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Effekte des Teddybärkrankenhauses Mainz auf die Professionalität und den kinderchirurgischen Wissenserwerb und -erhalt von Medizinstudierenden
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Veröffentlicht: | 20. September 2019 |
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Einleitung: Professionelles Verhalten und Kommunikation gehören zu den Kernkompetenzen des ärztlichen Berufes und sind von großer Bedeutung für eine stabile und vertrauensvolle Arzt-Patienten-Beziehung. Daher ist es deren Erwerb und Vermittlung bereits während des Medizinstudiums sinnvoll. Auch sind zur Weiterentwicklung des Medizinstudiums innovative Lehrkonzepte gefragt, die neben der Vermittlung von Kernkompetenzen auch den Wissenserwerb und -erhalt fördern. Bei dem studentisch organisierten Projekt „Teddybärkrankenhaus“ (TH) behandeln Medizinstudierende kranke oder verletzte Kuscheltiere von Kindergartenkindern und interagieren mit diesen. Obwohl dieses Projekt weltweit angeboten wird, wurden bis dato nur die Effekte des TH auf Kinder untersucht.
Material und Methoden: In Mainz werden jährlich 1.400 Kindergartenkinder mit ihren kranken und verletzten Kuscheltieren, die von Medizinstudierenden als Teddydoktoren (TD) untersucht, operiert und verarztet werden, eingeladen. Die Kinder nehmen die Position der Eltern ein.
Die Experimentalgruppe wurde aus Studierenden, die an der Teddyklinik 2018 als TD teilnahmen und die chirurgische Klausur am Ende des 8. Fachsemester bestanden hatten, rekrutiert. Diese behandelten unter Supervision zwei Kuscheltiere, von denen eines an einem ausgewählten kinderchirurgischen Krankheitsbild litt. Die Professionalität wurde jeweils danach von den Studierenden selbst sowie vom Beobachter anhand eines Fragebogens [1] eingeschätzt. Drei Wochen später füllten die Studierende einen Test mit 20 Multiple-Choice (MC) Fragen zu kinderchirurgischen Krankheitsbildern aus. Die Leistungen wurden mit denen einer Kontrollgruppe, die nicht als TD an der TH 2018 teilnahmen, verglichen.
Ergebnisse: In der Experimentalgruppe (n=16, weiblich 15, Alter 24 Jahre, Fachsemester 9,6, medizinische Vorbildung bei 18,7%) konnte eine Steigerung der selbsteingeschätzten Professionalität um 4,2 Punkte (95% CI 1,6-6,8; p<0,004) und der vom Beobachter wahrgenommenen Professionalität um 4,7 Punkte (95% CI 0,82-8,6; p>0,021) festgestellt werden. Im MC-Test erzielte die Experimentalgruppe die Durchschnittsnote 4,1 und die Kontrollgruppe (n=32, weiblich 23, Alter 25,6 Jahre, Fachsemester 9,6, medizinische Vorbildung bei 43,7%) die Note 4,6 (p<0.192). 62,5% der Experimental- und nur 50% der Kontrollgruppe bestanden den Test.
Schlussfolgerung: Wir konnten zeigen, dass Studierende professionelle Verhaltensmuster durch die Teilnahme am TH als TD erlernen und verbessern können. Leider konnte kein positiver Effekt auf den Wissenserwerb und -erhalt dargestellt werden. Dies sollte jedoch nochmals in einer Studie mit einer höheren Teilnehmeranzahl reevaluiert werden. Nichtsdestotrotz stellt dieses Projekt eine vielseitige Lernplattform für Medizinstudierende dar und die Teilnahme als TD sollte unterstützt werden.