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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

16.-17.09.2021, Zürich, Schweiz (virtuell)

Verständnis und Bedeutung von Gender Medizin bei niedergelassenen AllgemeinmedizinerInnen. Eine diskurslinguistische Analyse

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Ulrike Nachtschatt - Medizinische Universität Innsbruck, Koordinationsstelle Gleichstellung, Frauenförderung, Diversität, Innsbruck, Österreich

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, Schweiz, 16.-17.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV11-04

doi: 10.3205/21gma043, urn:nbn:de:0183-21gma0434

Veröffentlicht: 15. September 2021

© 2021 Nachtschatt.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Zielsetzung: An der Medizinischen Universität Innsbruck wird seit 2006 das neue Fach Gender Medizin gelehrt. Mit dem Vollausbau der Lehre ist es in allen Studiengängen der Universität als Pflichtfach vertreten. Zusätzlich wird Gender Medizin und Diversität als Querschnittsthematik in mehreren Wahlfächern angeboten und ist als Fortbildung der Ärztekammer anerkannt. Zielsetzung der hier vorgestellten und noch nicht komplett abgeschlossenen qualitativen Studie ist es, auszuloten, wie viel an Wissen zu dieser neuen medizinischen Fachrichtung bereits in der allgemeinmedizinischen Praxis angekommen ist. Die Studie liefert damit erste Ergebnisse zum Bedarf, zu einer möglichen Ausrichtung und Weiterentwicklung postgradualer Fortbildungen zu Gender Medizin.

In den Forschungsfragen wird nach dem diskursiven Wissen zu Gender Medizin gefragt das in den Interviews deutlich wird, danach, wie dieses Wissen konnotiert ist und in welche inhaltlichen Bezüge es von den ÄrztInnen gestellt wird.

Methoden: Im Zeitraum von Juni 2018 bis März 2019 wurden 13 semistrukturierte Interviews mit AllgemeinmedizinerInnen (6f/7m) in zwei Bezirken durchgeführt und diese nach GAT 2 [1] transkribiert. Die Analyse der Interviews erfolgt mit dem diskurslinguistischen Mehr-Ebenen-Modell DIMEAN [2], wobei der Fokus in der intratextuellen Analyse auf Schlüsselwörter, Personenbezeichnungen, Implikaturen und Argumentationsmuster gelegt wird. Der Schwerpunkt der transtextuellen Ebene, d.h. der Bezug zu gesellschaftlichem Hintergrundwissen, liegt auf der Analyse von Frames und Topoi. Insgesamt liegt Datenmaterial von 5 Stunden 51 Minuten zur Auswertung vor.

Ergebnisse: Im Vortrag werden die Ergebnisse der intratextuellen Analyse präsentiert. Anhand ausgewählter Beispiele der wortorientierten, der propositionsorientierten und der textorientierten Analyse wird eine unterschiedliche Einschätzung der Gender Medizin unter den Ärzt*innen sichtbar.

Diskussion: Ein Teil der interviewten Ärzt*innen sieht in der Gender Medizin ein wichtiges evidenzbasiertes Hintergrundwissen, das zielgerichtete Angebote an die PatientInnen ermöglicht. Die zweite Gruppe steht der neuen Fachdisziplin kritisch bis ablehnend gegenüber. Implizite Aussagen und wiederkehrende Argumentationsmuster werden diskutiert.

Take Home Message: Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Kooperationen mit den ärztlichen Fachverbänden in der postgradualen Fortbildung für Allgemeinmediziner*innen in Erwägung zu ziehen sind und zielführend weiterentwickelt werden sollten.


Literatur

1.
Selting M, Auer P, Barth-Weingarten D, Bergmann J, Bergmann P, Birkner K, Couper-Kuhlen E, Deppermann A, Gilles P, Günthner S, Hartung M, Kern F, Mertzlufft C, Meyer C, Morek M, Oberzaucher F, Peters J, Quasthoff U, Schütte W, Stukenbrock A, Uhmann S. Gesprächsanalytisches Transkriptionssystem 2 (GAT 2). Gesprächsforsch. 2009;10:353-402.
2.
Warnke I, Spitzmüller J. Diskurslinguistik: eine Einführung in Theorien und Methoden der transtextuellen Sprachanalyse. Berlin, Bosten: de Gruyter; 2011.