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23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

01. - 03.09.2022, Lübeck

Über diesen Kongress

Grußwort

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe EbM-Netzwerk-Mitglieder, liebe EbM-Interessierte!

Die zentralen Umbrüche unserer Zeit, sei es durch den demografischen Wandel, den technologischen Fortschritt oder die globalen politisch-wirtschaftlichen und ökologischen Krisen, berühren ganz unmittelbar das „Gut“ Gesundheit und den gesundheitlichen Versorgungsbedarf. Es stellen sich dringender denn je Fragen danach, woran ein Bedarf für gesundheitliche Versorgung eigentlich bemessen werden kann und soll, was eine bedarfsgerechte Versorgung bedeutet und wie sie gewährleistet werden kann.

Das ureigene Ziel der evidenzbasierten Medizin (EbM) ist es, Entscheidungen über die Ressourcenzuteilung und -verteilung in der Gesundheitsversorgung auf der Basis des besten verfügbaren wissenschaftlichen Wissens und unter systematischer Berücksichtigung der Präferenzen und Bedürfnisse beteiligter Personen bzw. Personengruppen zu unterstützen, auf der Mikroebene der individuellen Behandlung ebenso wie auf der Makroebene gesundheitspolitischer Entscheidungen.

Damit das Potenzial der EbM für Entscheidungen so unterschiedlicher Reichweite genutzt werden kann, gilt es, entscheidungsrelevante Forschungsergebnisse zu generieren sowie adressatengerecht zusammenzufassen und bereitzustellen. Ebenso ist die Anwendung evidenzbasierter Informationen auf allen Ebenen – inklusive der politischen Willensbildung und Gesetzgebung – zu unterstützen und die Qualität der Gesundheitsversorgung mit robusten Methoden zu evaluieren und auf bestmöglicher Informationsbasis weiterzuentwickeln. In all diesen Aufgaben wird die EbM aktuell methodisch wie strukturell herausgefordert. Die Entscheidungsgrundlagen und -prozesse in der Bewältigung der Covid-19-Pandemie haben dies beispielhaft demonstriert.

Jüngere Entwicklungen belegen jedoch auch, dass das Methodeninventar der EbM mit neu auftretenden oder ins Bewusstsein tretenden Fragen und neuen wissenschaftlichen und technologischen Entwicklungen wächst und an Differenziertheit gewinnt. In Reaktion auf sich verändernde Bedürfnisse und Bedarfe in der Gesundheitsversorgung wurden und werden neue Versorgungsformen konzipiert und erprobt. Hierfür stehen etablierte Methoden zur Untersuchung komplexer Interventionen zur Verfügung. Unter dem akuten Informations- und Entscheidungsdruck im Zuge der Pandemie wurden Methoden und Kanäle für die zeitnahe Wissensbereitstellung, -synthese und -verbreitung adaptiert oder neu erschlossen und in die öffentliche Wissenschaftskommunikation eingebracht, als Stichworte seien hier „Rapid Reviews“, „Preprints“ oder „Living Guidelines“ genannt. Inwieweit diese Aktivitäten und Ressourcen eine evidenzbasierte, bedarfsgerechte Versorgung unterstützen und welche Konsequenzen sie für die EbM-Methodik haben, bleibt im Auge zu behalten.

Das Programm der 23. Jahrestagung des EbM-Netzwerks greift diese und andere aktuellen Entwicklungen und Debatten auf. In rund 200 Beiträgen, darunter drei Plenarvorträgen, zwanzig Symposien und Workshops sowie knapp fünfzig Kurzvorträgen, werden methodische Ansätze und Potenziale der EbM für evidenzbasiertes Entscheiden auf allen Ebenen der Gesundheitsversorgung vorgestellt und diskutiert.


Wir freuen uns auf einen anregenden, impulsreichen Austausch mit Ihnen in einer herausfordernden Zeit.

 

Prof. Katrin Balzer
Universität zu Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie
Sektion für Forschung und Lehre in der Pflege
Lübeck, Deutschland
Kongresspräsidentin