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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

16.-17.09.2021, Zürich, Schweiz (virtuell)

Vorhersage des vorklinischen Studienerfolgs durch Abiturnote, TMS und Berufsausbildung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Dorothee Amelung - Medizinische Fakultät Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
  • Simon Zegota - Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland
  • Tim Wittenberg - Medizinische Fakultät Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
  • Tobias Raupach - Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland
  • Martina Kadmon - Medizinische Fakultät Augsburg, Augsburg, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, Schweiz, 16.-17.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV01-01

doi: 10.3205/21gma001, urn:nbn:de:0183-21gma0013

Veröffentlicht: 15. September 2021

© 2021 Amelung et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Die Hochschulzugangsberechtigung (HZB), der Test für medizinische Studiengänge (TMS) und die Berufserfahrung werden in dieser Kombination an derzeit über der Hälfte der medizinischen Fakultäten zur Studierendenauswahl eingesetzt. Aktuell fehlen jedoch multizentrische Daten zu ihrer gemeinsamen und jeweils inkrementellen Vorhersagegüte. In der vorliegenden Studie überprüfen wir an den beiden Standorten Heidelberg und Göttingen, ob alle drei Kriterien die Studienleistungen der ersten zwei Studienjahre vorhersagen können.

Methoden: Retrospektiv wurden die Daten aller Medizinstudierenden der Kohorten ab 2013/14 an den Standorten Göttingen und Heidelberg analysiert. Dabei wurden nur die Studierenden in die Analysen eingeschlossen, für die Angaben zu den drei Kriterien HZB, TMS und Berufsausbildung (ja/nein) sowie Prüfungsdaten bis zum Ende des 2. Studienjahres vorlagen (N=1073). Der Studienerfolg wurde als mittlerer Prozentrang über alle Prüfungen der ersten zwei Studienjahre hinweg definiert.

Ergebnisse: Eine positive Vorhersage des Studienerfolgs durch die Note der HZB (β=0.38, p<0.001) und das TMS-Ergebnis (β=0.28, p<0.001) konnte nachgewiesen werden. Zudem wurde das Ergebnis von Kadmon & Kadmon [1] bestätigt, nachdem Abiturschlechtere mit sehr gutem TMS-Ergebnis ähnlich gute Studienerfolge erzielen wie die Abiturbesten (Interaktion HZB und TMS: β=0.07, p<0.001). Erstmalig konnte außerdem ein positiv prädiktiver Zusammenhang zwischen dem Vorliegen relevanter berufspraktischer Erfahrung und dem Studienerfolg nachgewiesen werden (β=0.27, p=0.032). Ein Regressionsmodell mit den drei Auswahlkriterien sowie Alter und Geschlecht klärt 17% der Varianz im Studienerfolg auf.

Diskussion: Die Ergebnisse stützen den breiten Einsatz von HZB, TMS und Berufsausbildung in der Studierendenauswahl Humanmedizin. Die Rolle der berufspraktischen Vorerfahrung sollte jedoch noch differenzierter untersucht werden, da in früheren Analysen keine positive Prädiktionskraft durch dieses Kriterium beobachtet wurde. Niedrige Fallzahlen, Stichprobenunterschiede oder vermittelnde Variablen wie z.B. Berufstätigkeit könnten die Ursache dafür sein.

Take Home Messages: Die Kriterien HZB, TMS und Berufsausbildung sagen den Studienerfolg der ersten zwei Studienjahre vorher. Insbesondere in Bezug auf die Rolle der berufspraktischen Vorerfahrung ist jedoch weitere Forschung nötig. Um diese im Kontext geringer Fallzahlen sowie der Unterschiedlichkeit von Auswahlprozessen zwischen Fakultäten zu ermöglichen, sind multizentrische Ansätze unabdingbar.


Literatur

1.
Kadmon G, Kadmon M. Academic performance of students with the highest and mediocre school-leaving grades: does the aptitude test for medical studies (TMS) balance their prognoses? GMS J Med Educ. 2016;33(1):Doc7. DOI: 10.3205/zma001006 Externer Link