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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

16.-17.09.2021, Zürich, Schweiz (virtuell)

Innovatives Prüfungsangsttraining mit individueller SMS-Nachbetreuung („IPriS“) – Entwicklungs- und Evaluationsbericht

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Till Johannes Bugaj - Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik, Heidelberg, Deutschland
  • Maxi Schmitt - Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik, Heidelberg, Deutschland
  • Hans-Christoph Friederich - Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik, Heidelberg, Deutschland
  • Christoph Nikendei - Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik, Heidelberg, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, Schweiz, 16.-17.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV10-02

doi: 10.3205/21gma037, urn:nbn:de:0183-21gma0376

Veröffentlicht: 15. September 2021

© 2021 Bugaj et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Etwa 20% der Studierenden leiden unter Prüfungsangst, gerade in den ersten Semestern einer universitären Ausbildung. Trotz erheblicher Folgen für die Betroffenen, etwa dem vorzeitigen Studienabbruch, gibt es bisher nur unsystematische Bemühungen der medizinischen Fakultäten, das Thema aufzugreifen. Ziel dieser Studie ist die Konzeption, Implementierung und wissenschaftliche Evaluation eines innovativen, durch studentische Tutoren geleiteten Prüfungsangsttrainings mit einer individuellen SMS-Nachbetreuung.

Methoden: Die fakultativen Seminare (3 x 120 min.) werden seit dem WS 2017/18 für die Heidelberger Studierenden des vorklinischen Studienabschnitts angeboten. Seither haben n=43 Studierende an der begleitenden wissenschaftlichen Evaluation teilgenommen. Seminareffekte sowie die Effekte der SMS-Nachbetreuung wurden bisher im Verlauf (t0, t1, t2) mittels psychometrischer Fragebogenerhebung mit Instrumenten aus der Stress- und Prüfungsangst-Forschung (PAF zur Erfassung der Prüfungsangst, SAM zur Erfassung der Selbstaufmerksamkeit, PSQ-20 zur Erfassung des subjektiven Stressempfindens) erfasst. Erst nach Durchlauf der Seminare in der Gesamtgruppe erfolgte eine Randomisierung der Seminarteilnehmer in zwei Gruppen (motivationale SMS als „Nachbetreuung“ vs. keine Nachsorge).

Ergebnisse: Nach der Teilnahme am Prüfungsangstseminar waren die Studierenden signifikant weniger aufgeregt (p<0,01) und signifikant zuversichtlicher (p<0,01). Insgesamt erfolgte auch eine signifikante Abnahme der gesamten Prüfungsangst (p<0,01). Es zeigten sich keine Unterschiede in der Selbstaufmerksamkeit. Die empfunden Sorgen (p<0,05) nahmen, wie die empfundene Anspannung (p<0,01), signifikant ab. Das gesamte Stresserleben nahm signifikant ab (p<0,01). Eine erste explorative Datenanalyse konnte keine Unterschiede auf der psychometrischen Ebene hinsichtlich der optionalen SMS-Betreuung zeigen.

Diskussion: Die Ergebnisse weisen auf vielversprechende Erfolge des Seminars im Hinblick auf den Abbau von Prüfungsangst und Stressempfinden in der Gesamtgruppe der Medizinstudierenden hin. So waren die Studierenden nach den Seminaren im Mittel weniger aufgeregt, zuversichtlicher und insgesamt weniger prüfungsängstlich. Zudem berichteten sie im Mittel über weniger Sorgen, weniger Anspannung sowie einer geringeren subjektiv erlebten Stressbelastung. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es sich bei der Selbstaufmerksamkeit um ein stabiles Persönlichkeitsmerkmal handelt, welches durch die Intervention kaum verändert wird. Die SMS-Nachbetreuung konnte keine spezifischen Effekte auf psychometrischer Ebene zeigen.

Take Home Message: Bei entsprechenden Effekten und guter Akzeptanz durch die Studierenden wird eine dauerhafte Implementierung des tutorengeleiteten Prüfungsangsttrainings angestrebt.