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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

16.-17.09.2021, Zürich, Schweiz (virtuell)

Gute Ärzt:innen – schlechte Ärzt:innen – Perspektiven der österreichischen Allgemeinbevölkerung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Julia Grundnig - Medizinische Universität Wien, Teaching Center Research Unit für Curriculumentwicklung, Wien, Österreich
  • Verena Steiner-Hofbauer - Medizinische Universität Wien, Teaching Center Research Unit für Curriculumentwicklung, Wien, Österreich
  • Anita Holzinger - Medizinische Universität Wien, Teaching Center Research Unit für Curriculumentwicklung, Wien, Österreich

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, Schweiz, 16.-17.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV22-01

doi: 10.3205/21gma082, urn:nbn:de:0183-21gma0826

Veröffentlicht: 15. September 2021

© 2021 Grundnig et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Wie das Profil eines guten Arztes, einer guten Ärztin zu sein hat, entwickelt sich ständig weiter und muss sich an verändernde gesellschaftliche Anforderungen und Erwartungen anpassen [1]. Das Ziel des Medizinstudiums ist es, professionelle und zugleich gute Ärzt:innen hervorzubringen [2]. Der mangelnde Konsens darüber, was medizinische Professionalität ausmacht, stellt eine Herausforderung für die medizinische Ausbildung dar [3]. Diese Studie präsentiert Ergebnisse, in der die Ansichten der österreichischen Bevölkerung zu der Frage „Was ist ein guter/schlechter Arzt, was ist eine gute/schlechte Ärztin?“ untersucht wurden.

Methoden: Zwischen Februar und März 2020 wurde eine repräsentative Querschnittsbefragung in Österreich mit 1.000 Teilnehmer:innen im Alter von 18 bis 75 Jahren durchgeführt. Die telefonische Interviewstudie bestand aus zwei offenen Fragen und einer Liste von 69 Aussagen, die auf einer Likert-Skala 1=sehr wichtig bis 5=nicht wichtig zu bewerten waren.

Ergebnisse: Die Hauptkomponentenanalyse der 69 Items zeigt 10 Faktoren für einen guten Arzt: Fachkompetenz, Internetaffinität, Pflichtbewusstsein, soziale Kompetenz, Service-Orientierung, alternative Ansätze, Integrität, schulmedizinisches Wissen, medizinethisches Bewusstsein und Prominenz. Die Befragten bewerteten am wichtigsten, dass gute Ärzt:innen „zuhören“ (M=4.84), „korrekte Diagnosen erstellen“ (M=4.84), „sich Zeit nehmen“ (M=4.83), „sich streng an die Schweigepflicht halten“ (M=4.81) und „das Gefühl vermitteln, sich in sicheren Händen zu befinden“ (M=4.81).

Die Analyse der qualitativen Daten zeigt acht Kategorien für gute und neun für schlechte Ärzt:innen: „Zuwendung“, „Persönlichkeit“, „medizinische Fachkompetenz“, „Ärzt:innen-Patient:innen-Interaktion, „Struktur & Organisation“, „Information & Beratung“, „Ethik & Altruismus“ sowie „Aus-, Fort- und Weiterbildung“. Die Kategorie „finanzielle Motivation“ gilt nur für den schlechten Arzt/die schlechte Ärztin. Sich Zeit zu nehmen, zuzuhören und über medizinische Kompetenz zu verfügen, waren die Hauptmerkmale.

Diskussion: Der gute Arzt, die gute Ärztin verbindet Fürsorge mit Zuversicht, Kompetenz und medizinischem Fachwissen. Die Beziehung zwischen Ärzt:innen und Patient:innen ist der Kern der medizinischen Versorgung, die eine Vielzahl an unterschiedlichen Aspekten umfasst. Dazu zählt es, eine ethische, mitfühlende und tugendhafte Person zu sein, die auf moralische und kompetente Art und Weise Medizin betreibt. Gleichzeitig ist die Professionalität eines guten Arztes, einer guten Ärztin ein fortlaufender Prozess, der durch Hingabe an den Beruf, aber auch durch ein gewisses Maß an Distanzierung und Routine erreicht wird. Dazu zählt ebenso, dass formale Kenntnisse und Fähigkeiten erworben werden, um kompetente Urteile zu fällen. Die sozialen Kompetenzen, wie sich Zeit zu nehmen, zuzuhören, höflich und rücksichtsvoll zu handeln, sind häufig wichtiger als die persönlichen moralischen oder ethischen Vorstellungen.


Literatur

1.
Leahy M, Cullen W, Bury G. "What makes a good doctor?" A cross sectional survey of public opinion. Ir Med J. 2003;96(2):38-41.
2.
Fones CS, Kua EH, Goh LG. ‘What makes a good doctor?’ Views of the medical profession and the public in setting priorities for medical education. Singapore Med J. 1998;39(12):537-542.
3.
Hofhansl A, Horn W, Kainberger F, Zlabinger G, Rieder A. [“To be a good doctor”: Wie werden Medizinstudierende auf die Zukunft vorbereitet?] Wien Med Wochenschr. 2015;165(5-6):83-85. DOI: 10.1007/s10354-015-0349-6 Externer Link