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Der Testing Effect im Inverted Classroom – Prüfen um zu lernen
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Veröffentlicht: | 15. September 2021 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Forschungsergebnisse zum Testing Effect zeigen, dass das Lernen mit Prüfungsfragen zu besseren Lernergebnissen führt als das einfache Wiederholen eines Lernstoffs [1]. Dennoch wird der Testing Effect in der Lehre noch zu wenig genutzt, um Studierende beim Lernen zu unterstützen. Da die meisten Forschungsergebnisse zum Testing Effect aus Laboruntersuchungen stammen, haben wir diesen in einem curricularen Biochemie-Seminar unter realen Lehr-/Lernbedingungen eingesetzt und dessen Wirksamkeit überprüft.
Methoden: Das Seminar fand im etablierten Inverted Classroom (IC) Format statt. Für die Selbstlernphase wurden ergänzend zu bestehenden Lehrfilmen zwei zusätzliche Lernmaterialien entwickelt und jeweils einer Gruppe von Studierenden ausgehändigt: einen Reader, der die Inhalte der Lehrfilme zusammenfasste (79 Studierende), sowie Multiple-Choice Fragen (MCF) zur Überprüfung der Lehrfilminhalte (83 Studierende). Inhalt und Umfang von Reader und MCFs waren vergleichbar. Zu Beginn der Präsenzphase wurden die Lehrfilminhalte anhand eines Wissenstests (zusätzliche MCFs) überprüft und Daten zum Lernverhalten sowie zur Bewertung der zusätzlichen Lernmaterialien (Reader bzw. MCFs) eingeholt.
Ergebnisse: Obgleich die Vorbereitungsdauer beider Gruppen vergleichbar war, schnitten Studierende, die sich mit den MCFs vorbereitet hatten, bei der Leistungsmessung signifikant besser ab als Studierende, die sich mit dem Reader vorbereiteten. Des Weiteren wurden die MCFs als nützlicher und motivierender bewertet als der Reader. Auf die Leistungsmessung zu Beginn der Präsenzphase fühlten sich die Studierenden mit den MCFs besser vorbereitet als jene mit dem Reader.
Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass der Testing Effect genutzt werden kann, um das Lernen der Studierenden in einer LV zu unterstützen. Gerade in einem IC bietet der Testing Effect die Chance, die Studierenden für die Vorbereitung in der Selbstlernphase zu motivieren. Des Weiteren unterstützen unsere Ergebnisse jene einer Studie [2], dass der Testing Effect zur effektiven Prüfungsvorbereitung genutzt werden kann (Details siehe [3]). Limitierend ist anzumerken, dass durch den Einsatz zusätzlicher Lernmaterialien die Vorbereitungsdauer im IC ansteigt. Daher sollte auf einen angemessenen Umfang der Vorbereitungsmaterialien geachtet werden.
Take Home Message: Eine Leistungsmessung kann nicht nur den Lernstand erfassen, sondern unterstützt auch das Lernen.
Literatur
- 1.
- Roediger HL 3rd, Karpicke JD. The power of testing memory: Basic research and implications for educational practice. Perspect Psychol Sci. 2006;1(3):181-210. DOI: 10.1111/j.1745-6916.2006.00012.x
- 2.
- Szpunar KK, Khan NY, Schacter DL. Interpolated memory tests reduce mind wandering and improve learning of online lectures. Proc Natl Acad Sci U S A. 2013;110(16):6313-6317. DOI: 10.1073/pnas.1221764110
- 3.
- Schneider A, Kühl M, Kühl SJ. Utilizing research findings in medical education: The testing effect within a flipped/inverted biochemistry classroom. Med Teach. 2019;41(11):1245-1251. DOI: 10.1080/0142159X.2019.1628195