gms | German Medical Science

23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

01. - 03.09.2022, Lübeck

PROTECT – Vermeidung von freiheitsentziehenden Maßnahmen im akutstationären Setting: eine Cluster-randomisierte kontrollierte Pilotstudie

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • Susan Gottschalk - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Deutschland
  • Gabriele Meyer - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Deutschland
  • Jens Abraham - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Deutschland

Evidenzbasierte Medizin für eine bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung. 23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Lübeck, 01.-03.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22ebmPOS-1_5-08

doi: 10.3205/22ebm089, urn:nbn:de:0183-22ebm0890

Veröffentlicht: 30. August 2022

© 2022 Gottschalk et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund/Fragestellung: Freiheitsentziehende Maßnahmen (FEM) werden regelmäßig im Krankenhaus angewendet, obwohl wissenschaftliche Belege für ihre Wirksamkeit und Sicherheit fehlen. Die Anwendung ist hingegen mit unerwünschten Ereignissen wie Mobilitätseinschränkungen, Inkontinenz und Verletzungen für die Patient:innen assoziiert. Wir haben eine komplexe Intervention zur Vermeidung von FEM für den akutstationären Bereich anhand des Modells zur Entwicklung und Evaluation komplexer Interventionen des UK Medical Research Council (MRC) entwickelt und einer Machbarkeitsüberprüfung unterzogen. Die Intervention beinhaltete u.a. eine Qualifizierung von ausgewählten Pflegenden als Multiplikator:innen und eine interprofessionelle Kurzschulung. Insgesamt erwies sich die Intervention als durchführbar und wurde als überwiegend positiv von den Zielgruppen beurteilt. Deutlich wurde auch, dass eine Weiterentwicklung der Intervention und der Studienabläufe erforderlich ist.

Das Ziel von PROTECT ist es, die komplexe Intervention weiterzuentwickeln und zu pilotieren. Darüber hinaus zielt die Pilotstudie darauf ab, Studienprozeduren (z.B. Rekrutierungsstrategie, Datenerhebungsmethode, Implementierungsstrategie) zu verbessern und Daten zur Bestimmung einer Stichprobengröße in Vorbereitung einer zukünftigen Wirksamkeitsstudie zu sammeln. Die Studie wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Förderprogramms zur Stärkung der Pflegeforschung gefördert (Fkz: 01GY2008).

Methoden: In einer Vorbereitungsphase wird zunächst u.a. mittels Fokusgruppen und Einzelinterviews mit den Zielgruppen (z.B. Pflegende, ärztliches Personal, Patient:innen) der konkrete Anpassungsbedarf der Intervention und der Umsetzungsstrategien exploriert und auf Grundlage der Ergebnisse diese entsprechend überarbeitet. Anschließend wird eine Cluster-randomisierte kontrollierte Studie mit einer sechsmonatigen Beobachtungszeit durchgeführt. Sechs bis acht Krankenhäuser in der Region Halle (Saale)/Leipzig mit voraussichtlich 28 Stationen und 924 Patient:innen sollen eingeschlossen werden. Eine sorgfältige Prozessevaluation mit quantitativen und qualitativen Methoden ist geplant.

Vorläufige/erwartete Ergebnisse, Ausblick: Es wird erwartet, mit der angepassten Intervention eine Reduktion der FEM-Prävalenz in der Interventionsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe mit Standardversorgung zu erzielen, ohne unerwünschte Wirkungen wie Stürze, Therapieunterbrechungen (z.B. versehentliches Entfernen von Zu- und Ableitungen) oder Gabe von Psychopharmaka zu verursachen.

Interessenkonflikte: Es bestehen keine Interessenskonflikte.