus (M=3.16-3.96 (Skala 0-5); SD=.68-.97).
2.
Zugehörigkeitsgefühl zu Universitätsklinik und Fakultät hängen mit dem Selbstbild klein bis moderat zusammen (ρ=.19-.49).
3.
Bereitschaft zur Lehrentwicklung fällt bei Ärzt*innen in Weiterbildung (34% des Samples) moderat höher aus (η²=.09). Lehrerfahrung (68%) wirkt sich mit kleinen Effekten auf globales Selbstbild, Lehrzufriedenheit und Lehrverantwortung (η²=.03-.05) aus. Bei Teilnahme an didaktischen Angeboten (42%) zeigen sich Gruppenunterschiede auf allen Selbstbildskalen mit variierenden Effektstärken (η²=.03-.14).

Diskussion: Die optimierte Skalenzusammensetzung ergibt ein solides Messinstrument. Die differenzierte Betrachtung ermittelt ein begünstigtes Selbstbild für Ärzt*innen mit bereits absolvierten didaktischen Angeboten, allerdings lässt eine 42% Teilnahmerate an diesen ein überwiegend lehraffines Sample annehmen. Die erhöhte Bereitschaft zur Lehrentwicklung bei Ärzt*innen in Weiterbildung, deutet auf eine Integration des Konstrukts Weiterbildung in die allgemeine professionelle Identität hin.


Literatur

1.
Cantillon P, Dornan T, De Grave W. Becoming a Clinical Teacher: Identity Formation in Context. Acad Med. 2019;94(10):1610-1618. DOI: 10.1097/ACM.0000000000002403 Externer Link
2.
van Lankveld T, Thampy H, Cantillon P, Horsburgh J, Kluijtmans M. Supporting a teacher identity in health professions education: AMEE Guide No. 132. Med Teach. 2021;43(2):124-136. DOI: 10.1080/0142159X.2020.1838463 Externer Link
3.
Starr S, Haley HL, Mazor KM, Ferguson W, Philbin M, Quirk M. Initial Testing of an Instrument to Measure Teacher Identity in Physicians. Teach Learn Med. 2006;18(2):117-125. DOI: 10.1207/s15328015tlm1802_5 Externer Link